Die Agricultural Bank of China vollzieht in diesen Tagen einen entscheidenden Schritt mit der Eröffnung ihrer Niederlassung in Frankfurt. Für deutsche Unternehmen, aber auch solche aus China offeriert die Bank die ganze Bandbreite für Finanzdienstleistungen rund um den Auslandshandel mit China.Von Karin Böhmert, FrankfurtDie Agricultural Bank of China ist bereits seit 2009 mit einer Repräsentanz in Frankfurt vertreten, doch der entscheidende Schritt dürfte ihr nun mit der Eröffnung ihrer Niederlassung in Frankfurt gelingen. Durch diese eröffnen sich nun weitreichende Möglichkeiten für Kunden und Bank. Die Repräsentanz diente quasi als “Vorposten”, konnte aber lediglich Geschäftsbeziehungen knüpfen und diese an das Headoffice in China vermitteln.Mit dem Status einer Niederlassung kann die Agricultural Bank of China (ABC-Bank) nun auch hierzulande Geschäfte durchführen. “Wir haben eine lokale Kreditkompetenz und die Bonität des Mutterhauses”, sagt Peter Regnery, Mitglied der Frankfurter Geschäftsleitung der ABC-Bank, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Für deutsche Kunden wolle man als Zugangspunkt für deren Geschäfte in China gerade vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Zeitzonen fungieren. Zugleich sei man Ansprechpartner für chinesische Unternehmen, die ihr Auslandsgeschäft in der Eurozone abwickeln wollen.Deutschland habe einen “ganz wichtigen Fokus” für die ABC-Bank, sagt Regnery angesichts der starken wirtschaftlichen Geschäftsbeziehungen beider Länder. Hinzu komme die sukzessive Öffnung Chinas und damit einhergehend eine stärkere Internationalisierung auch hinsichtlich der Yuan-Abwicklung. So haben China und die Europäische Zentralbank (EZB) gerade in diesen Tagen ein neues Swap-Agreement zur Yuan-Abwicklung in der Eurozone getroffen. Mit dem Niederlassungsstatus könne die ABC nun den Zahlungsverkehr (Treasury) zwischen China und dem Euroraum in Frankfurt durchführen, betont Regnery. Weitere Geschäftsbereiche sind das Auslandsgeschäft (Trade Finance), Kreditvergabe an Unternehmen sowie Capital Markets mit der Emission von Dim Sum Bonds in Hongkong oder Schuldscheinplatzierungen in Europa. Geschäfte rund um ChinaKundenbeziehungen unterhält die Bank zu etwa der Hälfte der Dax 30-Unternehmen, die im Chinahandel tätig sind, erklärt Michael Lamla, Head of Corporate Banking. Begleiten wolle man aber auch den gehobenen deutschen Mittelstand bei dessen Geschäften in und mit China.Die ABC-Bank hat aber nicht nur deutsche Unternehmen im Visier, sondern offeriert ihre Dienstleistungen auch für französische und andere multinationale Konzerne. Deutschland und Frankreich seien beide große Länder im Chinahandel, unterstreicht Lamla. Vom Handelsvolumen zwischen China und Europa entfalle auf Deutschland ein Anteil von 30 %. Jeweils 12 % entfallen auf Großbritannien, das von der dortigen Tochter betreut werde, und auf die Niederlande. Frankreich komme auf einen Anteil von 9 %. Neben Lamla, der gut acht Jahre für die Hessische Landesbank (Helaba) in Frankreich gearbeitet hat und über eine entsprechende Marktexpertise verfügt, beschäftigt die ABC-Bank mehrere französisch sprechende Mitarbeiter.Die ABC-Bank startet in Frankfurt mit knapp 30 Mitarbeitern, deren Anzahl in den nächsten drei Jahren auf etwa 40 ausgebaut werden soll. Geleitet wird die neue Frankfurter Niederlassung von Qing Liu als Sprecherin der Geschäftsleitung. Sie hatte zuvor den Aufbau der Niederlassung in Seoul in Südkorea für die Agricultural Bank of China verantwortet. Jianyu Zhang, der seit 2009 die Repräsentanz leitet, wird künftig Managing Director für den Marktbereich sein. Regnery komplettiert die Geschäftsleitung. Er war zuvor langjähriger Managing Director der Nomura Bank in Deutschland und zuletzt Generalbevollmächtigter der LHB Internationale Handelsbank. Neben Frankfurt, das als Niederlassung für die Eurozone fungiert, unterhält die ABC-Bank insgesamt 13 Filialen, darunter in Hongkong, Singapur, Seoul, Sydney, New York, Dubai und Tokio. In London ist im vergangenen Jahr eine Tochter eröffnet worden, die Kundengeschäfte rund um das Pfund durchführt.Die 1951 gegründete chinesische ABC-Bank hat per Ende Juni eine Bilanzsumme von 2,3 Mrd. Dollar. Zweistellige Wachstumsraten weist das Institut im Auslandsgeschäft aus, darunter im Zahlungsverkehr aus internationalen Handelsgeschäften. Noch stärker wächst die grenzüberschreitende Yuan-Abwicklung (siehe Grafik). Nach ihrem Börsengang (IPO) 2010 in Schanghai und Hongkong, der seinerzeit das weltweit größte IPO darstellte, rangiert die Bank gemessen an ihrer Marktkapitalisierung derzeit an siebter Stelle weltweit.