BASF gibt Jobgarantie bis 2028 – Milliarden für Stammwerk Ludwigshafen
BASF gibt Jobgarantie bis 2028 – Milliarden für Stammwerk Ludwigshafen
BASF investiert Milliarden in Ludwigshafen
Chemiekonzern gibt Jobgarantie am Standort bis 2028 und will sich „der neuen Realität stellen“
Reuters Frankfurt
BASF sichert den rund 33.000 Beschäftigten in seinem Stammwerk Ludwigshafen für mindestens drei weitere Jahre die Jobs und sagt Milliardeninvestitionen zu. Darauf haben sich der Chemiekonzern und der Betriebsrat in einer neuen Standortvereinbarung geeinigt, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Die Vereinbarung schließt betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2028 aus und sieht jährliche Investitionen von rund 2 Mrd. Euro vor. Im Gegenzug soll die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts durch mehr Flexibilität und eine schlankere Organisation gestärkt werden. „Diese Standortvereinbarung ist ein ganz klares Bekenntnis zum Standort Ludwigshafen“, sagte Arbeitsdirektorin und Vorstandsmitglied Katja Scharpwinkel. Sie ermögliche notwendige Veränderungen und sichere die Zukunftsfähigkeit des BASF-Stammwerks.
Die Vereinbarung gilt vom Januar 2026 bis Ende 2028 für die Beschäftigten der BASF SE und verlängert sich automatisch um zwei weitere Jahre, sofern vereinbarte Ziele zur Wiederherstellung der Profitabilität erreicht werden. BASF beabsichtigt, durchschnittlich rund 2 Mrd. Euro jährlich in den Standort zu investieren, mindestens jedoch 1,5 Mrd. Euro. Die Mittel sollen in die Modernisierung, den Ausbau und die nachhaltige Transformation fließen. Vorgesehen sind dafür auch strukturelle Veränderungen, etwa eine Vereinfachung der Organisation sowie der verstärkte Einsatz von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.
„Tiefste Krise seit Jahrzehnten“
Die Einigung erfolgt vor dem Hintergrund einer anhaltenden Branchenkrise. „Die Chemieindustrie steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten, und wir sehen hier keine Trendwende“, sagte Scharpwinkel. BASF müsse sich „der neuen Realität stellen“ und sich „kontinuierlich anpassen“. Eine Folge der unsicheren Lage ist das Ende der bisherigen Übernahmegarantien für Auszubildende. Diese seien „unter den aktuell schwer planbaren Bedingungen nicht mehr möglich“, erklärte Scharpwinkel. BASF bilde jedoch weiterhin bedarfsorientiert aus, geeignete Auszubildende hätten gute Chancen auf eine Übernahme.
Trotz des Kündigungsschutzes rechnet BASF mit einem weiteren Personalabbau am Standort. „Im nächsten Jahr rechnen wir hier mit einer weiteren signifikanten Reduktion des Personalstandes“, sagte Scharpwinkel. Dies solle über Freiwilligenprogramme und die hohe Zahl an Renteneintritten sozialverträglich umgesetzt werden. Mit Blick auf die Profitabilität des defizitären Standorts erklärte sie: „Wir arbeiten daran, diese wiederherzustellen, und der Trend stimmt.“
Der Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat sprach von einem hart errungenen Ergebnis. „Das harte Ringen hat sich gelohnt.“ Angesichts der großen Herausforderungen sei das Ergebnis keineswegs selbstverständlich. Der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen sei zentral: „Das macht jetzt auch die Köpfe wieder frei für die Mitarbeitenden, um sich jetzt auf die Arbeit zu konzentrieren.“ Auch die Gewerkschaft IGBCE wertete die Einigung als wichtiges Signal. In einer Zeit, in der viele Unternehmen nur Personalabbau verkündeten, bekenne sich BASF zum Standort Deutschland und zum Verbundstandort Ludwigshafen, sagte IGBCE-Bezirksleiter Steffen Seuthe. Zugleich betonte die Gewerkschaft, sie habe in den vergangenen Wochen „deutlichen Druck auf die Arbeitgeberseite“ ausüben müssen, nachdem die Verhandlungen ins Stocken geraten seien.
Die Gespräche hatten Anfang des Jahres begonnen. Die bisherige Vereinbarung, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2025 ausschließt, läuft zum Jahresende aus. Der Standort Ludwigshafen kämpft seit Jahren mit hohen Kosten und Überkapazitäten und schrieb 2024 einen operativen Verlust von rund 1 Mrd. Euro. Konzernchef Markus Kamieth hatte eine neue Vereinbarung an die Erwartung geknüpft, dass sie die Strategie aus Investitionen und weiteren Kostensenkungen mitträgt. Allein in Ludwigshafen sollen die Kosten bis 2026 um gut 1 Mrd. Euro sinken. Gleichzeitig treibt BASF den Aufbau seines neuen Verbundstandorts in China voran.
