Medikamentenversand

Europas Online-Apotheken fordern Ende der Panikmache

Die Drogeriekette dm hat ihre Versandapotheke dm-med gestartet und damit erwartungsgemäß Kritik der traditionellen Vor-Ort-Apotheken auf sich gezogen. Die Online-Apotheken weisen Bedenken, etwa zur Sicherheit beim Arzneimittelversand, zurück und fordern einen Kulturwandel.

Europas Online-Apotheken fordern Ende der Panikmache

Europas Online-Apotheken fordern Ende der Panikmache

Drogeriekette dm wird Versand von „potenziell gefährlichen Arzneimitteln“ vorgeworfen

kro Frankfurt

Die Drogeriekette dm hat ihre eigene Versandapotheke an den Start gebracht und damit erwartungsgemäß Kritik von traditionellen Vor-Ort-Apotheken auf sich gezogen. "Es muss klar sein, dass ein hochwirksames und damit potenziell auch gefährliches Arzneimittel nur fachgerecht von einer Apotheke abgegeben und nicht marketinggesteuert von einem Drogeriemarkt rausgehauen werden darf“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands, Hans-Peter Hubmann.

Bei dm-med, der neuen Versandapotheke von dm, können Kunden zwar vorerst ohnehin nur rezeptfreie, apothekenpflichtige Produkte wie zum Beispiel Kopfschmerztabletten bestellen. Weil aber immer mehr Anbieter auf den deutschen Online-Apothekenmarkt drängen und die Zahl der stationären Vor-Ort-Apotheken gleichzeitig schrumpft, warnen Letztere schon länger vor möglichen Risiken, die sich aus ihrer Sicht zum Beispiel für die Patientensicherheit ergeben. Teile der Branche fordern sogar ein Verbot des Versands von verschreibungspflichtigen (sogenannten Rx-) Arzneimitteln, mit denen deutsche Vor-Ort-Apotheken im vergangenen Jahr einen Umsatz von fast 60 Mrd. Euro eingefahren haben. Der Versand Rx-Medikamenten ist in Deutschland seit dem Jahr 2004 legal. In 19 von 27 EU-Mitgliedsstaaten ist er bislang noch untersagt.

In Europa wachse trotzdem „die Erkenntnis, dass Online-Apotheken eine wichtige Rolle im heutigen Gesundheitssystem spielen“, sagt Charlotte van Velthoven im Interview der Börsen-Zeitung. Als Public Affairs-Managerin vertritt sie die Interessen der niederländischen, börsennotierten Versandapotheke Redcare Pharmacy, die auch Mitglied beim Verband der europäischen Online-Apotheken (EAEP) ist. Vorwürfe der Vor-Ort-Apotheken, etwa dass der Versandhandel mit Medikamenten aus dem Ausland nicht sicher sei, weist sie mit Blick auf bestehende europäische Regelwerke zurück: “Der Gemeinschaftskodex für Humanarzneimittel der EU beinhaltet eine Vielzahl von Vorschriften, die wir einhalten müssen, um Medikamente sicher in EU-Mitgliedsstaaten versenden zu können", sagt sie.

Der EAEP hat in einer jüngsten Stellungnahme zur rückläufigen Zahl stationärer Apotheken denn auch eine „faktenbasierte Debatte statt Panikmache“ gefordert. Denn diese hänge nicht mit dem Aufstieg von Online-Apotheken zusammen, sondern sei Folge einer Marktkonsolidierung. Viele deutsche Apotheken hätten die Chancen der Digitalisierung denn auch schon erkannt und würden ihre Medikamente auch online verkaufen, sagt Verbandsvertreter Martino Canonico. In vielen Fällen brauche es aber noch „einen kulturellen Wandel“.

Im Interview Seite 8