Rüstungskonzern

Rheinmetall übernimmt Kriegsschiffwerften der Lürssen-Gruppe

Rheinmetall übernimmt die Militärsparte der Lürssen-Gruppe und steigt in den Bau von Kriegsschiffen ein. Der Rüstungskonzern bezahlt für den Zukauf rund 1,35 Mrd. Euro. Bald soll die neue Sparte 5 Mrd. Euro Umsatz machen.

Rheinmetall übernimmt Kriegsschiffwerften der Lürssen-Gruppe

Rheinmetall startet Marinesparte

Kaufpreis für Naval Vessels Lürssen liegt bei ungefähr 1,35 Mrd. Euro – Umsatz von 5 Mrd. Euro ab 2030

cru Frankfurt

Rheinmetall übernimmt die Militärsparte der Bremer Lürssen-Gruppe. Damit steigt der Rüstungskonzern erstmals in das Geschäft mit dem Bau vollständiger Kriegsschiffe wie Fregatten und Korvetten ein. Das Unternehmen, das derzeit noch am meisten Umsatz mit Artilleriemunition macht, entwickelt sich zu einem Rundum-Anbieter für die Bundeswehr und die Armeen der Verbündeten.

Man habe sich mit Lürssen auf die Eckpunkte einer Übernahme der Naval Vessels Lürssen (NVL) geeinigt, teilte der Düsseldorfer Konzern mit. Rheinmetall plant, alle Standorte und Beschäftigten der NVL zu übernehmen und sie als eigene Division in den Rheinmetall-Konzern zu integrieren und weiterzuentwickeln. Die Unternehmensgruppe Lürssen konzentriert sich künftig ausschließlich auf den Bau ziviler Megayachten. Eigentümer Friedrich Lürßen hält „vor dem Hintergrund der verschärften Bedrohungslage eine Konsolidierung innerhalb der Verteidigungsindustrie für notwendig“.

Der Abschluss der Transaktion werde für Anfang 2026 angestrebt, stehe jedoch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Zum Kaufpreis sei Stillschweigen mit der Lürssen-Eigentümerfamilie vereinbart worden.

4,5-mal Ebitda

In einer Analystenkonferenz am Montag sagte Rheinmetall-CEO Armin Papperger, man habe das 4,5-Fache vom operativen Gewinn (Ebitda) für NVL bezahlt. Künftig werde das Ebitda bei rund 300 Mill. Euro liegen, und die Ebitda-Marge von NVL werde von bisher rund 10% auf mittelfristig 15% steigen. Der Umsatz, den NVL mit derzeit rund 2.000 Beschäftigten macht, werde von derzeit 1,3 Mrd. Euro bis 2030 auf rund 5 Mrd. Euro klettern. Aus diesen Angaben errechnet sich laut Finanzkreisen ein Kaufpreis in der Größenordnung von 1,35 Mrd. Euro. Eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Deals plane Rheinmetall nicht, erklärte Papperger.

Der Rheinmetall-Kurs stieg am Montag auf ein Allzeithoch. Die Titel legten zeitweise um 2,8% auf 1.949 Euro zu. Die Marktkapitalisierung erreicht damit 88,5 Mrd. Euro. Das ist mehr als Siemens Energy, die Münchener Rück oder die Deutsche Bank auf die Waage bringen.

Mit dem Erwerb des Schiffbauers will sich Rheinmetall breiter aufstellen, den Marinebereich als zusätzliches Geschäftsfeld erschließen und seine Position als führender Anbieter von Verteidigungstechnik in Deutschland und Europa stärken. Der Konzern baut bisher keine eigenen Schiffe, macht aber Geschäfte mit der Marine, etwa mit Schiffsgeschützen und mit Lasermodulen. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 hat sich der Kurs etwa verzwanzigfacht. Rheinmetall gehört zu den wichtigsten Waffenlieferanten der Ukraine und ist bereits seit vielen Jahren ein Partner von Seestreitkräften, bislang jedoch vor allem als Zulieferer etwa für Simulationstechnik und Schutzsysteme. NVL ist die frühere Militärsparte Lürssen Defence und wurde 2021 von der Yacht-Sparte getrennt. In Deutschland gehören zu NVL vier Werften: die Peene-Werft in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern), Teile von Blohm+Voss und die Norderwerft in Hamburg sowie die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven. Hinzu kommen Standorte in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei. Blohm+Voss arbeitet mit der niederländischen Damen Schelde Naval Shipbuilding bei sechs F126-Fregatten für die deutsche Marine zusammen, und es gibt Produktionsverzögerungen. Rheinmetall hat 40.000 Beschäftigte an 174 Standorten und machte 2024 rund 9,8 Mrd. Euro Umsatz.

Rheinmetall übernimmt die Militärsparte der Lürssen-Gruppe und steigt damit zum ersten Mal in den Bau von vollständigen Kriegsschiffen ein. Der Rüstungskonzern bezahlt für den Zukauf rund 1,35 Mrd. Euro. Bald soll die neue Sparte 5 Mrd. Euro Umsatz machen. Der Aktienkurs kletterte am Montag auf ein Allzeithoch.