ab – Adolf Kracht, dessen berufliche Vita gut und gerne für zwei oder drei Karrieren gereicht hätte, ist im Alter von 82 Jahren verstorben. Kracht war Sparkassenmanager, Landesbanker, Privatbankier, Versicherungschef und Sanierer. In brenzligen Situationen wurde er gerne geholt, und in allen Milieus der Finanzwelt fand er sich schnell zurecht. Der Norddeutsche mit der Sparkassenlehre und einem späteren BWL-Studium wurde bereits 1967 mit 32 Jahren auf seinen ersten Vorstandsposten bei der Kreissparkasse Münster berufen.Von dort holte ihn Ludwig Poullain zur WestLB, wo er nach Devisenzockereien die Währungssparte des Hauses wieder auf Vordermann brachte. 1976 folgte der Ruf auf den Vorstandsvorsitz der Nord/LB, die sich zu diesem Zeitpunkt gerade in Nöten befand. Eine eher unerwartete Wendung nahm Krachts Werdegang in den frühen achtziger Jahren, als die Familie von Finck erstmals einem Externen den Posten eines persönlich haftenden Geschäftsführenden Gesellschafters antrug.Zehn Jahre war er für die Privatbank tätig, ehe er beruflich erneut Neuland betrat. Bereits 1974 hatte er im Zuge der Herstatt-Pleite mit Hans Gerling zusammengearbeitet, der als Mehrheitsaktionär des zusammengebrochenen Instituts auch um seinen Versicherungskonzern fürchten und 51 % der Anteile abgeben musste. Erst gut zehn Jahre später war es Hans Gerling gelungen, wieder Alleineigentümer seines Unternehmens zu werden.Er holte Kracht Anfang 1991 als seinen Stellvertreter in den Vorstand des Versicherers, nach Gerlings Tod wenige Monate später übernahm Kracht den Chefsessel. In seiner Amtszeit wurde mit einem Anteil von 30 % die Deutsche Bank an Bord geholt, 1996 übergab Kracht den Vorstandsvorsitz an Jürgen Zech, dessen US-Expansion sich nur sechs Jahre später als fatal erweisen sollte. Nach seinem Rückzug aus dem operativen Tagesgeschäft war Krachts Expertise noch lange als Aufsichtsratsmitglied bei Deutscher Bank, Deutscher Post und Dussmann gefragt.