Geldpolitik

Bank of Japan überrascht mit Wechsel der Strategie

Japans Notenbank hat die Zielspanne für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen ausgeweitet und Spekulationen über eine Abkehr von ihrer expansiven Geldpolitik ausgelöst. Der Yen wertet kräftig auf.

Bank of Japan überrascht mit Wechsel der Strategie

ast/mf/xaw Frankfurt/Tokio

Auf ihrer letzten Sitzung vor dem Jahreswechsel hat die japanische Notenbank überraschend die Spanne für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen ausgeweitet. Die obere Grenze liegt nun bei 0,5% statt zuvor 0,25%, die untere Grenze erweiterten die Währungshüter von −0,25% auf  −0,5%. Investoren spekulieren in der Folge auf eine Wende der Bank of Japan (BoJ) hin zu einer strafferen Geldpolitik – die Märkte reagierten mit teils deutlichen Kursverlusten, der Dollar gab bis zum Abend um 4,4% auf 130,84 Yen nach. Im vorherigen Jahresverlauf hatte der lockere Kurs der Zentralbank die heimische Währung erheblich belastet.

Derweil bestreitet Notenbank-Gouverneur Haruhiko Kuroda (Foto), dass die am Dienstagmorgen verkündete Maßnahme den ersten Schritt zur Abkehr von der lockeren Geldpolitik darstellt, an der die BoJ als letzte große Notenbank weltweit trotz der hohen Inflation festhält. Die in Japan üblicherweise niedrige bis negative Teuerung war im Oktober auf 3,6% gestiegen. Für den November rechnen von Reuters befragte Ökonomen mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 3,7%, was ein 40-Jahres-Hoch bedeuten würde.

Kuroda spielte bei der Pressekonferenz die Bedeutung des Schritts herunter. „Dies ist weder eine Straffung noch ein Schritt Richtung Ausstieg“, erklärte er. Gemäß ihrem Statement hat die BoJ die Zielspanne für die Staatsanleiherendite angepasst, „um das Funktionieren des Marktes zu verbessern und eine reibungslosere Entwicklung der gesamten Renditekurve zu fördern, während gleichzeitig die akkommodierenden finanziellen Bedingungen aufrechterhalten werden“. So kündigte die Notenbank zugleich an, das Volumen ihrer monatlichen Anleihekäufe im ersten Quartal des neuen Jahres auf 9 Bill. Yen zu erhöhen. Damit reagiert sie erneut auf den Aufwärtsdrang der Renditen seit dem Herbst.

An den europäischen Aktienmärkten lastete die Verunsicherung über den weiteren Kurs der BoJ indes auf der Stimmung. Der Dax fiel im frühen Handel bis auf 13792 Zähler, schloss dann aber noch leicht erholt mit einem Minus von 0,4% auf 13885 Punkten. Der Euro Stoxx 50 gab um 0,2% auf 3802 Zähler nach. Unterdessen profitierten Bankaktien davon, dass die Anleiherenditen – auch in der Eurozone – nach Bekanntmachung der japanischen Notenbankentscheidung anzogen. Die laufende Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihe kletterte im Handelsverlauf bis auf 2,31%, am Vortag hatte sie noch bei 2,20% gelegen. Auch am kurzen Ende zogen die Renditen der Bundestitel an.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Bank of Japan unter Kurodas Führung die Teilnehmer an den internationalen Finanzmärkten überrascht. Schon 2014 sorgte der Notenbankgouverneur mit der Entscheidung, die Anleihekäufe auszuweiten, für Turbulenzen an den Finanzmärkten weltweit. Der 78-Jährige steht noch bis März 2023 an der Spitze der Zentralbank. Nach Ansicht der Commerzbank ist die Geldpolitik der BoJ unter seinem Nachfolger nur äußerst schwer abschätzbar.

Nebenstehender Kommentar

Berichte Seiten 6 und 24

Technische Analyse Seite 13

MARKTDATEN
20.12.Vortag
Dax13884,66−0,42%
Euro Stoxx 503802,49−0,23%
S&P 500 (18h)3815,23−0,06%
1 Euro in Dollar (20h)1,06061,0605
Gold in Dollar (20h)1815,391787,44
Öl/März in Dollar (20h)80,5679,87
Bundrendite 10 J.2,302,20
US-Rendite 10 J.3,733,61
3-M.-Euribor2,0812,081
Quelle: Refinitiv
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