Corona

Ausbaden auf den Balearen

Wäre die Dauer der Beratungen von Bund und Ländern zum Corona-Kurs ein Indikator für die Effektivität ihrer Beschlüsse, das Sars-CoV-2-Virus und alle seine Mutanten hätten nach der Spitzenrunde vom Montag keine Chance mehr. Dass die...

Ausbaden auf den Balearen

Wäre die Dauer der Beratungen von Bund und Ländern zum Corona-Kurs ein Indikator für die Effektivität ihrer Beschlüsse, das Sars-CoV-2-Virus und alle seine Mutanten hätten nach der Spitzenrunde vom Montag keine Chance mehr. Dass die Verhandlungen bis in den frühen Dienstagmorgen dauerten, bevor eine erschöpfte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammen mit Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine Verlängerung der geltenden Lockdownregeln, eine Bremse für die Lockerungsschritte aus dem Zwangsstillstand und einen harten Lockdown für die Tage um Ostern verkündete, wird dem Virus aber wie immer egal sein.

Andersrum gilt eine Korrelation genauso wenig. Nur weil die Spitzen von Bund und Ländern ihre Beratungen am Montagabend für mehrere Stunden unterbrechen mussten, um schließlich doch noch zu einer gemeinsamen Linie zu finden, die statt in der „Tagesschau“ erst im Frühstücksfernsehen kommentiert werden konnte, heißt das nicht, dass die Beschlüsse ungenügend sind, wie es die Kritik von vielen Seiten nahelegt. Am Corona-Kurs von Bund und Ländern gibt es viel zu kritisieren. Die Beschlüsse vom Dienstagmorgen gehören nicht dazu.

Die politisch Verantwortlichen geben dennoch eine schlechte Figur ab, weil sie den erst vor wenigen Tagen eingeschlagenen Lockerungskurs schon wieder revidieren müssen. Wenn dafür erst eine Sitzung bis in die frühen Morgenstunden nötig war, hätte man freilich schon die Beratungen Anfang März über Mitternacht hinausziehen sollen. Denn vor drei Wochen ließen sich Bund und Länder zu der Fehleinschätzung hinreißen, dass der Zeitpunkt für Öffnungsschritte da sei, während die dritte Infektionswelle nach einhelliger Meinung von Epidemiologen mit voller Wucht heranbrauste. Jetzt wird diese Entscheidung unter deutlich verschlechterten Bedingungen und höheren Kosten für die Wirtschaft korrigiert.

Die Bevölkerung müsse ausbaden, was ihr die Bundesregierung eingebrockt habe, heißt es jetzt, wo man gerade auf Lockerungen gepocht hatte. Schon klar: Alle sind frustriert, die Pandemie dauert schon viel zu lange und neben den wirtschaftlichen Schäden wachsen die sozialen Kosten und die psychischen Lasten. Abhilfe schaffen kann nur das Impfen, das quälend langsam hochläuft. Zum Ausbaden auf den Balearen zwingt die Bundesregierung aber niemanden, selbst wenn Bund und Länder für Auslandsreisen keine befriedigende Regelung gefunden haben.