"Ein iPhone allein reicht leider nicht aus"
Die Vorzeigeunternehmen aus der Technologiebranche sind vom Einbruch der Märkte nicht sehr stark betroffen, sagt Bernd Köcher, Senior-Sektor-Analyst Technologie bei Deka Investment.- Herr Köcher, der Technologiesektor hat sich in den vergangenen Wochen stark entwickelt. Was treibt den Markt?Ende Februar wurde offensichtlich, dass viele Technologiefirmen zu vorsichtig bei ihren Prognosen waren und sich der Konsument beim Kauf von Elektronik weniger stark einschränkte als erwartet. Gekoppelt mit sehr gutem Kostenmanagement zeigen Technologiefirmen weniger Gewinnrückgänge, als aus der Vergangenheit abzuleiten gewesen wäre. Die Vorzeigeunternehmen der Branche sind aufgrund ihrer Innovationsfähigkeit oder ihrer Marktstellung deutlich weniger vom Einbruch der globalen Märkte betroffen.- Inwiefern hängt die Hausse mit den globalen Konjunkturprogrammen zusammen?Generell sind die Konjunkturprogramme weniger entscheidend. Einen erheblichen Einfluss hat jedoch das chinesische Stimulusprogramm, welches einen Großteil der Mehrwertsteuer auf Konsumelektronik erstattet. Dies hat die Nachfrage nach PCs, Flachbildfernsehern und Mobiltelefonen angekurbelt. Einen weiteren indirekten Effekt kann man in den Konjunkturprogrammen wie der Abwrackprämie sehen. Die zusätzlichen Staatsausgaben sichern Arbeitsplätze und helfen somit, das Konsumentenvertrauen nicht noch weiter einbrechen zu lassen.- Welche Bereiche haben innerhalb des Sektors noch besonderes Potenzial? In jedem Zyklus bilden sich im Technologiesektor neue Technologieführer heraus. Entscheidend für den Erfolg ist in Zukunft mehr und mehr die intelligente Verbindung von Hardware, Software und Dienstleistungen in einem Produkt. Deshalb kommt es stark auf die Betrachtung der einzelnen Unternehmen an.- Im vergangenen Jahr haben Technologietitel stark abgewertet. Sehen wir derzeit eine Kurskorrektur oder den Beginn einer Rally?Mit dem neuen Kostenbewusstsein der Technologiefirmen, einer sich beschleunigenden Konsolidierung und dem zyklischen Erholungspotenzial scheint sich die Zukunft des Sektors aufzuhellen. Was dem Sektor zum Durchbruch fehlt, sind neue innovative Produkte und Anwendungen wie Internet, E-Mail und das Mobiltelefon in den neunziger Jahren. Ein iPhone allein reicht leider nicht aus.- Wie viel Potenzial hat der Sektor noch, und wo sehen Sie Risiken für die Anleger?Durch die höhere Bedeutung der Konsumelektronik für den Technologiesektor ist die Abhängigkeit vom gesamten Konjunkturzyklus deutlich größer. Außerdem sind Einzelaktienengagements aufgrund der hohen Schwankungen der Aktienkurse deutlich riskanter als ausbalancierte Portfolien wie beispielsweise ein Technologiefonds.—-Die Fragen stellte Martin Hampel.