Aareal Bank holt Advent bei Aareon an Bord

Neuer Minderheitsaktionär soll das Softwarehaus bei der Expansion unterstützen - Aktionäre positiv gestimmt

Aareal Bank holt Advent bei Aareon an Bord

Die an der Börse schwer unter Druck geratene Aareal Bank treibt die Diversifizierung ihres Geschäftsmodells voran. Gemeinsam mit dem Finanzinvestor Advent will der Immobilienfinanzierer seine Softwaretochter auf Wachstum trimmen. Der Teilverkauf spült dem Institut netto 180 Mill. Euro in die Kasse, lee Frankfurt – Die Suche nach einem Investor für die auf Abrechnungssoftware für die Immobilienwirtschaft spezialisierte Tochter Aareon hat sich für die Wiesbadener Aareal Bank offenbar keineswegs schwer gestaltet. Im Laufe des im Mai gestarteten Verkaufsprozesses hatte Vorstandschef Hermann Merkens immer wieder durchblicken lassen, dass es an Interessenten nicht mangelte. Das spiegelt sich auch in den Konditionen wider, zu denen der Finanzinvestor Advent International am Ende zum Zuge kam. Die Private-Equity-Firma erklärte sich bereit, für eine Minderheitsbeteiligung in Höhe von 30 % rund 260 Mill. Euro in bar zu bezahlen. Weitere 50 Mill. Euro würden der Verkäuferin zufließen, wenn das Softwarehaus bestimmte finanzielle Ziele erreicht, hieß es in der von der Aareal Bank veröffentlichten Mitteilung. Die Aktie stieg am Freitag um 1,9 % auf 19,00 Euro.Die 180 Mill. Euro, die der Deal ihr im ersten Schritt in die Kasse spült, dürften der Aareal Bank gelegen kommen. Das Institut ist mit einer harten Kernkapitalquote von 19,8 % zwar besser kapitalisiert als die meisten hiesigen Finanzinstitute. Als Immobilienfinanzierer mit einem starken Anteil an Hotel- und Einzelhandelsimmobilien im Portfolio ist die Aareal Bank aber auch überdurchschnittlich von der Pandemie betroffen. Das schlägt sich auch in der Börsenbewertung des im MDax notierten Instituts nieder, die seit Jahresbeginn um etwa 40 % gefallen ist.Da kommt die Aussicht auf eine Wachstumsperspektive jenseits des Kerngeschäfts gerade recht. Merkens kündigte an, einen Großteil des Verkaufserlöses in die Expansion der Softwaretochter zu investieren, der sich dank der neuen Minderheitsaktionärin völlig neue Wachstumsperspektiven erschließen. “Wir haben immer gesagt, dass Aareon eine Perle ist”, sagte Merkens. Der vom aktivistischen Investor Teleios lautstark erhobenen Forderung, ihr Ertragspotenzial auch zu heben, will er mit Unterstützung der finanzstarken Private-Equity-Tochter nun auch nachkommen. Neue WachstumsperspektiveIm abgelaufenen Jahr setzte die nach Einschätzung ihrer Muttergesellschaft europaweit führende Anbieterin von Abrechnungssoftware 252 Mill. Euro um und erwirtschaftete einen Betriebsgewinn von 61 Mill. Euro. War es bislang das Ziel, den Betriebsgewinn bis 2025 zu verdoppeln, wollen die Aareal Bank und die Private-Equity-Gesellschaft nun den Turbo zünden. Bis 2025 sollen sich Gewinnmarge und Umsatzwachstum von Aareon zusammen auf mindestens 40 % summieren. Bislang liegt diese Kennzahl, die vor allem bei der Entscheidung von Risikokapitalgebern über die Investition in Start-up-Unternehmen zum Einsatz kommt, den Angaben zufolge bei 30 %.Aareon soll insbesondere durch Übernahmen wachsen. “Wir glauben, dass sie gut positioniert ist, um Konsolidierungschancen zu nutzen – in einer Industrie, in der die Digitalisierung noch am Anfang steht”, lässt sich Ranjan Sen, Deutschland-Chef von Advent International, in der Mitteilung zitieren. Um substanzielle zusätzliche Mittel für Übernahmen und Fusionen freizusetzen, soll die Verschuldung der Softwarefirma steigen. Wie Merkens in der Telefonkonferenz unterstrich, seien beide Partner jedoch bereit, gegebenenfalls Eigenkapital nachzuschießen, wenn dies etwa nach einem größeren Zukauf erforderlich sei, um die Kapitalstruktur stabil zu halten.In welche Richtung die Expansion gehen soll, vermochte Merkens jedoch noch nicht zu sagen. Denkbar sei sowohl, die Aareon-Technologie für andere Branchen einsetzbar zu machen, als auch, ihre starke Position in der beginnenden Konsolidierung des Marktes durch die Übernahme von Wettbewerbern auszubauen. Auf jeden Fall soll Aareon am Wachstum des Marktes teilhaben. “Die Corona-Pandemie hat viele in der Wohnungswirtschaft erkennen lassen, wie wichtig die Digitalisierung ist”, so der Chef der Aareal Bank.Geradezu handzahm zeigte sich der Investor, dessen Briefe den Verkaufsprozess losgetreten haben. In einem schriftlichen Statement lobte Teleios die im Rahmen des Teilverkaufs erzielte Bewertung als “ausgezeichnet” und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Aareal Bank nun wieder im Interesse ihrer Aktionäre handele. Teleios hält nach Informationen der Börsen-Zeitung aktuell 8,9 % der Anteile. Der ebenfalls in London ansässige aktivistische Investor Petrus Advisers hielt laut einer Ad-hoc-Mitteilung der Bank Anfang August 6,09 %.