Adyen verzichtet auf Angebot für Wirecard-Teile

Niederländischer Wettbewerber bietet nicht für insolvente Firma mit - Keine Drittlizenzaktivitäten

Adyen verzichtet auf Angebot für Wirecard-Teile

Von Stefan Kroneck, MünchenDer niederländische Zahlungsabwickler Adyen hat kein Interesse daran, sich an der Zerlegung des insolventen größeren Wettbewerbers Wirecard zu beteiligen. Die Gesellschaft werde nicht für Unternehmensteile des Dax-Mitglieds mitbieten, sagte dessen Kommunikationschef in einem Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Nach den Plänen des vorläufigen Insolvenzverwalters Michael Jaffé sollen Teile des pleitegegangenen Unternehmens mit Sitz in Aschheim bei München an Investoren veräußert werden. Der Gläubigerausschuss stimmte diesem Vorhaben zu (vgl. BZ vom 2. Juli). Ein großes Hindernis könnten allerdings die wachsenden Prozessrisiken von Wirecard sein. Denn auf das Unternehmen rollt wegen des mutmaßlichen Bilanzbetrugs eine Klagewelle zu. Ein Verkauf von Unternehmensteilen würde daher nur dann gelingen, wenn die Insolvenzverwaltung diese Risiken in die Wirecard AG mit übernimmt. Ob die Gläubiger dazu bereit wären, ist offen. Zu ihnen gehören Großbanken. Die Institute gewährten Wirecard einen Milliardenkredit – darunter die Deutsche Bank, Commerzbank, DZ Bank und LBBW.Der Kommunikationschef von Adyen bezeichnete das Geschäftsmodell seines Unternehmens als relativ simpel. Damit könne man aber gutes Geld verdienen. Über Drittlizenzaktivitäten verfüge Adyen nicht. In Asien sei der Konzern mit einer Dependance in Singapur vertreten. Banklizenz auf GruppenebeneIm Bilanzskandal von Wirecard wurden vermutlich dem Management Drittlizenzgeschäfte in Asien zum Verhängnis. Nach einer kritischen Sonderprüfung durch KPMG und einem verweigerten Abschlusstestat von Ernst & Young für 2019 musste Wirecard zuletzt einräumen, dass möglicherweise diese Drittlizenzaktivitäten nur auf dem Papier bestanden. Asien machte fast die Hälfte des Konzernumsatzes und über die Hälfte des Ergebnisses aus. Nach einem aufgedeckten Bilanzloch von 1,9 Mrd. Euro liegt nun der Verdacht nahe, dass diese Aktivitäten ebenfalls eine Luftbuchung waren.In Deutschland ist der Fall ein Politikum. Die Finanzaufsicht BaFin und deren Präsident Felix Hufeld stehen unter Beschuss. Dem Adyen-Kommunikationschef zufolge verfügt die Gruppe für ihre europäischen Aktivitäten über eine Vollbanklizenz. Im Fall von Wirecard ist es nur die Banktochter. Daher beschränkt sich die BaFin auf die Kontrolle der Wirecard Bank.Die im Juni 2018 an die Börse gegangene Adyen NV ist nach einem Höhenflug der Aktie 40 Mrd. Euro wert – mehr als Wirecard zu ihrer Spitzenzeit (24 Mrd. Euro).