Viel Gegenwind für Carl Zeiss Meditec
Viel Gegenwind für Carl Zeiss Meditec
Quartalsergebnis bleibt hinter Erwartungen zurück – Bestätigte Prognose laut Analyst „mit erheblichen Unsicherheiten behaftet“ – Kursrutsch
Der Jenaer Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec hält auch nach dem dritten Geschäftsquartal an seinem Ausblick fest – obwohl Analysten mittlerweile viele Unsicherheiten sehen. Neben den US-Zöllen und negativen Währungseffekten ist das Unternehmen auch mit einer Konsumschwäche in China konfrontiert.
kro/dpa-afx Frankfurt
Der auf Augenheilkunde und Mikrochirurgie spezialisierte Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec hat am Donnerstag unter Anlegern Sorgen bezüglich der weiteren Geschäftsentwicklung ausgelöst. Das Unternehmen mit Sitz in Jena hatte im dritten Geschäftsquartal „durch negative Währungseffekte und die Einführung der US-Handelszölle mit Gegenwind zu kämpfen“, sagte der seit Juni amtierende Vorstandsvorsitzende und vorherige China-Chef Maximilian Foerst. Im vierten Quartal gelte es nun, „insbesondere die Geräteauslieferungen weiter zu steigern, um unsere Ziele für das Geschäftsjahr abzusichern.“
Gerade die – nun erneut bestätigten – Jahresziele bereiten Beobachtern aber mittlerweile Kopfschmerzen. Aus Sicht von UBS-Analyst Graham Doyle umfasse die Prognose „ein breites Spektrum möglicher Entwicklungen und sei folglich mit erheblichen Unsicherheiten behaftet“. In einem negativen Szenario könnten die aktuellen Konsensschätzungen für 2025 um 7% sinken. An der Börse gab der Aktienkurs in der Spitze um mehr als 14% auf 41 Euro nach. So billig waren die Papiere zuletzt im Jahr 2017. Die Aktien waren damit Schlusslicht im MDax.
Zölle werden weitergereicht
Carl Zeiss Meditec rechnet für das Geschäftsjahr 2024/2025 weiter mit einem moderaten Umsatzwachstum und einem stabilen bis leicht höher ausfallenden Ebita (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen aus Kaufpreisallokationen auf immaterielle Vermögenswerte). Dabei würden die zwischen der EU und den USA ausgehandelten Einfuhrzölle in die Vereinigten Staaten von 15% das Ergebnis belasten, hieß es. Das Unternehmen beabsichtigt, die daraus resultierenden Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben. Höhere Investitionen in den Ausbau der US-Produktionskapazitäten seien aber nicht geplant, sagte Finanzchef Justus Felix Wehmer der Börsen-Zeitung.
Neben solchen externen Faktoren sorgen auch die jüngsten Geschäftszahlen von Carl Zeiss Meditec für Bedenken hinsichtlich der Zielerreichung. Der Umsatz stieg in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 7,6% auf 1,6 Mrd. Euro. Ohne den Beitrag des Anfang 2024 zugekauften niederländischen Augenheilkundespezialisten DORC (Dutch Ophthalmic Research Center) und ohne Währungseffekte wäre Carl Zeiss Meditec aber lediglich um 1,1% gewachsen. Das Ebita legte um 3% auf gut 175 Mill. Euro zu.
Die Umsatzdynamik scheine nachzulassen, befindet Graham Doyle von der UBS. Gleichzeitig wachse der Kostendruck. Anchal Verma von JP Morgan bemängelt, dass das Ergebnis im Quartal die Erwartungen verfehlt habe.
Chinesen behalten ihr Geld zusammen
Im vergangenen Geschäftsjahr war der Umsatz von Car Zeiss Meditec nach mehreren Wachstumsjahren erstmals wieder rückläufig. Grund war unter anderem ein schwache Nachfrage nach Operationsmikroskopen im Neurochirurgie-Geschäft sowie schleppende Geschäfte mit Verbrauchsmaterialien in China, dem wichtigsten Einzelmarkt für Carl Zeiss Meditec.
In ihrem Bestreben, die nationalen Gesundheitskosten zu senken, hatte die chinesische Regierung ein dafür konzipiertes Vergabeverfahren auch auf Intraokularlinsen ausgeweitet. Dabei handelt es sich um Kontaktlinsen, die bei Patienten mit Fehlsichtigkeit oder Grauem Star ins Auge implantiert werden. „Dadurch war es in dem Markt zu relativ großen Preissenkungen gekommen“, sagt Foerst. „Das haben wir jetzt aber erstmal hinter uns.“
Was die Geschäfte in China weiter erschwert, ist die verhaltene Konsumlaune privater Verbraucher, sagte der CEO. „Das betrifft vor allem unser Geschäft mit refraktiver Laserchirurgie, wo die Patienten selbst für Eingriffe zahlen.“ Wegen der schwächelnden chinesischen Wirtschaft sei hier schon länger eine größere Sparneigung der Menschen zu beobachten, und kurzfristig keine Besserung in Sicht.
Laut Unternehmensmitteilung stagnierten die Umsätze in China in den ersten neun Monaten. Die gesamte Region Asien-Pazifik wuchs hingegen leicht um 1,8% auf rund 710 Mill. Euro. Dazu hätten sowohl die Märkte Südostasien als auch Indien beigetragen. Im Geschäftsbereich Americas wuchs Carl Zeiss Meditec um gut 14% auf 360 Mill. Euro, was unter anderem an einer schwachen Vorjahresperiode lag. In der Region Europa, Naher Osten und Afrika legte der Umsatz um fast 12% auf 483 Mill. Euro zu.