Finanzindustrie im Umbruch

Die Transformation der Wirtschaft aktiv mitgestalten

Die Megathemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden das Land noch einige Zeit beschäftigen, dafür braucht es die Finanzindustrie. Auch diese befindet sich derweil im Umbruch.

Die Transformation der Wirtschaft aktiv mitgestalten

Vor ziemlich genau 70 Jahren, im Januar 1952, schrieb die Bank deutscher Länder in ihrem Monatsbericht über „eine starke Zunahme der Spartätigkeit“ der Bundesbürger. Die Vorläuferin der Bundesbank stellte fest: „In letzter Zeit ist aber auch der Wertpapierabsatz etwas flotter gewesen.“

„Ziemlich flott“ war der Wertpapierabsatz auch im abgelaufenen Jahr. Allein bei der Deka kauften die Sparerinnen und Sparer in den ersten neun Monaten Wertpapierprodukte für netto über 18 Mrd. Euro – so viel wie nie zuvor. Stark gestiegen ist auch die Zahl derjenigen, die regelmäßig in Wertpapiere investieren. So haben sich Sparpläne bei der Deka in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt, auf nun über 6,6 Millionen. Den Trend hin zu Wertpapieren bestätigt auch das Deutsche Aktieninstitut: 12,1 Millionen Menschen in Deutschland besitzen inzwischen Aktien. Allein im Jahr 2020 stieg die Anzahl innerhalb von lediglich zwölf Monaten um 2,7 Millionen.

Vermögensverluste vermeiden

So beeindruckend die Zahlen auch klingen mögen: Angesichts der Gesamtbevölkerung partizipiert ein Großteil der Menschen nach wie vor nicht an der Wertschöpfung der Unternehmen und der wachsenden Wirtschaft. Die Mehrheit der Deutschen lagert das Geld weiterhin auf dem Sparbuch, dem Giro- oder dem Tagesgeldkonto. Nullzinsen, Verwahrentgelte und die steigende Inflation führen allerdings unweigerlich zu einem realen Wertverlust. In diesem Umfeld sind Wertpapiere die einzige Möglichkeit, Vermögensverluste zu vermeiden, eine auskömmliche Altersvorsorge aufzubauen und den Wohlstand zu sichern.

Es ist müßig und ausreichend geschehen, in die Vergangenheit zu schauen und die Gründe zu analysieren, weshalb erst langsam ein Um­denken stattfindet und mehr Menschen die Bedeutung von Aktien für die Vermögensanlage erkennen. Spannender ist der Blick nach vorne. Es ist zu hoffen, dass die neue Bundesregierung die richtigen Weichen stellt, um die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland auch in der Breite zu ermutigen, in das Wertpapiersparen einzusteigen. Das ist unerlässlich, damit die Menschen für das Alter vorsorgen und ihren Wohlstand wahren können.

Stichwort Wohlstand: Das Gründungsjahr der Börsen-Zeitung fiel in die Zeit des Wirtschaftswunders der jungen Republik. Breite Bevölkerungsschichten konnten sich bis dahin nie ge­kannten Wohlstand er­arbeiten. Seitdem steht Deutschland für wirtschaftliche Stärke und Stabilität. Damit das auch zukünftig so bleibt, müssen Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahren hart arbeiten. Vor uns steht ein gigantischer Aufhol- und Investitionsbedarf bei den Megathemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Politik und Wirtschaft haben die Aufgabe, die damit einhergehenden fundamentalen Veränderungen so zu gestalten, dass die Menschen nicht abgehängt werden.

Wesentliches „Schmiermittel“

Die Finanzindustrie ist ein wesentliches „Schmiermittel“, um diese Veränderungen mitzugestalten. Die Deka verwaltet für ihre Anleger Total Assets in Höhe von 378 Mrd. Euro. Wir sind Anteilseigner aller Dax-Konzerne in Deutschland. Angesichts des im Gang befindlichen Umbruchs und der notwendigen Milliardeninvestitionen ist es gut für unsere Wirtschaft, auf langfristig orientierte deutsche Investoren wie die Deka zählen zu können.

Konstruktiv-kritischer Dialog

Viele der Konzerne sind sich mittlerweile bewusst, wie wichtig dieses Asset für sie ist, auch wenn wir sie bisweilen konstruktiv-kritisch be­gleiten und Veränderungen dort anmahnen, wo sie nicht schnell genug vonstattengehen. Dieses Vorgehen ist nachhaltig gut für das Unternehmen, für seine Beschäftigten und für die Menschen in der Region, in der die Unternehmen wirtschaften. Anleger, die ihr Geld der Deka anvertrauen, geben unserer Stimme Gewicht und tragen so dazu bei, diesen Wandel zu gestalten.

Signifikante Veränderungen er­wartet in den 2020er Jahren aber auch die Finanzindustrie selbst, und der Umbruch hat längst begonnen. Er bringt völlig neue Herausforderungen und einen anderen Wettbewerb mit sich. Die digitale Transformation ist das erfolgskritische Thema der kommenden Jahre. Zum einen, weil mit innovativen Technologien neue Produkte und effizientere Prozesse möglich sind, wodurch bisher ungenutztes Potenzial gehoben werden kann. Zum anderen, weil sich Kundenbedürfnisse ändern und sich zunehmend in die digitale Welt verlagern.

Ziel muss es deshalb für die Finanzindustrie sein, diese Veränderungen maßgeblich mitzugestalten und in die Geschäftsmodelle zu integrieren. Die DekaBank ist im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie Innovationstreiberin. Wir haben eine gesunde IT-Architektur. Auf dieser Basis können wir in die Zukunft investieren. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Ausbau der Schlüsseltechnologien, allen voran Blockchain-Anwendungen. Mögliche Anwendungsbereiche sind unter anderem im Zahlungsverkehr, vor allem aber auch im Wertpapierhandel und in der Verwahrung von Wertpapieren.

Standards gesetzt

Hier geht die Deka bereits seit mehreren Jahren mit umfangreichen Aktivitäten voran und hat Standards gesetzt. Erste konkrete Lösungen sind schon am Markt, neue Ideen werden entwickelt und umgesetzt. Ein Beispiel ist Swiat, eine globale Plattform für digitale Assets, traditionelle Wertpapiere sowie digitale Services, die als branchenweites Netzwerk für Transaktionen auf der Blockchain genutzt werden kann.

Mit solchen und weiteren Lösungen schaffen wir mittelfristig auch neue Produktwelten für die Sparkassen und deren Kunden. Die Digitalisierung bringt Nutzen und Effizienz. Sie wird das Kundengeschäft unterstützen, aber nicht alles ersetzen. Gerade in Zeiten des Wandels suchen Menschen nach Orientierung. Die Beratung, der Kontakt zwischen Menschen, kann nur digital unterstützt werden, austauschbar ist sie nicht.

Unsere Gesellschaft, die deutsche Wirtschaft und die Finanzindustrie werden am Ende dieses Jahrzehnts eine andere sein. Für Letztere obliegt der Börsen-Zeitung die Chronistenpflicht. Rückblickend wird es uns in vielen Bereichen unverständlich sein, wie „undigital“ wir zu Beginn dieses Jahrzehnts noch waren und welche Grundsatzdiskussionen wir rund um Nachhaltigkeitsentscheidungen noch führen mussten.

Wenn alle Parteien in den nächsten Jahren hart arbeiten, werden wir diesen Rückblick dennoch vergleichsweise gelassen vornehmen können. Als Deka vertrauen wir darauf: Wir agieren aus einer Position der Stärke, ruhen uns aber nicht darauf aus. Unsere Ambition ist es, den deutschen Kapitalmarkt auch in diesem Jahrzehnt als starker Player an vielen Stellen zu prägen und mit zu verändern. Sei es als nachhaltiger Investor oder beim Ausbau digitaler Lösungen.

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