Börsengänge

Amsterdam wird zu Europas Spac-Zentrum

Die Euronext in Amsterdam scheint sich zum europäischen Zentrum für Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) herauszubilden. Doch auch Frankfurt hat noch Chancen. Als Testballon gilt der Spac von Lakestar.

Amsterdam wird zu Europas Spac-Zentrum

cru Frankfurt

Die Euronext in Amsterdam, die schon einen Großteil des Aktienhandels aus London auf sich gezogen hat, scheint sich nun auch zum europäischen Zentrum für Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) herauszubilden. Doch auch Frankfurt hat noch Chancen. Als Testballon gilt der Spac des Schweizer Wagniskapitalgebers Lakestar.

„Amsterdam scheint sich aktuell zum Zentrum für Spacs in Europa herauszubilden. Hier wurde die meiste Vorarbeit geleistet, um die US-Struktur der Anlagevehikel übernehmen zu können“, sagte Bastian Schiedat, European Head of Equity Syndicate bei Berenberg, der Börsen-Zeitung. „Da gibt es einen Vorsprung. In Finanzkreisen ist die Rede davon, dass noch weitere fünf Spacs in diesem Jahr an die Euronext in Amsterdam kommen könnten, wenn nicht sogar mehr“, sagte Schiedat.

Aber auch Frankfurt kann sich noch ins Spiel bringen. „Als Vorreiter an der Frankfurter Börse gilt der geplante und bereits vielfach zitierte Spac von Lakestar. Für die Investoren selber ist der Börsenplatz innerhalb von Europa nicht entscheidend für ihr Investment,. Somit ist es zu diesem Zeitpunkt nicht sicher zu sagen, ob es wirklich am Ende ein Zentrum für europäische Spacs geben wird. Spacs starten in der Regel sehr viel schneller als die üblichen Börsengänge. Vom Kick-off bis zum Listing vergehen in der Regel nur acht Wochen, wie es der Fall bei dem von uns begleiteten Spac von ESG Core Investments war, der am vergangenen Freitag zum ersten Mal gehandelt hat“, so Schiedat.

Beim Wettbewerb europäischer Börsen um die Börsengänge von Spacs geht es darum, die US-Standards für die zunächst leeren Blankoscheck-Übernahmevehikel möglichst nachzubilden. Dazu gehört, dass die Aktionäre über eine beabsichtigte Übernahme mit einfacher Mehrheit abstimmen und ihre Anteile zurückgeben können, wenn sie nicht einverstanden sind. Dafür gibt es in London eine Hürde: Dort werden die Aktien bei einer beabsichtigten Fusion vom Handel ausgesetzt, so dass die Anteilseigner warten müssen, bevor sie aussteigen können.

Regulatorik entscheidend

Wegen solcher regulatorischen Nachteile legen deshalb viele europäische Spac-Sponsoren ihre Vehikel lieber in den USA auf. Dazu zählen etwa die Start-up-Schmiede Rocket Internet und der Kochboxenversender Hellofresh sowie Ex-Commerzbankchef Martin Blessing.

Im Jahr 2020 gingen 248 Spacs an die US-Börsen und sammelten die Rekordsumme von mehr als 83 Mrd. Dollar ein – die Hälfte des gesamten US-IPO-Volumens. Dieses Jahr ist auf dem besten Weg, einen neuen Rekord aufzustellen, mit 143 US-Spacs, die bis zum 12. Februar mehr als 44 Mrd. Dollar bei Börsengängen aufgebracht haben. Die Vehikel schießen wie Pilze aus dem Boden, weil sie einfach zu gründen sind. Es braucht nur einen prominenten Initiator, dem die Aktionäre zutrauen, ein unterbewertetes Unternehmen zu finden, zu kaufen und per Fusion mit dem Spac an die Börse zu führen.