Keynote

KfW rückt Wirkungsmanagement ins Zentrum

Der Vorstandschef der KfW-Bankengruppe, Stefan Wintels, misst dem Wirkungsmanagement eine zentrale Rolle bei. Die KfW stehe vor der Aufgabe, Förderentscheidungen datenbasiert und frühzeitig auf ihre Wirkungen hin bemessen zu können, um die Politik beraten zu können, welche Förderung angeraten ist.

KfW rückt Wirkungsmanagement ins Zentrum

luk Berlin

KfW-Vorstandschef Stefan Wintels hat seine Rede anlässlich des 70. Jubiläums der Börsen-Zeitung in Berlin dazu genutzt, zentrale Herausforderungen für die staatliche Bankengruppe in der Zukunft zu erörtern. Zum einen verwies Wintels auf den enormen Bedarf an Finanzmitteln, der nötig sei, um den Klimawandel zu bekämpfen und Digitalisierung voranzutreiben. Dafür reichten allein staatliche Mittel nicht aus – „wir brauchen privates Kapital“.

Zugleich zeigte sich der ehemalige Citigroup-Banker überzeugt, dass sich Förderpolitik stärker als bisher auf ein effizientes und insbesondere datenbasiertes Wirkungsmanagement gründen muss. „Wir müssen besser erklären, welchen Nutzen unsere Förderung hat“, unterstrich Wintels. Die KfW müsse erläutern, was „der gesellschaftliche Return von einem Euro Fördergeld ist – wir nennen das Wirkungsmanagement“.

„Uns muss es gelingen“, präsentierte Wintels seine Vorstellungen von der Transformation der Bankengruppe, „datenbasiert Förderentscheidungen auf ihre Wirkung hin ex ante bemessen zu können“. Dies sei eine entscheidende Voraussetzung, um die Politik bei der Kalibrierung von förderpolitischen Maßnahmen beraten zu können – also etwa in der Frage, wie umfangreich Förderungen ausgestaltet werden sollten und ob als Kredit oder als Zuschuss. Zudem müsse die KfW den Mut haben, im Laufe einer Förderung nachzusteuern, wenn erkennbar werde, wie sich die Unterstützung auswirke. Vor diesem Hintergrund werde die KfW ihre Digitalisierungsanstrengungen erhöhen, schließlich müsse sie Datenhaushalte aufbauen, um Wirkungsmanagement betreiben zu können.

Jahrzehnt der Entscheidung

Wintels bekräftigte seine Einschätzung, dass sich Deutschland und Europa im Jahrzehnt der Entscheidung befinden. Die nächsten Jahre bestimmten die Folgen für mehrere Generationen. Jeder müsse sich fragen, was sein Beitrag sei, um Wirtschaft und Gesellschaft zu transformieren.

Aus Sicht der KfW laute diese Antwort: die Konzentration auf einerseits Maßnahmen gegen den Klimawandel und für den Umweltschutz und andererseits Engagement für Innovation und Digitalisierung. Durch den Ukraine-Krieg sei zuletzt noch eine dritte Dimension hinzugekommen, nämlich die Stärkung der Resilienz und der Souveränität. Als konkretes Vorhaben in diesem Zusammenhang nannte Wintels die Unterstützung des Baus von LNG-Terminals.

Die KfW strebe an, sich zu einer digitalen und transformierenden Bankengruppe zu entwickeln, fasste der Vorstandsvorsitzende das Leitbild zusammen. Dazu wiederum sei es notwendig, dass die KfW Experimente nicht scheue und in ihrer Organisation agiler werde, immerhin werde der Umbruch von enormen Unsicherheiten begleitet.

Besondere Rolle der Medien

Im Zusammenhang mit dem Anlass der Veranstaltung, dem 70. Jubiläum der Börsen-Zeitung, argumentierte Wintels, dass Qualitätsmedien in Zeiten des technologischen und gesellschaftlichen Wandels eine besondere Rolle zukomme. Denn die Transformation provoziere Kontroversen. Und um diese Konflikte vernünftig auszutragen, bedürfe es verlässlicher Information. „Die Qualität der Information bestimmt die Qualität der Debatte.“

In der Plattformwelt nehme die Schnelligkeit der Information enorm zu – und die Vernetzung verändere das Nutzerverhalten. Die Aufgabe der Medien – und eben auch der Börsen-Zeitung – sei es, die weitreichenden Entwicklungen zu erklären und dabei wahlweise als Treiber oder als Korrektiv zu wirken.

Qualitätsmedien komme eine Rolle als Plattformen für gesellschaftliche Debatten zu. Es gelte, Zusammenhänge verständlich zu machen, nicht nur einzelne Sachverhalte zu erläutern. Wintels betonte, dass die KfW-Bankengruppe, die nächstes Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum feiern wird, und die Börsen-Zeitung durchaus gemeinsame Wurzeln haben. So haben beide Häuser die Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft begleitet und gestaltet – die KfW vor allem als Finanzierer, die Börsen-Zeitung insbesondere als Leitmedium des Kapitalmarkts. Indem die Zeitung Entwicklungen an den Märkten ab 1952 einordnete, leistete sie einen Beitrag für die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Finanzmärkte.

Gemeinsamkeiten

Eine weitere Gemeinsamkeit machte Wintels darin aus, dass so­wohl die Bank als auch die Zeitung Brücken zwischen dem Finanzplatz Frankfurt und dem politischen Entscheidungszentrum Berlin darstellten. Dabei verwies Wintels auf die Berichterstattung der Zeitung über die KfW und über so manche Einschätzung in den vergangenen 70 Jahren – auch manche, die sich im Nachhinein als falsch erwiesen hätten. In den 1980er Jahren beispielsweise hieß es in der Börsen-Zeitung, dass die KfW wohl an die Grenze des eigenen Förderungspotenzials ge­langt sei. Zur Erinnerung: Zu dieser Zeit lag das Fördervolumen bei um­ge­rechnet 6 Mrd. Euro. Im Jahr 2020 betrug es 135 Mrd. Euro. „Bei allem guten Willen und Einrechnung von Inflation“, sagte Wintels pointierend: „Es gab schon bessere Prognosen.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.