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Aroundtown will robuster werden

Der Immobilienkonzern Aroundtown veräußert weitere Objekte und hält sich mit Käufen zurück. Im Hotelsegment steigt der Pachteingang, aber Business- und Kongresshotels tun sich noch schwer.

Aroundtown will robuster werden

hek Frankfurt

Der Immobilienkonzern Aroundtown hat im ersten Halbjahr von der Konsolidierung seiner Wohnungstochter Grand City Properties und einem flächenbereinigten Mietwachstum von 2,3 % profitiert. Der operative Gewinn (Funds from Operations, FFO) nahm im Vergleich zum Vorjahr um 8 % auf 185,6 Mill. Euro zu. Je Aktie steht ein Plus von 13% auf 0,17 Euro zu Buche. Das Management bestätigt den Ergebnisausblick für das Gesamtjahr von 350 bis 375 (2021: 353) Mill. Euro FFO.

Im Hotelsegment hat sich die Lage aufgehellt. Tourismushotels seien wieder ausgebucht, berichtet Vorstand Oschrie Massatschi, aber die Profitabilität sei geringer als vor der Pandemie, weil die Energiekosten gestiegen seien. Business- und Konferenzhotels hätten die Krise noch nicht abgeschüttelt. Hier sei erst im Verlauf des kommenden Jahres eine deutliche Verbesserung zu erwarten.

Im zweiten Quartal kamen 70 % der Hotelmieten herein nach 45 % im Startquartal, geht aus dem Zwischenbericht hervor. Für die zweite Jahreshälfte erwartet Aroundtown eine Rate zwischen 70 und 80 %. Im Juli waren es 80 %.

Ausstehende Pachten haben im Halbjahr mit 45 Mill. Euro auf das Ergebnis durchgeschlagen. Diese Belastung stammt überwiegend aus dem Hotelsegment, das 17 % des Portfolios stellt. Die größten Sparten sind Büroimmobilien mit 44 % und Wohnungen mit 31 %. Die Beteiligung an Grand City liegt jetzt bei 58 % (ohne eigene Aktien).

Im laufenden Jahr hat Aroundtown den Angaben zufolge neue Veräußerungen in Höhe von 785 Mill. Euro unterzeichnet. Die im Halbjahr abgeschlossenen Verkäufe über 625 Mill. Euro wiesen einen Aufschlag zum Buchwert von 7 % auf. Die Einnahmen steckt Aroundtown vornehmlich in Schuldentilgung und Aktienrückkäufe. Angesichts des schwierigen makroökonomischen und geopolitischen Umfelds konzentriere man sich darauf, die Robustheit zu erhöhen.

Das Volumen der Immobilien, die noch zum Verkauf angeboten würden, veranschlagt Massatschi im Gespräch mit der Börsen-Zeitung auf eine halbe Milliarde Euro. Es handele sich um einen Mix aus Büros, Hotels, Baurechten und Einzelhandelsobjekten. „Das Volumen ist aber nicht festgeschrieben. Es kann sich jederzeit ändern. Denn wir haben eine starke Liquidität und müssen nicht verkaufen.“ Mit Immobilienerwerben hält sich Aroundtown momentan zurück. „Wir nehmen an Transaktionsprozessen teil, aber derzeit sind die Bewertungen noch zu hoch“, sagt Massatschi. Nach seiner Einschätzung werden die Immobilienbewertungen im kommenden Jahr unter Druck geraten. Dafür sorgten die gestiegenen Zinsen. In einer Krise dauere es ein bis zwei Jahre, bis es verstärkt zu Zwangsverkäufen komme. Das sei bereits in der letzten Finanzkrise so gewesen. Massatschi geht davon aus, dass Inflationsraten und Zinsen 2023 wieder sinken werden: „Mit einem Jahrzehnt hoher Inflation rechne ich nicht.“

Gewerbemieten indexiert

Als „frustrierend“ bezeichnet Massatschi den Aktienkurs von derzeit nur 3 Euro. Viele Immobilienaktien notierten lediglich bei 50 % des Buchwerts. Denn Investoren treibe die Sorge um, dass die Unternehmen Schulden zu deutlich höheren Zinsen aufnehmen müssen. Bei Aroundtown sei das aber nicht der Fall, da bis 2025 keine wesentlichen Fälligkeiten anstünden. Das Feedback der Investoren auf Immobilienverkäufe, Schuldentilgung und Aktienrückkäufe des Unternehmens sei positiv. Dennoch fällt bei Aroundtown der Discount zum inneren Wert mit 70 % ungewöhnlich hoch aus.

Die Nettomieteinnahmen kletterten infolge der Grand-City-Konsolidierung um 34 % auf 612,5 Mill. Euro. Wie Massatschi erläutert, führen die hohen Inflationsraten im Gewerbebereich zu höheren Mieteinnahmen, da die Miethöhe an den Preisindex gebunden sei. Unter dem Strich stehen 471 Mill. Euro Gewinn – 30 % mehr als in den ersten sechs Monaten 2021. Der Anstieg geht vor allem auf 401 Mill. Euro Bewertungs- und Kapitalgewinne (Vorjahreszeitraum: 109 Mill. Euro) zurück.

Aroundtown
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Nettomieteinnahmen613458
Bereinigtes Ebitda511452
Funds from Operations186172
 je Aktie (Euro)0,170,15
Periodenergebnis471362
Immobilienportfolio29 56929 1161
Verschuldungsgrad (%)40391
NTA2 je Aktie (Euro)10,4010,201
1) Ende 2021; 2) Net Tangible AssetsBörsen-Zeitung
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