Steuernachteil

Aktieninstitut baut auf ein Anlagen­sparkonto

Das Deutsche Aktieninstitut will die steuerliche Benachteiligung von Dividenden beseitigen und greift dafür eine Idee der europäischen Nachbarn auf.

Aktieninstitut baut auf ein Anlagen­sparkonto

wf Berlin

Für eine staatlich konzipiertes, steuerbegünstigtes Anlagensparkonto setzt sich das Deutsche Aktieninstitut (DAI) ein. Es soll der Bevölkerung die langfristige und renditestarke Aktienanlage erleichtern, die steuerliche Diskriminierung der Anteilspapiere beseitigen sowie die Kapitalmarktfinanzierung und auch den Finanzplatz Deutschland stärken. Die konkrete Ausgestaltung sollte so einfach wie möglich sein, machte Norbert Kuhn, Vizeleiter Kapitalmärkte und Leiter Unternehmensfinanzierung des DAI vor der Presse deutlich. Dies betreffe sowohl die Höhe der Kapitalanlage als auch Besteuerung und Haltefristen.

Freibetrag für Verkäufe

Die Bundesregierung plant mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz Veräußerungsgewinne aus Aktien und Aktienfonds im Privatvermögen über einen Freibetrag steuerfrei zu stellen. Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesjustizminister Marco Buschmann (beide FDP) hatten zu dem Gesetz Ende Juni Eckpunkte vorgestellt. „Wertpapiere sind nicht etwas für Millionäre. Wertpapiere sind etwas für Millionen“, hatte Lindner gesagt. Der Referentenentwurf wird in Kürze erwartet. Das Gesetz wird eine Vielzahl Neuerungen für den Finanzmarkt bringen. Das Inkrafttreten ist noch in der ersten Hälfte der Legislaturperiode geplant – also bis Herbst 2023.

Von einem steuerbegünstigten An­lagensparkonto verspricht sich das DAI mehr Aktionäre. 2121 sparten 21% der Deutschen in Aktien. In den USA und in Schweden sind es 52%. Einer der Gründe dürfte in der Besteuerung Aktienerträge hierzulande liegen. Kumuliert mit der Vorbelastung beim Unternehmen, bleiben dem Aktionär von 100 Euro Ertrag nach Abgeltungsteuer nur knapp 53 Euro. Bei festverzinslichen Wertpapieren sind es 75 Euro.

Allein in Europa kennen neun Länder Anlagesparkonten, die nach un­terschiedlichen Bedingungen steuerbefreit oder steuerbegünstigt sind. In Großbritannien ist der Individual Saving Account mit rund 20 Millionen Sparern besonders erfolgreich. Sparer dürfen jährlich bis zu 20000 Pfund investiert werden. Eine Haltefrist gibt es nicht. In Frankreich können die Sparer bis zu 150000 Euro in Aktien oder Fonds anlegen und die Mittel nach fünf Jahren steuerfrei nutzen.

Steuerfreibeträge auf Aktien und Aktienfonds, wie sie mit dem Zu­kunftsfinanzierungsgesetz auf Veräußerungsgewinne angekündigt sind, verbessern laut DAI zwar den Status quo. Da keine Dividenden berücksichtigt werden, bleibe es bei der steuerlichen Diskriminierung.

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