Strafzölle lasten schwer auf Philips

Medizintechnikkonzern senkt Renditeziel - Operative Marge sinkt im dritten Quartal

Strafzölle lasten schwer auf Philips

Philips bekommt den Handelskonflikt der USA mit China zu spüren. Das Verlagern der Produktion zwischen beiden Ländern, um Strafzölle zu vermeiden, dauert länger als geplant. Das trifft die Marge der Sparte Vernetzte Pflege, die zudem von hohen Lagerbeständen belastet wird.jh München – Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat Philips einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Der niederländische Medizintechnikkonzern nahm am Donnerstag die Prognose für das Margenziel in diesem Jahr zurück. Anstelle eines Anstiegs um 1 Prozentpunkt rechnet der Vorstand nun nur mit einer Verbesserung um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte (siehe Grafik). Das Ziel bezieht sich auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) im Verhältnis zum Umsatz.Die Reaktion an der Börse war heftig: Der Aktienkurs sank in Amsterdam um 8,8 % auf 37,96 Euro. Der deutsche Konkurrent Siemens Healthineers wurde in Mitleidenschaft gezogen. Dessen Kurs ging in Frankfurt um 1,3 % auf 34,54 Euro zurück, nachdem er seit Beginn dieser Woche schon fast 4 % abgegeben hatte.Im dritten Quartal steigerte Philips nach vorläufigen Zahlen den mit dem Vorjahr vergleichbaren Umsatz um 6 % auf 4,7 Mrd. Euro. Dazu hätten alle Geschäfte beigetragen, berichtete der Konzern. Für den Auftragseingang rechnet der Vorstand aber nur mit einer Stagnation. Nach Ansicht der Analysten von UBS lässt dies für das kommende Jahr nichts Gutes erwarten. Philips weist darauf hin, dass die Bestellungen im starken dritten Quartal 2018 um 11 % zugenommen hätten.Das bereinigte Ebita betrug im dritten Quartal 583 Mill. Euro, was eine Umsatzrendite von 12,4 % ergibt. Im Vorjahr waren es von Juli bis September 13,2 %. Während die Sparten Diagnose und Behandlung sowie Gesundheitspflege (Konsumprodukte wie elektrische Zahnbürsten) die Marge gesteigert hätten, sei die Rendite der Vernetzten Pflege um 4,5 Prozentpunkte gesunken. Zu dieser Sparte gehören Geräte und Software, um chronisch Kranke aus der Ferne zu überwachen. Der Vorstandsvorsitzende Frans von Houten sprach von einer Enttäuschung. Er begründete den Rückgang der Marge der Vernetzten Pflege mit den Strafzöllen der USA und Chinas. Das Verlagern von Fertigungen von dem einen in das andere Land, um die negativen Wirkungen abzuschwächen, sei schwieriger und dauere länger als erwartet. Firmenwert verringertHinzu kämen eine nicht ausgelastete Produktion und ein ungünstiger Produktmix. Die Fertigung sei gebremst worden, um die Lagerbestände zu verkleinern. Wegen der Schwierigkeiten der Sparte, die im vergangenen Jahr 17 % zum Konzernumsatz beigetragen hatte, schrieb Philips auf deren Firmenwert 78 Mill. Euro ab. So bleibt für das dritte Quartal ein Konzernnettogewinn von 210 (i. V. 307) Mill. Euro. Van Houten kündigte an, die Anstrengungen zu verstärken, um Verbesserungen in dem Segment zu erzielen. Für das kommende Jahr stellte er einen Anstieg der bereinigten Konzernmarge um rund 1 Prozentpunkt in Aussicht. Der Umsatz soll um 4 bis 6 % wachsen.Nach Ansicht der Analysten von J.P. Morgan enttäuschte die Marge im bisherigen Jahresverlauf. Die Entwicklung in den vergangenen Quartalen sei schwach gewesen. Auch Goldman Sachs kritisierte die Ergebniszahlen, bleibt aber bei der grundsätzlich positiven Einschätzung von Philips.