Finanzplatz Luxemburg

Aus Luxemburg Nachhaltigkeit nach vorne bringen

Luxemburg muss die Standortkompetenz mitten aus dem Herzen Europas heraus für nachhaltige Transformationen nutzen.

Aus Luxemburg Nachhaltigkeit nach vorne bringen

„Europa leben – Welten verbinden“ – unter diesem Leitspruch brachte die Deutsche Bank Luxembourg im Jahr 2020 die Jubiläumsschrift zu ihrem 50-jährigen Bestehen heraus. Vor dem Hintergrund der auf das Schärfste zu verurteilenden Invasion Russlands in die Ukraine sind diese Zeilen aktueller denn je. Es ist unmittelbar erfahrbar geworden, wie wichtig ein gelebtes Europa in Krisenzeiten ist. Der Gedanke der Nachhaltigkeit und alternativer Energien begleitet dieses Thema und bekommt damit einen neuen und noch wichtigeren Stellenwert und zeigt, dass dies gerade auch in geopolitisch schwierigen Zeiten von enormer Bedeutung und eine Herausforderung für Staaten, Ge­sellschaften, Unternehmen und Banken ist.

Der Weltklimarat hat Ende Februar mit seinem jüngsten Bericht noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig eine Transformation der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit ist. Die Abhängigkeit von Energieformen, die die Erderwärmung zunehmend begünstigen, ist präsenter denn je – die damit verbundenen Risiken für die Zukunft und nachfolgende Generationen sind drastisch und liegen auf der Hand.

Frühzeitig reagiert

Die Deutsche Bank hat sich diesen Herausforderungen sehr früh gestellt und klare und ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die das Thema ESG (Environment Social Governance – kurz ESG) ganzheitlich abdecken. Konkret bezieht sich dies nicht nur auf das Thema Ökologie, sondern schließt auch die Bereiche Soziales und gute Unternehmensführung ein. Es geht zum einen um das Erreichen eigener Nachhaltigkeitsziele und zum anderen um die Aufgabe, als Katalysator gemeinsam mit den Kunden darauf hinzuwirken, die Nachhaltigkeitsziele in geplanten Transformationsprozessen umzusetzen.

Das ursprüngliche Ziel, bis 2025 konzernweit mehr als 200 Mrd. Euro an nachhaltigen Finanzierungen und Anlagen zu erreichen, wurde in zwei Schritten auf Ende 2022 vorgezogen, da der Bedarf auf Kundenseite so groß war, dass die Bank bereits bis Ende 2021 rund 157 Mrd. Euro erreichen konnte. Auf dem Investorentag Anfang März schraubte die Bank ihre Ambition nochmals nach oben und plant, bis 2025 mindestens 500 Mrd. Euro an ESG-bezogenen Finanzierungen und Investitionen zu erreichen. Für ihr eigenes Kreditportfolio hat sie sich bereits im vergangenen Jahr verpflichtet, die Emissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, und ist der Net Zero Banking Alliance als Gründungsmitglied beigetreten.

Europa hat den Anspruch, im Bereich ESG Vorreiter zu sein. Der europäische Finanzsektor verfügt dabei über das Potenzial, seinen Beitrag zum Ausbau nachhaltiger Finanzierungen zu leisten. Das gilt für den Finanzstandort Luxemburg besonders, da er für die Deutsche Bank wie kein zweiter für Kompetenz in Anlagefragen und im internationalen Kreditfinanzierungsmarkt zugleich steht.

Mit einem breit gefächerten, internationalen Geschäftsmodell basierend auf vier Kerngeschäftsfeldern trägt die Deutsche Bank in Luxemburg seit vielen Jahren und über Wirtschaftszyklen hinweg maßgeblich zum Konzernergebnis bei und erweitert fortlaufend ihr Angebotsspek­trum um ESG-bezogene Angebote.

So ist für Kunden aus dem Unternehmenssektor in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika die Deutsche Bank Luxembourg S.A. seit langem das Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für syndizierte und bilaterale Kredite. Für den Erfolg dieser „Kreditfinanzierung – Made in Luxembourg“ waren und sind drei Faktoren maßgeblich: die Institutionalität (Verlässlichkeit und Langfristorientierung), die Innovationsfähigkeit und der Erfahrungsschatz am Standort. Dazu kommt nun das Know-how im Bereich ESG: Im vergangenen Jahr war bereits ein Viertel der Kreditzusagen mit ESG-Komponenten verknüpft.

Neben der direkten Kreditvergabe an Unternehmen ist die Deutsche Bank Luxembourg führend als Kredit-, Sicherheiten- und ESG-Agent für internationale Konsortien in der syndizierten Kreditfinanzierung (sogenanntes Loan-Agency-Geschäft). Dieses erfolgt sehr bewusst als treuhänderische Dienstleistung eines Agenten – getrennt vom kreditgebenden Bankgeschäft auf der eigenen Bilanz und den eigenen Büchern (zur Wahrung hinreichender Neutralität). Es beinhaltet einerseits Mandate, an denen die Deutsche Bank als Kreditgeberin beteiligt ist, in zunehmendem Maße aber auch Drittparteiengeschäfte, bei denen Syndikate auf die Expertise der Deutsche Bank Luxembourg zurückgreifen.

Basierend auf europäischen und internationalen Marktanalysen wurde das potenzielle Wachstum im Bereich ESG bei syndizierten Krediten bereits vor über zehn Jahren erkannt. Die erste erfolgreiche Unterzeichnung eines ESG-Mandates erfolgte bereits im Jahr 2014 und brachte das Loan-Agency-Team in Luxemburg in eine Vorreiterrolle auf diesem Gebiet.

Heute betreut die Bank in Luxemburg in diesem Bereich zwei verschiedene Arten nachhaltiger Transaktionen: Projektfinanzierungen im Bereich erneuerbare Energien (zum Beispiel Wind- und Solarparks, Biomasse) sowie Transaktionen, die mehrere Nachhaltigkeitskomponenten beinhalten, die sogenannten ESG-Linked Facilities. Beide erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei den Kunden, nicht zuletzt auch durch ihre Auswirkungen auf die Konditionen in Abhängigkeit von Branche, ESG-Strategie und Größe des Unternehmens. Der Ausbau des ESG-Agenturportfolios zählt zu den wichtigsten Strategie- und Wachstumszielen dieses Bereiches, der in den zurückliegenden beiden Jahren im dreistelligen Prozentbereich gewachsen ist.

Erweitertes Angebotsspektrum

Zudem konnte in den vergangenen Jahren das Angebotsspektrum um die Rolle des „Environmental and Social Agent“ erweitert werden: Hier stehen neben den ESG-Zielen auch die Anforderungen aus Gesellschaft und Politik im Fokus. Zu den Kunden gehören neben Dax-Konzernen auch kleinere und mittelgroße Unternehmen sowie Projektgesellschaften, die von der Bank mit ihrer Expertise im ESG-Bereich unterstützt werden.

Ein weiteres Geschäftsfeld, in dem die Bank ESG-Themen in Zusammenarbeit mit Fachexperten der globalen Investmentbank vorantreibt, ist die Finanzierung von langlebigen und nachhaltigen Investitionsgütern und die Treuhänderfunktion bei Krediten und sonstigen Finanzierungen. Das 15 Mrd. Euro umfassende Kapitalmarkt-Emissionsprogramm, das sogenannte Fiduciary Notes Program, ist eine Spezialität des Standortes Luxemburg. Die Bank agiert hier als EZB-regulierte Treuhänderin und Intermediärin und verbindet internationale Kredit- und Finanzierungsnachfrage auf der einen und Kreditangebot von institutionellen und langfristig orientierten Anlegern auf der anderen Seite. Sie leistet damit einen Beitrag zur Förderung und zum Ausbau der europäischen Kapitalmärkte und der Kapitalmarktunion. Wie diese Expertise auch auf das „S“ in ESG einzahlt, zeigt zum Beispiel eine Refinanzierungslösung im öffentlichen Sektor, bei dem ein Großprojekt zum Bau neuer Sozialwohnungen finanziert wurde.

Auch in ihrem vierten Geschäftsfeld, dem Geschäft mit vermögenden Privatkunden, Familienverbünden so­wie Family Offices und Beteiligungsgesellschaften, legt die Deutsche Bank Luxembourg als anerkanntes Kompetenzzentrum in EMEA (Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika) für komplexe Kreditfinanzierungen wie hochwertige Wohnimmobilien und bei Brückenfinanzierungen von institutionellen Investoren und Private-Equity-Fonds einen klaren Fokus auf Nachhaltigkeit.

In der Zukunft werden sich Kunden auch im Anlagegeschäft nicht mehr für nachhaltige Produkte entscheiden müssen, sondern ESG wird zum Standard im gesamten Produktangebot. Im Internationalen Privatkundengeschäft kommen ganz besonders die am Standort Luxemburg etablierten Kompetenzen – gerade auch durch die kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – zum Tragen. Das zweistellige Wachstum des Geschäftsvolumens in den vergangenen Jahren belegt, dass die Bank mit dem Ausbau ihrer Finanzdienstleistungen und Kundenmärkte in Sachen Nachhaltigkeit auf dem richtigen Weg ist.

Ihr Engagement und die Initiativen sind vielseitig – so hat die Deutsche Bank zum Beispiel den „Ocean Resilience Philanthropy Fund“ ins Leben gerufen, dessen Mittel zum Schutz der Meere und Küsten verwendet werden sollen. Kunden und andere Interessierte können so gezielt Meeresschutzprojekte finanziell unterstützen. Es ist der erste Wohltätigkeitsfonds dieser Art eines Finanzinstituts.

Es ist in den zurückliegenden Jahren deutlich geworden, dass Klima- und Umweltrisiken sich in Risiken wandeln können, die die Vermögens- und Finanzlage und somit die Geschäftsfähigkeit eines Kreditinstituts erheblich beeinflussen können. Auf Basis des im November 2020 von der Europäischen Zentralbank veröffentlichten Leitfadens für Banken zu Klima- und Umweltrisiken hat die CSSF (Commission de Surveillance du Secteur Financier) in ihrem Rundschreiben 21/773 klar die Erwartung an die Kreditinstitute zur Berücksichtigung der Klima- und Umweltrisiken in ihrer Geschäftsstrategie und Governance sowie in ihren Risiko­management-Rahmenwerken definiert. Zusätzlich erfordert die Sus­tainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), die im März 2021 in Kraft trat, verpflichtende Berichterstattungen von ESG-Faktoren.

Das Großherzogtum Luxemburg hat sich auf Basis seiner Internationalität, ökonomischen Stabilität und Expertise zu einem Vorreiter nachhaltiger Finanzierungen entwickelt. Nicht zuletzt hat das Land mit der Anfang 2021 vorgestellten „Luxembourg Sustainable Finance Strategy“ einen eindrucksvollen Meilenstein hin zu einem führenden Sustainability-Hub gesetzt. Diese Transformation zu mehr Nachhaltigkeit – auch im täglichen Arbeitsalltag der Bank – bleibt eine große Herausforderung. Luxemburg hat in seiner Geschichte schon oft bewiesen, dass es Entwicklungen frühzeitig erkennt und den Wandel vorantreibt – mitten aus dem Zentrum Europas.