IAA MobilityInnovationen

Zulieferer entwickeln sich zu Software-Unternehmen

Bosch versteht sich als Software-Unternehmen für Mobilität. Continental will mit Google künstliche Intelligenz ins Auto bringen. Und Schaeffler arbeitet an einem fahrerlosen Kleinbus.

Zulieferer entwickeln sich zu Software-Unternehmen

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Bosch: Schlüssel für Komfort und Nachhaltigkeit

jh München

Die Zulieferer der Automobilindustrie stellen auf der IAA Mobility vor allem die Elektromobilität, Software, autonomes Fahren und das Vernetzen von Fahrzeugen in den Vordergrund. Bosch, der größte Autozulieferer der Welt, versteht sich auch als Software-Unternehmen für Mobilität, wie Stephan Hartung, der Vorsitzende der Geschäftsführung, auf einer Pressekonferenz am Messestand sagte. Für die Produkte bringt diese Entwicklung einen großen Vorteil: Mit Software-Updates könnten Autos auch nach Jahren noch wie neu werden, betonte Hartung.

Der für die Sparte Mobility verantwortliche Geschäftsführer Markus Heyn ergänzte: "Software ist der Schlüssel, um Komfort und Nachhaltigkeit zu steigern." Als Beispiel nannte er das vernetzte Energie- und Thermomanagement. Damit lasse sich die Ladezeit der Batterie in der Spitze um 20% verkürzen.

Kooperation mit Google

Continental gab am Montag auf der Messe eine Kooperation mit Google Cloud bekannt, um künstliche Intelligenz ins Auto zu bringen. Diese beantworte per Sprachbefehl Fragen der Insassen im Auto, zum Beispiel nach dem richtigen Reifendruck, Sehenswürdigkeiten an der Strecke oder den Öffnungszeiten eines Museums. Continental kündigt dabei "einen natürlichen Dialog" mit den Fahrzeugen an. Die Serienreife des Systems sei in 18 Monaten Entwicklungszeit möglich. "So beginnt unsere Vision vom softwaredefinierten Fahrzeug Realität zu werden", sagte Conti-Vorstand Philipp von Hirschheydt, der für das Segment Automotive zuständig ist.

Die Geschäftsführung von Bosch berichtete von einer insgesamt wachsenden Sparte Mobility in diesem Jahr. Der Umsatz werde voraussichtlich währungsbereinigt um 10% zulegen, sagte Hartung. Das verdankt Bosch auch einem nicht bezifferten Preiseffekt. Dank der Anläufe neuer Produkte gebe es aber auch Volumenzuwächse. Als Beispiel nannte Hartung eine neue ESP-Generation als Schutz gegen Schleudern. Hier greift die Software nach Unternehmensangaben nicht nur auf das Bremssystem zu, sondern auch auf den elektrischen Antrieb und die elektrische Leitung. 2022 hatte das Segment Mobility rund 53 Mrd. Euro zum Gruppenumsatz von 88 Mrd. Euro beigesteuert.

Lidar gestoppt

Dass Bosch vor kurzem die Entwicklung von Lidar-Sensoren für das automatisierte Fahren beendet hat, begründete Heyn nach der Pressekonferenz damit, dass der Markt dafür langsamer als erwartet wachse. Mit großen Stückzahlen werde erst nach dem Jahr 2030 gerechnet. "Wir haben die Kompetenz für Lidar weiterhin im Haus", sagte Heyn und verwies auf Vorentwicklungen. "In einigen Jahren werden wir besser sehen, welche Technik die richtige ist." Dass das Entwickeln neuer Technologien nicht immer erfolgreich sei, sei ganz normal. "Letztlich entscheiden unsere Kunden."

Fahrerloser Kleinbus

Ein Konzeptfahrzeug für einen fahrerlosen Kleinbus zeigen Schaeffler und die niederländische VDL-Gruppe auf der IAA. Gemeinsam wollen sie Shuttles für den öffentlichen Nahverkehr entwickeln und bauen. Das Fahrsystem soll von der Intel-Tochter Mobileye kommen. Schaeffler bringt seine Erfahrung mit Antrieb und Fahrwerk ein.

Schaeffler und VDL sind nach eigenen Angaben in Gesprächen mit Nahverkehrsunternehmen. Erste Pilotprojekte könnten vom übernächsten Jahr an beginnen. Die Unternehmen blicken für die Marktchancen einige Jahre voraus: Von 2030 an könne das Produktionsvolumen mehrere Tausend Fahrzeuge im Jahr betragen.

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