Kultmarke

Dr. Martens gerät auf dem US-Markt ins Stolpern

Schwache Geschäfte im Direktvertrieb in den USA und Probleme im Vertriebszentrum Los Angeles haben das Geschäft von Dr. Martens im vergangenen Quartal belastet. Die Aktie rutschte auf ein neues Tief ab.

Dr. Martens gerät auf dem US-Markt ins Stolpern

hip London

Die Aktie der britischen Schuhmarke Dr. Martens ist auf ein neues Tief abgestürzt, nachdem die FTSE-250-Gesellschaft von Problemen auf dem US-Markt berichtet hatte. Chief Executive Officer Kenny Wilson sprach von „signifikanten operativen Problemen“ im neuen Vertriebszentrum in Los Angeles. Sie hätten zu einem Stau geführt, der den Durchsatz wesentlich beeinträchtige. Zudem sei das Geschäft im Direktvertrieb an US-Endverbraucher wegen der warmen Witterung im abgelaufenen Quartal schwächer als erwartet ausgefallen. Der „gute“ Dezember habe die Schwäche im Oktober und November nicht ausgleichen können.

Der Stau im Vertriebszentrum werde das operative Ergebnis (Ebitda) im noch bis Ende März laufenden Geschäftsjahr um 16 Mill. bis 25 Mill. Pfund drücken, heißt es in einer Pflichtveröffentlichung des Unternehmens. Das Ausmaß der Ergebnisminderung hänge davon ab, wie schnell sich die Probleme lösen ließen. Man erwarte ein Ebitda zwischen 250 Mill. und 260 Mill. Pfund. Auch für das nächste Geschäftsjahr werde noch mit negativen Auswirkungen gerechnet. Jedoch sollte sich die Lage im ersten Halbjahr (30. September) normalisieren. Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Markt für Dr. Martens.

Steiler Absturz

Die Aktie sackte in London um 30 % auf 145,5 Pence ab. Als Permira die Kultmarke vor zwei Jahren an die London Stock Exchange brachte, kostete sie 370 Pence. Das entsprach einem Börsenwert von 3,7 Mrd. Pfund. Gekauft hatte der Finanzinvestor den Schuhhersteller 2014 für 300 Mill. Pfund. Der Kurs stieg zunächst auf mehr als 500 Pence, um dann immer weiter abzurutschen. Die Private-Equity-Gesellschaft sitzt immer noch auf 36 % an Dr. Martens. Die aktuelle Kursentwicklung sorgt dafür, dass sie wohl noch eine Weile an Bord bleiben wird.

Dr. Martens sei von den Problemen in Los Angeles „ernsthaft auf dem falschen Fuß erwischt worden“, schrieb die Analystin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown. Lagerbestände aus Portland waren zu schnell nach Los Angeles verlegt worden. Zudem hatte das Unternehmen US-Großhändlern Platz in dem neuen Vertriebszentrum angeboten. Auch verbesserten sich die Zeiten, in denen Produkte aus den Fabriken im Vertriebszentrum ankamen. Streeter sprach von „Chaos“. Inzwischen seien die erfahrensten Beschaffungsexperten der Firma in Los Angeles, um die Probleme zu lösen, teilte Dr. Martens mit. Man habe vorübergehend drei Lagerhäuser in der Nähe des Vertriebszentrums angemietet. Von Ende Januar an soll im Dreischichtbetrieb gearbeitet werden.

Eigentlich handelte es sich bei den Schuhen von Dr. Martens um Arbeitsschuhe für Briefträger, Industriearbeiter und Polizisten. Für drei Pfund war ein Paar zu haben. Später wurde der 1460-Boot von Angehörigen diverser Jugendkulturen – Skinheads, Punks und Goths – getragen. Pete Townsend von „The Who“ war einer der ersten Prominenten, die sich damit zeigten. Der breite Durchbruch blieb jedoch aus. Doch ab der Jahrtausendwende war es plötzlich in, „Docs“ zu tragen. Ob David Beckham, Miley Cyrus oder Lady Gaga: Alle hatten ein Paar davon. Der 1460-Boot schlägt mittlerweile mit 159 Pfund pro Paar zu Buche. Das be­grenzt angesichts steigender Lebenshaltungskosten die Möglichkeiten, den Umsatz durch Preiserhöhungen zu steigern.