Neste-CEO Heikki Malinen

Der Mann für schwierige Fälle

Neste, weltweit führender Hersteller von nachhaltigem Flugbenzin, steckt in Schwierigkeiten. CEO Heikki Malinen soll es nun richten.

Der Mann für schwierige Fälle

Der Mann für schwierige (finnische) Fälle

lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

In der Luftfahrtbranche sucht man händeringend nach nachhaltigem Flugbenzin. Die Vorgaben beispielsweise der Europäischen Union sind klar: Es muss über die Jahre immer mehr sogenanntes SAF (Sustainable Aviation Fuel) zugetankt werden, um die Airlines auf bessere Klimaverträglichkeit zu trimmen. Die Menge an SAF, die dafür benötigt würde, ist aber bisher nicht vorhanden. Einem Unternehmen wird deshalb vermutlich eine Schlüsselrolle zukommen: der finnischen Ölraffinerie- und Biokraftstoff-Firma Neste, die sich selbst als weltweit führenden Hersteller von nachhaltigem Flugzeugtreibstoff bezeichnet.

Schwache Leistung

Mit dieser Selbsteinschätzung dürften die Finnen vermutlich richtig liegen, denn bisher wird an anderer Stelle kaum in industriellem Maßstab SAF erzeugt. Doch Neste steckt trotz dieser Pionierrolle in Schwierigkeiten. Zuletzt musste das Unternehmen den Abbau von 600 Stellen vermelden, nachdem im Schlussquartal 2024 ein Verlust erwirtschaftet worden war. „Unsere derzeitige finanzielle Leistung ist schwach und nicht nachhaltig“, sagte Heikki Malinen, der Neste seit dem vergangenen Jahr als CEO und Präsident führt. Zuvor hatten die Finnen ihre Prognosen für die Rendite im Laufe des vergangenen Geschäftsjahres dreimal nach unten korrigieren müssen.

Malinen spricht von schwierigen Marktbedingungen, die sich in sinkenden Preisen für die nachhaltigen Produkte spiegeln. Angesichts der konjunkturellen Schwierigkeiten werden weltweit die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit zurückgefahren, das dürfte Unternehmen wie Neste auch im laufenden Jahr belasten. Das sehen anscheinend auch die Investoren so, der Aktienkurs des Unternehmens war im vergangenen Jahr um mehr als 65% abgerutscht und bewegt sich 2025 bisher ebenfalls abwärts.

Kein Freifahrtschein

Malinen (63) hatte das Ruder bei Neste als Nachfolger von Matti Lehmus erst im Oktober 2024 übernommen. Das Unternehmen kannte er da aber bereits gut, saß er doch zuvor schon im Board of directors von Neste. In Finnland gilt der 1962 geborene Manager offenbar als Mann für die schwierigen Fälle. In der Coronakrise war er Chef des Stahlriesen Outokumpu geworden, vorher hat er die staatseigene finnische Post geführt. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist dem Neste-CEO nicht fremd, bei Outokumpu hatte man unter seiner Ägide bereits auf emissionsärmeren Edelstahl gesetzt.

Einen Freifahrtschein hat Wirtschaftswissenschaftler Malinen, der einen MBA der Harvard Business School besitzt und für McKinsey in den USA gearbeitet hat, aber dennoch nicht. Ein für ihn zuletzt vorgeschlagenes Vergütungspaket hatte die finnische Regierung als überzogen und unvereinbar mit der Politik in Staatsunternehmen bezeichnet. Unter anderem geht es bei der Kritik um eine Zusatzrente für Malinen, was der Staat bei Führungskräften in Unternehmen, die ihm gehören, generell ablehnt. Der Staat besitzt letzten Angaben zufolge rund 44% an Neste, über Änderungen an dem Vergütungspaket nach der staatlichen Kritik ist indes nichts bekannt.