Spanien

Santander macht Mexiko-Chef zum neuen CEO

Bei Spaniens Branchenprimus hatte sich seit langem eine interne Lösung für die Nachfolge von José Antonio Álvarez abgezeichnet. Im neuen Jahr wird Héctor Grisi CEO hinter Ana Botín.

Santander macht Mexiko-Chef zum neuen CEO

Von Thilo Schäfer, Madrid

Spaniens größte Bank ist auf der langen Suche nach einem neuen CEO fündig geworden. Der Mexikaner Héctor Grisi wird ab 1. Januar die Geschäfte bei Santander übernehmen, wie das Kreditinstitut am Freitag mitteilte. Seit Monaten wurden auch externe Kandidaten geprüft, doch lag die Präferenz klar auf jemandem aus dem eigenen Hause. Das liegt auch an dem Debakel um die gescheiterte Verpflichtung des Italiener Andreas Orcel vor vier Jahren, die vor Gericht endete.

Der gegenwärtige CEO, José Antonio Álvarez, sollte und wollte schon 2019 zugunsten Orcels in die zweite Reihe treten, blieb nach dem Krach über die Personalie aber im Amt. Nun ist die Wahl des Aufsichtsrats auf den 55-jährigen Grisi gefallen. Gegenüber den anderen Kandidaten konnte der Mexikaner mit seinem Erfolg als Leiter der Santander-Tochter in seinem Heimatland punkten, das an Gewicht innerhalb der Gruppe zugenommen hat. Der in Mexiko-Stadt geborenen Banker studiere dort und in Kanada Finanzwirtschaft. Der dreifache Familienvater arbeitet 18 Jahre lang für Credit Suisse in der Region und war CEO und Chairman für Mexiko, bevor er 2015 zu Santander wechselte. Dort konnte er die Zahl der Kunden um 50% auf 10 Millionen erhöhen und die bereinigte Rendite auf 31% anheben. Seit 2019 ist Grisi außerdem Leiter der Division Nordamerika. Das US-Geschäft hat sich von seinen früheren Problemen erholt und hat zuletzt sogar die Tochter in Brasilien als Wachstumsmotor der Spanier überholt.

„Er bringt einen unnachgiebigen Fokus auf die Kunden mit, nachgewiesene Führungsqualitäten bei der besseren Verknüpfung der Aktivitäten der Bank und eine solide Bilanz bei der Verbesserung von Wachstum und Rentabilität“, hieß es in der Mitteilung von Santander zum Führungswechsel. Während sich das Geschäft von Spaniens Branchenprimus in Europa langsam vom langen Negativzinsfeld erholt, hat man in Nordamerika robuste Wachstumszahlen vorzuweisen. In Mexiko ist Santander an der Citi-Tochter Banamex interessiert, die zum Verkauf steht. Sollte die Übernahme glücken, wäre dies ein Quantensprung in einem Markt, den Grisi perfekt kennt und der nach Ansicht von Experten großes Wachstumspotenzial bietet. Santander ist der einzige ausländische Interessent. Mexikos linker Präsident Andrés Manuel López Obrador hat zuletzt jedoch betont, dass er eine nationale Lösung für Banamex bevorzuge.

Grisi wird mehr Kompetenzen von der Vorsitzenden von Santander, Ana Botín, übernehmen. Damit kommen die Spanier den Forderungen der Europäischen Zentralbank nach, die seit langem das spanische Führungsmodell bemängelt. Demnach hat die Vorsitzende des Verwaltungsrates gleichzeitig exekutive Funktion und der CEO ist de facto die Nummer Zwei. Botín wird nach dem neuen Modell jedoch die Zuständigkeit für die strategische Führung der Bank beibehalten, während Grisi sich ums Tagesgeschäft kümmern soll.

Der Mexikaner ist der dritte CEO, seit Botín 2014 nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters Emilio Botín den Vorsitz von Spaniens größtem Geldinstitut übernahm. Kurz darauf setzte sie überraschend Javier Marín als CEO ab und ersetzte ihn durch den damaligen Finanzvorstand Álvarez. Ende 2018 gab Santander die Verpflichtung von Orcel bekannt, der das Investment Banking bei UBS führte. Doch kurz vor dem Wechsel machte Santander einen Rückzieher und gab als Grund die zu hohen Gehaltsforderungen des Italieners an. In Branchenkreisen heißt es jedoch, dass es zwischen Botín und Orcel auch erhebliche Differenzen um die Kompetenzaufteilung gegeben haben soll. Orcel, der seit einem Jahr CEO der italienischen Unicredit ist, zog vor Gericht und bekam schließlich eine Entschädigung von 54 Mill. Euro zugesprochen.

Álvarez wird Santander nach über 20 Jahren erhalten bleiben, als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates ohne exekutive Funktionen. Er werde Grisi in dem halben Jahr bis zu Stabsübergabe auf die neuen Aufgaben einarbeiten, hieß es.

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