Fitch stuft Nestlé wegen Milliardenausschüttung ab

Ratingagentur bemängelt steigenden Verschuldungsgrad - "Finanzpolitik seit 2017 weniger konservativ"

Fitch stuft Nestlé wegen Milliardenausschüttung ab

md Frankfurt – Die Ratingagentur Fitch hat den weltgrößten Lebensmittelkonzern Nestlé heruntergestuft. Fitch teilt mit, die angekündigte Kapitalausschüttung an die Aktionäre von bis zu 20 Mrd. sfr zwischen 2020 und Ende 2022 führe zu einem Anstieg des bereinigten Verschuldungsgrads. Das langfristige Rating sei daher von “AA-” auf “A+” gesenkt worden, der Ausblick sei “stabil”. Höhere M&A-Ausgaben Der bereinigte Verschuldungsgrad dürfte im Zusammenhang mit der angekündigten Ausschüttung auf das 2,5-Fache steigen, heißt es. Dies sei das Maximum dessen, was mit einem “AA-“-Rating vereinbar sei. Zudem schließe Fitch nicht aus, dass Nestlé die M&A-Ausgaben erhöht, weil der Konzern aus dem schweizerischen Vevey sein Geschäft in wachstumsstarke Kategorien verlagern wolle.CEO Mark Schneider, langjähriger ehemaliger Vorstandschef von Fresenius, hat nach seinem Antritt bei Nestlé Anfang 2017 in der Tat keine Zweifel daran gelassen, dass er konsequent wachstumsschwache oder nicht (mehr) zum Kerngeschäft zählende Konzernteile abstoßen und dafür wachstumsstarke Geschäfte ausbauen oder zukaufen will.Fitch stellt klar, dass Nestlé kein Ziel für den Verschuldungsgrad habe. Die Analysten seien der Ansicht, dass die Finanzpolitik seit 2017 weniger konservativ geworden sei. Der Verschuldungsgrad sei gestiegen, weil Nestlé mehr Barmittel an die Aktionäre zurück- und deutlich mehr für Akquisitionen ausgegeben habe, als aus Veräußerungen hereingekommen sei.Der Entscheid, den kürzlich erhaltenen Erlös von 10,2 Mrd. sfr aus dem Verkauf von Nestlé Skin Health durch Aktienrückkäufe auszuschütten, bestätige die Erwartung, dass der Abbau des Fremdkapitals mittelfristig nicht an oberster Stelle auf der Agenda stehe.Bereits vor einem Monat hatte Fitch erklärt, das künftige Rating werde davon abhängen, wie die Erlöse aus dem Verkauf der Hautpflegesparte verwendet würden, und warnte explizit vor einer Verwendung für Aktienrückkäufe nach Ende des laufenden Rückkaufprogramms.Nach eigenen Angaben will sich Nestlé nicht weiter entschulden und bei einer größeren Akquisition würde der Konzern vorübergehend auch ein tieferes Rating in Kauf nehmen. S&P steht zu ihrem “AA-” Aus Sicht der Fitch-Analysten bietet das Rating “A+” dem Unternehmen “mehr Spielraum für die Umsetzung seiner Strategie und die Maximierung des langfristigen Unternehmenswertes”. Zudem würden das neue Rating und der stabile Ausblick durch die Stabilität und Stärke von Nestlés Geschäft gestützt. Der weltgrößte Nahrungsmittelhersteller profitiere von seiner Größe und der geografischen Diversifizierung. Das Unternehmen sei gut positioniert, um das organische Umsatzwachstum weiter zu beschleunigen und die Profitabilität zu verbessern.Anderer Ansicht ist die Ratingagentur Standard & Poor’s. Demnach sollte sich die angekündigte Kapitalausschüttung nicht negativ auf das Kreditrating auswirken. Das aktuelle Rating für Nestlé liegt hier bei “AA-“, der Ausblick ist stabil. “AA-” ist bei S&P die vierthöchste Bewertung. Die Agentur sieht es eher positiv, dass rund die Hälfte der 20 Mrd. sfr, die Nestlé in den nächsten drei Jahren über Aktienrückkäufe und gegebenenfalls auch Sonderdividenden an die Aktionäre ausschütten will, mit dem Verkaufserlös der Hautpflegesparte von gut 10 Mrd. sfr finanziert werden soll. Die Ratingagentur geht davon aus, dass der Konzern den Rest aus dem Cash-flow finanzieren kann. S&P prognostiziert gemäß den Angaben einen (bereinigten) Verschuldungsgrad von 1,8x bis 2,0x in den nächsten zwei Jahren.Bei Moody’s wird Nestlé mit “Aa2” bewertet; das ist die drittbeste Einstufung, die möglich ist. Der Ausblick ist allerdings “negativ”.