SPERRFRIST Allianz für Autosoftware wird größer
SPERRFRIST Allianz für Autosoftware wird größer
SPERRFRIST: 7.1.2026 13 Uhr
Allianz für Autosoftware wird größer
31 Unternehmen beteiligen sich an gemeinsamer Entwicklung – Alle deutschen Hersteller dabei
jh München
Elf Unternehmen gaben vor gut einem halben Jahr den Startschuss für die gemeinsame Entwicklung von Software für Autos. Die Vereinbarung unterzeichneten alle deutschen Hersteller – BMW, Mercedes-Benz und die Volkswagen-Gruppe – die drei größten deutschen Zulieferer Bosch, ZF, Aumovio (früher: Continental), der französische Konkurrent Valeo sowie Softwareunternehmen. Inzwischen sind es 31 Teilnehmer, was die Initiatoren, der deutsche Branchenverband VDA und die Eclipse Foundation als Erfolg werten. Zu der Stiftung, ein internationaler gemeinnütziger Verein mit Hauptsitz in Brüssel, gehört die Arbeitsgruppe Software Defined Vehicle.
Auf der Liste der neuen Mitglieder, die im Projekt S-Core mit einem Open-Source-Ansatz gemeinsam grundlegende Softwarekomponenten entwickeln, stehen der Zulieferer Schaeffler, der Reifenhersteller Michelin, die Halbleiterkonzerne Infineon und Qualcomm sowie der Telekom-Dienstleister T-Systems. Auch Lkw-Unternehmen sind jetzt dabei: Traton, die Nutzfahrzeugholding von Volkswagen, und Coretura, das Gemeinschaftsunternehmen von Daimler Truck und Volvo für Software. Die Grundlagen für Pkw lassen sich nach Angaben der Eclipse Foundation auch für Lkw anwenden.
Kostengünstiger und schneller
Ziel der Kooperation ist nach Darstellung des VDA, den Aufwand und die Kosten für die Entwicklung und Wartung der Software um 40% zu reduzieren und eine Zeitersparnis von 30% zu erzielen. „Der Terminplan ist, innerhalb von 24 Monaten ein serienfähiges Produkt zu haben“, sagt VDA-Geschäftsführer Marcus Bollig. Ende 2026 soll es so weit sein: Bis dahin wird eine vollständige Softwareversion für autonomes Fahren erwartet. Diesen gemeinsamen Kern können die Unternehmen dann als Basis für eigene Anwendungen für ihre Kunden nutzen und weiterentwickeln.
Der Fokus der Allianz liegt nach Bolligs Worten eindeutig auf europäischen Unternehmen. Wenn es nach dem VDA und Eclipse geht, wäre ein einziger Standard allerdings nicht nur für Europa, sondern auch für die USA und Asien, der Idealfall. Bollig und Ansgar Lindwedel, der in der Stiftung für das Thema Software-Defined-Vehicle zuständig ist, berichten von Gesprächen auch mit japanischen Produzenten und Zulieferern. Das gelte ebenso für chinesische Unternehmen. Eines hat sich inzwischen der Allianz angeschlossen: Ecar X, eine Tochterfirma des chinesischen Autoherstellers Geely, die Technik für softwaredefinierte Fahrzeuge anbietet. Erst vor kurzem hat Ecar X auch eine Partnerschaft mit der Volkswagen-Gruppe vertieft.
Eine Ausnahme im Protektionismus
Bollig macht darauf aufmerksam, dass in den USA aufgrund der gesetzlichen Regeln für vernetzte Fahrzeuge der Einbau bestimmter Hard- und Software verboten ist. Ausnahme sei Open-Source-Software. „Angesichts der protektionistischen Tendenzen ist das S-Core-Konzept die optimale Lösung.“ In den nächsten Jahren könnte es sich deshalb zu einem größeren strategischen Vorteil entwickeln.
Ein einheitlicher globaler Standard hätte aus Sicht des VDA-Geschäftsführers besonders auch für Lieferanten erhebliche Vorteile: „Jeder Zulieferer trifft dann nicht mehr auf verschiedene Umgebungen der Hersteller, sondern auf standardisierte Software-Komponenten und -Schnittstellen.“ Damit könnte die Zusammenarbeit beider Seiten deutlich effizienter werden. Heute sei der Integrationsaufwand meistens höher als der eigentliche Entwicklungsaufwand von Software-Komponenten, ergänzt Martin Schleicher, ein Experte für Fahrzeugsoftware.
