Von Armin Schmitz, Frankfurt Der chinesische Aktienmarkt zeigt klare Zeichen einer Überhitzung. Nach einem Anstieg des Shanghai Composite von 130 % im Jahr 2006 befürchten Experten eine größere Korrektur und empfehlen ein Ausweichen auf die Börse Taiwans. Der MSCI Emerging Markets hat sich in den vergangenen fünf Jahren um 140 % besser entwickelt als der TWSE, das Marktbarometer des Aktienmarkts in Taipeh. Dort sind die Aktien wesentlich preiswerter als die anderer Schwellenländer, die mit einem 30- bis 50fachen der Gewinne bewertet werden. Der TWSE ist mit einem Anteil von 70 % sehr stark fokussiert auf Technologiewerte. Diese sind zum großen Teil mit ihrem Know-how weltweit führend. 95 % aller weltweiten PCs werden im früheren Formosa produziert, 85 % der Notebooks und 30 % der Handhelds. Eine Ähnlichkeit mit dem deutschen Neuen Markt besteht jedoch nicht. Die Technologiewerte werden mit einer Dividendenrendite von durchschnittlich 4 % und einer Bewertung von 12 gehandelt. Ausländische Investoren waren unter anderem der in Taiwan gängigen Praxis einer jährlichen Ausgabe von Aktienoptionen an die Mitarbeiter gegenüber kritisch. Aber diese Praktik ist nun eingestellt worden. Die politische Lage Taiwans mit dem Konfrontationskurs zu China führte insgesamt zu einem Bewertungsabschlag gegenüber anderen asiatischen Aktienmärkten. Hoffnungsträger Die Situation wird sich wahrscheinlich im Jahr 2008 bei der nächsten Wahl ändern. Beobachter erwarten, dass der Bürgermeister von Taipeh Ma Ying-Jeou die Präsidentenwahl gewinnen wird, was eine Reihe von Bedenken der Anleger beseitigen würde. So dürfte sich bei einem Führungswechsel in Taiwan auch das Verhältnis zu China verbessern. Dann würden sich auch die wirtschaftlichen Beziehungen zur Volksrepublik positiv entwickeln. Geht es nach den Analysten von Morgan Stanley, wird es durch Verbesserung des politischen Klimas und die Beseitigung des Aktienoptionsproblems zu einer Neubewertung des Aktienmarkts Taiwan kommen. Für Arjun Divecha, Manager des GMO Emerging Markets Fund, hat sich Taiwan von einem Fabrikationszentrum zu einer Denkfabrik entwickelt, was einen Bewertungsaufschlag rechtfertigt. I-Phone-ProfiteurEin großer Hoffnungsträger ist sicherlich Hon Hai Precision, der weltweit größte Auftragsfertiger. Der Umsatz soll nach Schätzungen von Thomson Financial 2006 bei etwas mehr als 38 Mrd. Dollar gelegen haben. Er ist nicht nur der größte Produzent von PCs, sondern montiert auch den I-Pod, Apples erfolgreichen MP3-Player. Die Hon-Hai-Tochter Foxconn International wird wahrscheinlich auch das neue I-Phone von Apple montieren. Nach Schätzungen von Goldman-Sachs-Analyst Henry King könnte das I-Phone Hon Hai 2007 bis zu 5 % zusätzlichen Umsatz bringen. Ein Grund für den Erfolg des Unternehmens ist die starke vertikale Integration. Mit einem KGV von 11 gilt der Wert als niedrig bewertet. Interessant ist auch Taiwan Semiconductor Manufacturing, kurz TSMC. Sie ist der weltgrößte Auftrags-Chiphersteller und hat einen Marktanteil von etwa 50 %. Aufgrund der Größe kann das Unternehmen der Industrie ihre Preise diktieren. Obwohl der Konzern in den vergangenen fünf Quartalen Gewinnsteigerungen von 33 bis 50 % vermeldete, wurden die Prognosen für 2007 von den Experten um 20 % gesenkt. Mit einem KGV von 14, einer Dividendenrendite von 5 % und einem Cashbestand von 3,5 Mrd. Dollar ist der Wert trotzdem attraktiv. Ist Anlegern die Auswahl von Einzelaktien zu hoch, besteht die Möglichkeit, über ein passives Index-Zertifikat auf den MSCI Taiwan (siehe Tabelle, DE000GS0J2L7) diversifiziert in diesen asiatischen Aktienmarkt zu investieren. Eine andere Alternative ist das neue Taiwan Total Return Index-Zertifikat von DWS Go (DE000DWS0GB2). Das Produkt basiert auf dem von dem Asienspezialisten Thomas Gerhardt aktiv gemanagten Index. Er fokussiert sich auf Unternehmen, die eine Marktkapitalisierung von 200 Mill. Dollar und ein durchschnittliches tägliches Handelsvolumen von 1,5 Mill. Dollar haben.