Autozulieferer schwer los zu schlagen

Unsicherheit in der Branche steigt - Holding Mutares legt sich von VW-Gruppe abhängige Kirchhoff zu

Autozulieferer schwer los zu schlagen

wb Frankfurt – Die börsennotierte Industrieholding Mutares legt sich den Autozulieferer Kirchhoff aus Halver im Sauerland zu. Die Eigentümerfamilie stößt das Unternehmen zu einer nicht genannten Bewertung ab. Kirchhoff werde der Sparte Automotive & Mobility zugeordnet. Mutares beabsichtigt nach eigenen Angaben, die Kapitalbasis des Unternehmens zu stärken, die Kosten zu “optimieren” und das Unternehmen, das bisher hauptsächlich die VW-Gruppe beliefert, breiter aufzustellen.Der 1939 gegründete und seitdem in Familienhand geführte Autozulieferer Kirchhoff beschäftigt mehr als 800 Frauen und Männer und sei im Markt seit Jahrzehnten bekannt für seine Spezialprodukte für Body/Chassis, wie Verschlusssysteme, Scharniere, Verbindungselemente und mechatronische Systeme. Daneben habe das Unternehmen Innovationen wie aktive Aerodynamiksysteme im Programm. Diese seien besonders geeignet für leistungsstarke Fahrzeuge sowie den Einsatz in E-Mobilität, da sie helfen sollen, die Reichweite zu erhöhen. Die Gruppe setzte 2018 etwas über 100 Mill. Euro um produziert am Stammsitz und in Polen und betreibt einen Logistikstandort in Mexiko.Die Familiengesellschafter von Kirchhoff wurden von Imap M&A Consultants beraten. Nach deren Beobachtungen gehen die Übernahmeaktivitäten unter deutschen Autozulieferern als Ziele stark zurück: Wurden 2017 noch 40 deutsche Autozulieferer übernommen, waren es 2017 nur noch 24 und im ersten Halbjahr zehn, die veräußert wurden. Auch Investmentbanker berichten von weggebrochenen Bewertungen und fehlendem Interesse – zumal potenzielle Verkäufer noch immer in den Rückspiegel, also auf in der Vergangenheit erreichte Bewertungsvielfache schielen. Chinesen im Abseits Es herrsche in der Branche zurzeit eine große Unsicherheit, da die OEM häufig “auf Sicht fahren”, was anstehende Neuanläufe von Modellen oder Modellwechsel angehe und weil sie derzeit sehr intensiv prüften, ob, wann und inwiefern die E-Mobility-Welle losrollt; von daher erwartet die Branche für die nächsten zwei Jahre wenige Produktneueinführungen. Auffällig zurückhalten sich demnach Chinesen: Imap habe für die Transaktion auch mit rund 20 potenziellen Investoren aus der Volksrepublik gesprochen, aber auch hier blase derzeit der Wind den Zulieferern und OEM ins Gesicht und sie seien vielfach mit sich selbst beschäftigt. Der aktuelle Deal zeige, dass nur mehr Unternehmen gefragt seien, die auch im Kontext E-Mobilität etwas zu bieten haben. Wer allein in der konventionellen Antriebstechnik unterwegs ist, sei derzeit “kaum noch verkäuflich”.Die 2008 gegründete Mutares konzentriert sich auf Erwerb und die Entwicklung von Mittelständlern in Europa, die im Rahmen einer Neupositionierung veräußert werden und ein “deutliches operatives Verbesserungspotenzial” aufweisen und daher günstig zu haben sind. Investiert wird in Automotive & Mobility, Engineering & Technology und Goods & Services. Kirchhoff soll neben den bestehenden Beteiligungen STS – seit 2018 börsennotiert -, Elastomer Solutions und Plati als eigenständig geführt werden. Es ist der sechste Deal von Mutares 2019. Die Akquisitionen sollen zu einem Umsatzwachstum von knapp 400 Mill. Euro führen. Zuvor wurden Norsilk für die Tochter Donges erworben, die Keeeper-Gruppe von der Wrede Industrieholding gekauft, Plati Elettroforniture akquiriert sowie Trefilunion von ArcelorMittal. Unter anderem gehört Balcke-Dürr zum Portfolio.