Logistiker geben sich gelassen
Logistiker geben sich gelassen
Lieferketten sind nach Israels Angriff auf den Iran weitgehend intakt – Nadelstiche durch Flugausfälle
Welche Auswirkungen hat die Zuspitzung im Nahost-Konflikt auf die See- und Luftfracht? Erhalten deutsche Unternehmen ihre bestellten Teile und können sie ihre Waren weltweit ausliefern? Die von der Börsen-Zeitung befragten Container-Reedereien geben sich betont gelassen. Es fallen aber Flüge aus.
das Frankfurt
Produzierende Unternehmen und Endverbraucher können einstweilen aufatmen: Israels Angriff auf den Iran hat die weltweiten Lieferketten nicht in großem Umfang durcheinander gebracht. Zwar fallen einige Fracht- und Passagierflüge in die Krisenregion aus. Die Containerschifffahrt läuft aber weitgehend reibungslos, wie eine Umfrage der Börsen-Zeitung unter großen Logistikunternehmen zeigt.
„Wir beobachten die Situation, erwarten aber keine großen Auswirkungen auf die Lieferketten", sagte ein Sprecher der weltweit fünftgrößten Container-Reederei Hapag-Lloyd aus Hamburg. „Unsere Kunden sind entspannt.“ Er verwies darauf, dass das Frachtgeschäft in der Krisenregion wegen der bestehenden Embargos gegen den Iran ohnehin eingeschränkt ist. „Wir haben keine Schiffe in der Region.“
In die gleiche Richtung äußerte sich die weltweite Nummer zwei unter den Container-Reedereien, A.P. Moller-Maersk. „Momentan gibt es bei uns keine Unterbrechungen“, erklärte ein Sprecher. „Wir halten unsere Kunden auf dem Laufenden und unterstützen sie mit alternativen Lösungen, falls es notwendig wird.“
Frachtflüge der Lufthansa fallen aus
Beim Logistikkonzern DHL herrscht ebenfalls weitgehende Normalität. „Wir beobachten die Lage in der Region sehr genau und passen unsere operativen Tätigkeiten falls notwendig an", erklärte ein Sprecher auf Anfrage. Oberste Priorität habe die Sicherheit der Mitarbeitenden – das betonten auch die anderen Unternehmen.
Deutliche Einschränkungen gibt es indes auf direkten Flugrouten in die Krisenregion: So stellte Lufthansa Cargo alle Flüge nach Tel Aviv und Teheran bis einschließlich 31. Juli ein. Flüge nach Amman in Jordanien, Beirut im Libanon und Erbil im Irak sind bis einschließlich 20. Juni ausgesetzt.
Eigentlich fliegen wöchentlich sieben Frachtmaschinen alleine Tel Aviv an. Nach Teheran befördert die Lufthansa Group teils mehrfach täglich Fracht im Bauch von Passagiermaschinen – diese Verbindungen fallen auf unbestimmte Zeit aus.
Andere Fluggesellschaften meiden die Region ebenfalls. Teilweise sind Lufträume komplett gesperrt, entsprechend werden Flüge in Richtung Asien umgeleitet. Das führt zu Verzögerungen und Ausfällen. An den Börsen gehörten entsprechend die Titel von Fluggesellschaften, Reisekonzernen und Flughafenbetreibern zu den größten Verlierern.
Flugverkehr und Schifffahrt ohnehin eingeschränkt
Ohnehin ist der Luftverkehr in der Region seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem anschließenden israelischen Einmarsch in den Gaza-Streifen merklich eingeschränkt. Die Schifffahrt wiederum leidet unter Angriffen der Huthi-Rebellen im Roten Meer – Reedereien meiden die Region mit der wichtigen Europa-Asien-Route durch den Suez-Kanal.
„Ein regionaler Flächenbrand könnte weitere Staaten sowie zentrale maritime Verkehrsadern erfassen“, erklärte der Verband Deutscher Reeder am Freitag. Die jüngste Eskalation erhöhe das Risiko weiterer Übergriffe.