Katzenjammer in der italienischen Modebranche
Katzenjammer in der
italienischen Modebranche
Modemesse Pitti Uomo im Zeichen rückläufiger Umsätze
bl Mailand
Die italienische Modebranche leidet unter den konjunkturellen und geopolitischen Unsicherheiten, aber auch Strafzöllen aus den USA, deren Höhe und Tragweite jedoch noch nicht absehbar sind. Das wird derzeit auch bei der Männermodemesse Pitti Uomo in Florenz deutlich. Es ist nach der Milano Fashion Week die zweitgrößte Veranstaltung der Branche in Italien.
Die Ausfuhren des italienischen Männermodesektors sind 2024 um 3,6% auf 11,4 Mrd. Euro zurückgegangen. Und die Aussichten sind nicht gut. Insgesamt sind die Exporte der gesamten italienischen Modeindustrie, die 2024 auf einen Umsatz von 96 Mrd. Euro kam – gut 5% weniger als im Jahr zuvor – im ersten Quartal um 5% gesunken. Mit Ausnahme der USA, wo es deutliche Zuwächse gab, sind die Verkäufe überall gesunken. In China war der Rückgang mit einem Minus von 16,6% besonders stark. Die Modebranche gehört zu den wichtigsten Zweigen der italienischen Volkswirtschaft.
In der Krise sind viele Käufer preisbewusster geworden. Sie machen nicht mehr jede Preiserhöhung mit. Und dass die Modeimporte nach Italien im ersten Quartal um 9% gestiegen sind, deutet nach Ansicht von Luca Sburlati, neuer Präsident des Branchenverbands Confindustria Moda, darauf hin, dass mehr billigere Mode aus dem Ausland gefragt ist. Die Branche hofft, von einem strategischen Plan der Regierung zur Exportförderung zu profitieren.
Betroffen von der Krise sind vor allem die rund 40.000 Klein- und Kleinstunternehmen der Branche, die keine Reserven haben, um eine Durststrecke durchzustehen. Die Zahl der Kurzarbeiter in der Branche hat stark zugenommen.
Auch Produzenten wie die zur französischen Kering-Gruppe gehörende Marke Gucci oder Versace vermelden sinkende Umsätze und teilweise Verluste. Andere, wie Brunello Cuccinelli oder Prada, wachsen stark. Die aktuelle Entwicklung trägt dazu bei, die Spreu vom Weizen zu trennen, könnte womöglich aber auch Löcher in das dicht geknüpfte Lieferantennetzwerk reißen. Auch die Konsolidierung dürfte sich beschleunigen. Der französische Branchenführer LVMH ist etwa bei Moncler und Tod`s eingestiegen. Und Italiens größter Modekonzern Prada hat gerade von der Capri-Holding die defizitäre Modemarke Versace übernommen.