Pariser Institution Tati muss schließen

Besitzer Gifi zieht die Reißleine

Pariser Institution Tati muss schließen

wü Paris – Es ist in Frankreich eine Institution, eine Art Wahrzeichen, das wie Sacre Coeur aus dem Stadtbild des Pariser Nordens nicht wegzudenken ist: das Billigkaufhaus Tati. Doch nun wird das Stammhaus gegenüber der Métro-Station Barbès nahe des Gare du Nord geschlossen. Die wegen der Covid-19-Pandemie in Frankreich verhängten strengen Ausgangssperren haben dem Kaufhaus den Garaus gemacht, nachdem ihm bereits die Gelbwesten-Proteste im Winter 2018/19 und ein Jahr später die Streiks gegen die Rentenreform stark zugesetzt hatten.Gegründet worden waren die “Galeries Lafayette der Armen” 1948 von dem tunesischen Einwanderer Jules Ouaki. Durch Zukäufe angrenzender Geschäfte weitete er erst das Stammhaus in Barbès aus und gründete dann Ende der 70er Jahre Ableger in anderen französischen Städten. 1987 seien mehr Besucher in das Billigkaufhaus in Barbès gekommen als zum Eiffelturm, berichtet der “Figaro”. Doch dann verkalkulierten sich die Erben Ouakis offenbar bei dem Versuch, in Europa zu expandieren. Zudem sei es Tati nicht gelungen, mit der Zeit zu gehen und sich neu zu erfinden, heißt es in Paris.Nachdem Tati bereits zu Beginn der 90er in die roten Zahlen gerutscht war, wurde die Kaufhauskette von einer Tochter der Einzelhandelsgruppe Eram übernommen. Doch 2017 drohte der Konkurs und Tati ging an den Deko-Spezialisten Gifi. Dieser versprach damals, 109 der 140 Tati-Läden mindestens zwei Jahre lang zu behalten. Im Sommer vergangenen Jahres dann kündigte er an, diese entweder unter dem Dach seiner eigenen Marke betreiben, verkaufen oder schließen zu wollen. Nur das Stammhaus in Barbès sollte unter dem Namen Tati erhalten bleiben. Nun teilte die Gruppe von Philippe Ginestet, die mit ihren 800 Geschäften auf einen Umsatz von 1,4 Mrd. Euro kommt, mit, Tati in Barbès werde geschlossen.