Deutschland holt mit Rheinmetall den Panzerbau von KNDS heim
Deutschland holt mit Rheinmetall den Panzerbau von KNDS heim
Deutschland holt KNDS-Panzerbau heim
Bundeskartellamt genehmigt Erweiterung des Joint Ventures von Rheinmetall mit dem deutschen Arm von KNDS
Die Rüstungskonzerne Rheinmetall und KNDS Deutschland dürfen beim neuen Kampfpanzer für die Bundeswehr enger zusammenarbeiten. Das Bundeskartellamt genehmigt die Erweiterung eines bestehenden Gemeinschaftsunternehmens der beiden Konzerne. KNDS wird damit teilweise entmachtet.
cru Frankfurt
Deutschland und Frankreich ringen um die Federführung beim künftigen europäischen Kampfpanzerbau. Während der deutsch-französische Panzerkonzern KNDS durch den geplanten Ausstieg der deutschen Eigentümerfamilien Bode und Braunbehrens zur französischen Seite wegzukippen droht, zieht Deutschland jetzt den Bau des Kampfpanzers der Bundeswehr für die nähere Zukunft enger auf die deutsche Seite.
Das Bundeskartellamt hat am Montag der Erweiterung des Gemeinschaftsunternehmens der Rheinmetall Landsysteme GmbH in Südheide und der KNDS Deutschland GmbH & Co. KG in München zugestimmt. KNDS Deutschland ist der deutsche Arm von KNDS und gleichsam das Nachfolgeunternehmen des Leopard-Kampfpanzerherstellers Krauss-Maffei Wegmann, der 2015 mit dem französischen Wettbewerber Nexter zum KNDS-Konzern mit Sitz in Amsterdam zusammengelegt worden war. KNDS soll 2026 unter Führung von CEO Jean-Paul Alary und Verwaltungsratschef Tom Enders an die Börse gehen und wird beim IPO mit einer Bewertung von 20 Mrd. Euro von der Investmentbank Lazard beraten.
Joint Venture ursprünglich für den Puma
Rheinmetall und der deutsche Arm von KNDS betreiben bereits gemeinsam die PSM Projekt System & Management GmbH, die ursprünglich zur Abwicklung eines Auftrags zur Lieferung des Schützenpanzers Puma gegründet worden war. Die bisherige organisatorische Struktur von PSM solle künftig auch für einen noch zu vergebenden Auftrag der Bundeswehr zur Entwicklung und Lieferung eines neuen Kampfpanzers genutzt werden, teilte das Bundeskartellamt mit. Dieser Kampfpanzer sei als Zwischenlösung vorgesehen, bis ab voraussichtlich 2045 ein im deutsch-französischen Verbund entwickelter neuer Hauptkampfpanzer ausgeliefert wird – das sogenannte Main Ground Combat System.
Allein nicht in der Lage
„Bei der wettbewerblichen Bewertung haben wir berücksichtigt, dass keines der beiden Unternehmen in der Lage gewesen wäre, die Anforderungen dieses Projektes alleine zu erfüllen“, erläuterte Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt. „Auch über das konkrete Vorhaben hinaus ist keine Beeinträchtigung des Wettbewerbs zu erwarten.“
Die Bundeswehr habe als Auftraggeber konkrete Vorstellungen bezüglich der erforderlichen Waffensysteme, die die Unternehmen nur gemeinsam erfüllen können. Es soll sichergestellt werden, dass die Bundeswehr bereits in wenigen Jahren erste Fahrzeuge erhalten kann.
KNDS wird entmachtet
Mit der Erweiterung der Zusammenarbeit zwischen Rheinmetall und dem deutschen Arm von KNDS wird der deutsch-französische Konzern in Amsterdam graduell entmachtet. Rheinmetall gewinnt dagegen an Statur: Zu den Optionen von CEO Armin Papperger zählt der Erwerb eines größeren KNDS-Anteils von den deutschen Familien, die 50% halten – die übrigen 50% gehören dem französischen Staat. Rheinmetall hat zudem Interesse signalisiert, die deutschen Aktivitäten des Konzerns zu übernehmen, die vor rund einem Jahrzehnt mit der französischen Nexter zu KNDS fusionierten, aber unter Integrationsproblemen leiden. Die deutsche Einheit, früher Krauss-Maffei Wegmann, erwirtschaftet derzeit den Großteil des KNDS-Geschäfts.
