Unruhe bei Stahlhersteller

Salzgitter sucht neuen Aufsichtsratschef

Heinz-Gerhard Wente hat seinen Posten als Salzgitter-Aufsichtsratschef aufgegeben. Der 74-Jährige war noch bis 2028 gewählt, hatte den Schritt aber offenbar intern angekündigt.

Salzgitter sucht neuen Aufsichtsratschef

Salzgitter sucht neuen Aufsichtsratschef

ste Hamburg

Bei der Salzgitter AG steht nach vielen Jahren eine personelle Veränderung im Aufsichtsrat an: Heinz-Gerhard Wente, seit 2016 Vorsitzender des Aufsichtsrats, hat sein Mandat im Kontrollgremium mit Wirkung zum 4. Oktober 2025 aufgegeben. Konkrete Gründe für den vorzeitigen Abschied des 74-Jährigen gab der zweitgrößte deutsche Stahlhersteller nicht an. Gewählt war Wente noch bis 2028.

Abschied 2023 angekündigt

Das Land Niedersachsen, mit einem Anteil von 26,5% Großaktionär, verwies auf Anfrage darauf, dass Wente bereits bei seiner letzten Wahl im Jahr 2023 intern angekündigt habe, sein Mandat zur Hälfte der aktuellen Amtsperiode niederlegen zu wollen. „Für diese Entscheidung gebührt ihm Respekt“, kommentierte ein Sprecher von Finanzminister Gerald Heere die Personalie. Der Grünen-Politiker gehört dem Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats an, der sich aktuell mit der Nachfolge von Wente befasse, wie weiter verlautete.

Bei dem SDax-Unternehmen fällt der Abgang des Diplom-Kaufmanns, der mehr als dreieinhalb Jahrzehnte für Continental arbeitete und von 2007 bis 2015 dem Vorstand des Automobilzulieferers und Reifenherstellers aus Hannover angehörte, in eine schwierige Phase. Sowohl für die Salzgitter AG wie auch für die Stahlindustrie in Deutschland insgesamt ist die Situation herausfordernd.

Rote Zahlen

2024 litt Salzgitter im Stahlbereich unter der ausbleibenden Konjunkturerholung, Importdruck und hohen Energiekosten. Nach einem Konzernverlust von -348 Mill. Euro, der auch aufgrund negativer Sondereffekte zustande kam, kündigte das Unternehmen eine Ausweitung eigener Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung an. Die DZ Bank stufte Mitte Juni ihre Anlageempfehlung für die Salzgitter-Aktie von „Kaufen“ auf „Halten“ zurück und senkte das Kursziel von 28 auf 21,50 Euro. Zur Begründung für diesen Schritt hieß es, dass steigender Importdruck, wieder rückläufige Warmbandpreise in Nordeuropa und eine schwache europäische Konjunktur sowie hohe Unsicherheit die aktuelle Lage belasteten.

Zudem sorgten in den vergangenen Monaten Gespräche eines Bieterkonsortiums um Großaktionär Günter Papenburg mit dem Vorstand über eine mögliche Übernahme der Salzgitter AG für Unruhe. Die Gespräche über mögliche Pläne erklärte das Unternehmen am 11. April zwar für beendet – es gebe „signifikant unterschiedliche Vorstellungen“ über den aktuellen und zukünftigen Wert der Salzgitter AG, hieß es. Doch abgehakt ist das Thema nicht.

Vorstandschef am Pranger

Anlässlich der Hauptversammlung am 22. Mai forderte der Hannoveraner Bauunternehmer Papenburg, den seit 2021 amtierenden Salzgitter-Vorstandsvorsitzenden Gunnar Groebler abzulösen. Moniert wurde unter anderem eine angeblich mangelnde Fokussierung Groeblers auf die Aufgaben als Salzgitter-Chef. Das Land Niedersachsen stellte sich indes hinter den Vorstandsvorsitzenden.

In der Mitteilung zum Abschied Wentes danken der Aufsichtsrat, dem auch Vertreter von Günter Papenburg angehören, und der Vorstand dem bisherigen Aufsichtsratschef für die „langjährige und engagierte Arbeit an der Spitze des Gremiums und die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit“. Mit großer Umsicht und strategischem Weitblick habe Wente „entscheidende Impulse in der Arbeit des Aufsichtsrats gesetzt“.

Zu den Positionen von Günter Papenburg, der der „Braunschweiger Zeitung“ nach der Salzgitter-Hauptversammlung gesagt hatte, er habe mit dem Land und den Beschäftigten des Unternehmens eine gemeinsame Linie finden wollen und keine feindliche Übernahme angestrebt, teilte das Finanzministerium mit, Diskussionen dieser Art werde das Land intern in den zuständigen Gremien führen. Die Salzgitter AG, die bei ihrem Milliardenprojekt zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion durch den Bund und das Land Niedersachsen unterstützt wird, richtet sich neben den Bereichen Klimaschutz und Infrastruktur gezielt auf Projekte im wachsenden Rüstungssektor aus.