Rechnungslegung

Allianz setzt auf höhere Bewertung der Assekuranz

Eine lange Reise kommt an ihr Ziel: Im Januar starten die großen Versicherungsunternehmen mit IFRS 17 und IFRS 9. Die Allianz erwartet, dass der Kapitalmarkt dies mit höheren Bewertungen honoriert.

Allianz setzt auf höhere Bewertung der Assekuranz

mic München

Die Allianz hofft auf eine Neubewertung der Lebensversicherer nach der Einführung neuer IFRS-Standards im Januar. „Aktuell kann ein Investor kaum verstehen, woher die Gewinne in der Lebensversicherung stammen“, sagt Finanzvorstand Giulio Terzariol im CFO-Interview der Börsen-Zeitung. Daher sei, wie sich an den Kurs-Gewinn-Verhältnissen ablesen lasse, ein Lebensversicherer weniger wert als etwa ein Schaden- und Unfallversicherer. „Diese Multiples können sich mit der gesteigerten Transparenz über die Zeit erhöhen“, prophezeit Terzariol.

In der Versicherungswirtschaft wird nach rund zwei Jahrzehnten Entwicklungszeit mit IFRS17 ein neuer Standard zur Bilanzierung von Versicherungsverträgen eingeführt. In Europa wenden vor allem kapitalmarktorientierte Versicherer die Regeln an. Zugleich tritt der IFRS9 zur Bilanzierung finanzieller Vermögenswerte in Kraft. Roman Sauer, der das Accounting&Reporting der Allianz leitet, beziffert die Kosten der Umstellung für den Münchner Versicherer auf 200 Mill. Euro.

Die neuen Standards spielen Versicherern hierzulande in die Karten, ist Terzariol überzeugt: „Insgesamt sehe ich einen Vorteil für uns als Europäer, denn IFRS17 geht in Richtung von Solvency II.“ Die Europäische Union hat in der Richtlinie vor allem die Eigenmittelausstattung von Versicherern geregelt.

Investoren, die in der alten Rechnungslegungswelt die bestimmenden Faktoren für die Lebensversicherer nicht richtig nachvollziehen konnten, seien im neuen System in der Lage, mit Modellen zu erfassen, was in der Zukunft zu erwarten ist, erklärt der Finanzvorstand. Terzariol rechnet damit, dass die Anleger künftig ihren Fokus auf eine Rendite legen, die sich aus dem inneren Wert eines Lebensversicherer-Portfolios errechnen lässt. Diese an die Embedded-Value-Philosophie angelegte Marge ist mit dem Barwert künftiger Gewinne verbunden. Sauer erwartet außerdem, dass Analysten den Neugeschäftsmargen eine höhere Glaubwürdigkeit als bisher zusprechen, weil sie nun auf Zahlen aus der Bilanz zurückgerechnet werden können.

Das Gesamtprodukt sei gut, unterstreicht Sauer. Wenn man noch mal an den Startpunkt gehen dürfte, würde er versuchen, für Schaden- und Unfallversicherer keine Veränderung zu erzeugen: „Hier sind die Fortschritte von IFRS 17 übersichtlich, aber der Implementierungsaufwand ist gar nicht so gering.“ Terzariol meint, darüber hinaus hätte man sich die Volatilität in der Schaden- und Unfallversicherung durch IFRS9 ersparen können.

Interview Seite 5