Den Weg in eine kohlenstoffarme Zukunft ebnen
Den Weg in eine kohlenstoffarme Zukunft ebnen
Den Weg in eine kohlenstoffarme Zukunft ebnen
Transition Finance kommt eine zentrale Rolle zu, um die Klimaziele der EU zu verwirklichen und somit eine wettbewerbsfähigere Kapitalmarktunion zu schaffen
In den vergangenen zehn Jahren hat sich nachhaltige Finanzierung rasant von einer Nische zu einem zentralen Bestandteil der Kapitalmärkte entwickelt. Im Jahr 2024 erreichten nachhaltige Anleiheemissionen ein Volumen von 878 Mrd. Euro. Diese Instrumente haben enorme Kapitalströme in erneuerbare Energien, saubere Mobilität und andere CO2-arme Infrastrukturen gelenkt. Doch mit zunehmender Marktreife ergeben sich auch neue Herausforderungen – insbesondere für schwer zu dekarbonisierende Sektoren, die laut dem Weltwirtschaftsforum rund 25 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verursachen.
Gleichzeitig verändert sich auch das politische Umfeld. In manchen Regionen ist nachhaltige Finanzierung zu einem polarisierten Thema geworden, während europäische Regulierungsbehörden ihre Rahmenbedingungen verfeinern, um Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten und gleichzeitig Kapital in Richtung Klimaziele zu lenken.
Börsen dürfen in der Klimawende keine Zuschauer bleiben. Indem sie den Markt mit transparenten Instrumenten und zuverlässigen und strukturierten Daten ausstatten, ermutigen sie Emittenten, den Wandel aktiv voranzutreiben.
Eines bleibt jedoch klar: Zweck nachhaltiger Finanzierung ist es, Kapitalflüsse in eine robuste, inklusive und kohlenstoffarme Zukunft umzuleiten. Um dieses Ziel zu erreichen, heißt es über klassische grüne Investitionen hinaus, glaubwürdige und inklusive Übergangsstrategien in allen Wirtschaftssektoren zu unterstützen.
Die Übergangsfinanzierung (Transition Finance) erweitert die Debatte um nachhaltige Finanzierung, denn Dekarbonisierung ist kein abrupter, sondern ein schrittweiser Prozess. Emissionsintensive Industrien können sich nicht über Nacht verändern – doch gerade ihre Transformation ist entscheidend im Kampf gegen die Erderwärmung. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur und des „Network for Greening the Financial System” werden weniger als 20 % der notwendigen Emissionsreduktionen durch erneuerbare Energien allein erzielt. Die verbleibenden 80 % müssen durch sauberere Produktionsprozesse in bestehenden Industrien erreicht werden.
Transition Finance bedeutet jedoch nicht, Standards zu senken. Vielmehr stellt sie sicher, dass kein Sektor ausgeschlossen wird. Sie erweitert den Investitionsrahmen, damit Investoren glaubwürdige Übergangswege unterstützen können. Gleichzeitig bietet sie Unternehmen aus CO2-intensiven Branchen die Möglichkeit, ihre Ambitionen mit wissenschaftlich fundierten Transformationsplänen zu belegen, Fortschritte offenzulegen und Zugang zu Finanzierung zu erhalten, die ihre Umstellung beschleunigt.
Eine Chance für Europa
Für Europa ist Transition Finance sowohl eine Notwendigkeit als auch eine strategische Chance. Sie spielt eine zen-trale Rolle, um die Klimaziele der Europäischen Union (EU) zu erreichen und somit eine stärkere und wettbewerbsfähigere Kapitalmarktunion zu schaffen. Weichen wurden bereits gestellt: Die EU-Taxonomie erkennt Übergangsaktivitäten an, während die „Corporate Sustain-ability Reporting Directive” (CSRD) Unternehmen verpflichtet, glaubwürdige Transformationspläne vorzulegen. Diese Rahmenbedingungen schaffen Klarheit für Investoren und ermöglichen Emittenten, Kapital mit größerem Vertrauen zu mobilisieren.
Verstärkte Marktdynamik
Institutionelle Investoren implementieren zunehmend Übergangsstrategien, setzen ehrgeizige Ziele, treten vermehrt mit Unternehmen in den Dialog und unterstützen politische Maßnahmen. Auf Emittentenseite gewinnen neue Instrumente an Bedeutung – wie etwa die „Transition Bonds” und „Sustainability-linked Bonds” (SLBs). Während Übergangsanleihen (Transition Bonds) gezielt Dekarbonisierungsprojekte finanzieren, knüpfen SLBs die finanzielle Laufzeit der Anleihen an die Nachhaltigkeitsleistung des Emittenten. Beide Ansätze verdeutlichen die Vielfalt an Finanzierungsins-trumenten, die heute den Übergang unterstützen.
Doch weder Emittenten noch Investoren können den Wandel allein bewältigen. Finanzmarktinfrastrukturen – darunter Börsen – spielen eine Schlüsselrolle, indem sie transparente Plattformen schaffen, auf denen Emittenten Kapital für glaubwürdige Transformationswege aufnehmen und Investoren zuverlässige Daten für ihre Anlageentscheidungen erhalten.
Das Transition Finance Gateway
Die Luxemburger Börse (LuxSE) hat im Bewusstsein dieser Verantwortung das Transition Finance Gateway eingeführt. Das Gateway basiert auf der schon fast zehnjährigen Erfahrung der Luxembourg Green Exchange (LGX) im Bereich nachhaltiger Finanzierungen, und lenkt den Blick von einzelnen grünen oder sozialen Anleihen auf den Übergangsfortschritt der Emittenten als Ganzes. Es fördert Klarheit, Vergleichbarkeit und Transparenz, indem es Daten von vier internationalen Anbietern – CDP, Net Zero Tracker, Science Based Targets initiative (SBTi) und Transition Pathway Initiative Centre – zusammenführt und mehr als 500 nichtfinanzielle Emittenten mit an der LuxSE notierten Anleihen abdeckt. Emittenten bietet das Gateway eine Bewertung (Benchmark) ihrer Fortschritte und Verpflichtungen im Vergleich zu ihren Branchenkollegen. Investoren bietet es Transparenz und Vergleichbarkeit, einschließlich Einblick in emissionsintensive Sektoren. Indem es Offenlegung und Transparenz bei Klimamaßnahmen belohnt, stärkt das Gateway das Vertrauen und beschleunigt die Kapitalmobilisierung für den Übergang zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft.
Wegbereiter für Transformation
Börsen dürfen in der Klimawende keine Zuschauer bleiben. Indem sie den Markt mit transparenten Instrumenten und zuverlässigen und strukturierten Daten ausstatten, ermutigen sie Emittenten, den Wandel aktiv voranzutreiben. Das Transition Finance Gateway verkörpert diese Rolle, indem es Emittenten bei der Offenlegung unterstützt, Investoren – einschließlich Privatanlegern – eine fundierte Bewertung ermöglicht und den Kapitalfluss dorthin lenkt, wo er die größte Wirkung entfalten kann.
Die weltweite Dekarbonisierung ist vor allem eine gewaltige Herausforderung in Sachen Kapitalumschichtung, welche die Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Akteuren erfordert. Nachhaltige Finanzierung gewährleistet, dass alle Sektoren – insbesondere jene, deren Umwälzung komplex und doch entscheidend ist – Teil dieser Entwicklung sind.
Letztlich wird Netto-Null nicht durch den Rückzug aus der Realwirtschaft erreicht, sondern durch Investitionen in ihre Erneuerung.
