Knorr-Bremse wappnet sich gegen Abschwung

Mit Kostensenkungen und Werksschließung reagiert der Konzern auf erwartete Schwäche des Nutzfahrzeugmarkts

Knorr-Bremse wappnet sich gegen Abschwung

Der Vorstand von Knorr-Bremse erkennt Vorboten für eine Abschwächung des Nutzfahrzeugmarkts in allen wichtigen Regionen der Welt. Auf einer Konferenz in London versuchte das Management, Analysten und Investoren von der Robustheit des Geschäftsmodells des Weltmarktführers zu überzeugen.jh München – Knorr-Bremse bekommt die Konjunkturabschwächung langsam zu spüren. Im zweiten Quartal ging der Auftragseingang des Weltmarktführers für Schienen- und Nutzfahrzeugbremsen um 1,8 % auf 1,67 Mrd. Euro zurück. Das Verhältnis von Auftragseingang zum Umsatz, die Book-to-Bill-Ratio, sank im ersten Halbjahr knapp unter 1: 0,99 waren es nach 1,06 im Vorjahr.Die Nachfragedynamik habe sich etwas abgekühlt, heißt es im Halbjahresbericht. Mit der Schließung des Werks für Lenksysteme in Wülfrath im kommenden Jahr sowie weiteren Kostenmaßnahmen bereitet sich das Unternehmen nach eigenen Angaben auf eine abgeschwächte Konjunktur im Nutzfahrzeuggeschäft vor. Traton, der Lkw- und Bus-Konzern von Volkswagen mit den Marken MAN und Scania, hatte für das erste Halbjahr einen Rückgang der Bestellungen um 6 % gemeldet (vgl. BZ vom 30. Juli). Jahresprognose bestätigtDie Schließung des Werks in Wülfrath bei Düsseldorf im Segment Nutzfahrzeuge hatte der Vorstand von Knorr-Bremse schon im Mai dieses Jahres beschlossen. Damals waren dort rund 360 Mitarbeiter beschäftigt. Die Schließung belastete das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern mit rund 27 Mill. Euro im ersten Halbjahr.Umsatz und Ergebnis steigerte Knorr-Bremse sowohl im zweiten Quartal als auch im Halbjahr. Das seit knapp einem Jahr börsennotierte Unternehmen bestätigte die Jahresprognose. Der Aktienkurs gab am Donnerstag um 0,4 % auf 91,50 Euro nach, nachdem er sich seit Ende August kräftig erholt hatte. Finanzvorstand Ralph Heuwing betonte, Knorr-Bremse habe mit 3,6 Mrd. Euro den bisher höchsten Umsatz in einem Halbjahr erzielt. Es waren gut 8 % mehr als in der ersten Hälfte 2018 (siehe Tabelle). Das Ergebnis war nach seinen Worten eines der bisher besten in sechs Monaten. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg es um knapp 15 %, unter dem Strich um 18 % auf 364 Mill. Euro. “Wir haben fertige Pläne”Auf einer Investorenkonferenz in London warb der Vorstand nach der Veröffentlichung der Zahlen für das aus seiner Sicht robuste Geschäftsmodell von Knorr-Bremse. Das Projektgeschäft im Bahnsegment unterliege nicht zyklischen oder strukturellen Schwankungen, sagte Heuwing. Vorstand Peter Laier, der für die Nutzfahrzeugsparte zuständig ist, begründete seine Zuversicht für das Segment im Wesentlichen mit drei Punkten: Das Unternehmen gewinne Marktanteile, schaue sich weiterhin nach Akquisitionen um, und die Zahl der Produkte je Lkw wachse – etwa von Assistenzsystemen, die Knorr-Bremse ebenfalls herstellt. So lasse sich der für 2020 in allen drei wichtigen Regionen Nordamerika, Europa und Asien-Pazifik erwartete Rückgang der Lkw-Produktion abfedern.Zudem werde weiter relativ viel investiert, um technisch führend zu bleiben, berichtete Laier. Und Knorr-Bremse habe in früheren Abschwüngen bewiesen, mit Kostendisziplin die Margen im Griff zu behalten. Noch sei die Lkw-Produktion auf einem hohen Niveau. “Wir haben fertige Pläne für alle Märkte, wenn der Abschwung kommt”, sagte Laier.Der Auftragseingang des Konzerns im zweiten Quartal lag unter den durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Die Beobachter von Hauck & Aufhäuser rechnen im zweiten Halbjahr mit einer Abschwächung des Wachstums. J.P. Morgan erkennt leichte Risiken für die Umsatzerwartungen im Markt. Die Analysten der US-amerikanischen Investmentbank halten die Aktie für fair bewertet. Bald neuer Vorstandschef?Auf eine Frage nach dem vakanten Posten des Vorstandsvorsitzenden sagte Finanzchef Heuwing in London, die Suche sei in der Endphase. Bald werde der Nachfolger von Klaus Deller benannt. Er müsse kein Experte im Schienen- oder Nutzfahrzeuggeschäft sein, sondern vielmehr die Fähigkeit haben, die Teams zu integrieren. Seine Schwerpunkte seien außerdem die Personalentwicklung, Strategie und internationales Wachstum.