Bankenkonsolidierung in Italien

Aktionärsstruktur der Generali verschiebt sich

Mit der Übernahme des Generali-Großaktionärs Mediobanca durch die Monte dei Paschi verschiebt sich die Aktionärsstruktur bei der Generali erheblich.

Aktionärsstruktur der Generali verschiebt sich

Versicherer

Aktionärsstruktur der Generali verschiebt sich

Unternehmer Caltagirone und Delfin kontrollieren Versicherer

Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand

Bei der italienischen Versicherung Generali stehen in diesen Tagen weniger die Quartalszahlen als vielmehr die erheblichen Veränderungen im Aktionärskreis im Zentrum der Aufmerksamkeit. Denn diese dürften über kurz oder lang auch strategische Auswirkungen haben.

Der Versicherer steigerte seinen vergleichbaren Nettogewinn zwischen Januar und September um 14% auf 3,3 Mrd. Euro. Das lag vor allem am Schadengeschäft, das von einer rückläufigen Schadenquote profitierte. Die Schaden-Kosten-Quote, die die Rentabilität ausweist, sank auf 92,3 (94)%. Die Solvabilitätsquote, die die finanzielle Stabilität ausweist, wuchs auf 214 (210). Die Prämieneinnahmen stiegen um 3,7% auf 73,1 Mrd. Euro.

Auch Rom mischt mit

Mit der Übernahme des bisherigen Generali-Hauptaktionärs Mediobanca durch die Monte dei Paschi di Siena (MPS) ist die Generali de facto unter die Kontrolle des Bau- und Medienunternehmers Francesco Caltagirone sowie der Holding Delfin der Familie Del Vecchio und indirekt auch des Staates geraten. Das ist relevant. Denn Delfin und Caltagirone haben in den vergangenen Jahren wiederholt versucht, Generali-CEO Philippe Donnet zu stürzen und eine Strategieänderung durchzusetzen. Zuletzt waren sie bei der Hauptversammlung im Frühjahr dabei gescheitert, eine weitere Amtszeit des französischen CEO zu verhindern und eine Mehrheit im Verwaltungsrat zu erreichen.

Nun haben sie de facto die Kontrolle der Generali übernommen. Zusammen mit dem Staat kontrollieren sie etwa ein Drittel der Monte-dei-Paschi-Anteile. Die EZB hat Caltagirone außerdem eine Aufstockung seiner Anteile von derzeit knapp 10% auf bis zu maximal 20% genehmigt.

Wie geht es mit Natixis weiter?

Monte dei Paschi hat nun die 13,1% an der Generali, die bisher die Mediobanca gehalten hat. Zusammen mit den Generali-Anteilen der Unicredit, der mit ihnen befreundeten Familie Benetton sowie der Beteiligung der Monte dei Paschi kontrollieren Caltagirone und Delfin nun 41% der Generali. Damit können die Unternehmer den Kurs der Generali bestimmen.

Radikale Änderungen der Generali-Strategie sind zwar kurzfristig nicht zu erwarten. Doch auf absehbare Zeit dürfte die Zusammensetzung des Verwaltungsrats der neuen Aktionärsstruktur angepasst werden. Und auch das von Donnet geplante Joint Venture mit der französischen Natixis im Bereich Wealth Management, wodurch mit Assets von 1,9 Bill. Euro Europas zweitgrößter Vermögensverwalter entstünde, ist sehr in Frage gestellt. Denn sowohl Rom als auch Caltagirone und Delfin stehen dem Projekt sehr skeptisch gegenüber. Donnet muss vorsichtig sein und darauf Rücksicht nehmen. Das Vorhaben hat sich bereits verzögert und könnte vor dem Scheitern stehen. Generali allein kommt auf Assets under Management von 874,7 (863) Mrd. Euro.

Terzariol neuer Generaldirektor

Immerhin: Der Verwaltungsrat folgte Donnets Empfehlung, Giulio Terzariol, Chef der Versicherungssparte, zum neuen Generaldirektor zu ernennen. Der langjährige Allianz-Manager ist damit in der Pole Position für Donnets Nachfolge. Die Ernennung ist ein Zeichen der Entspannung.

Analysten finden zunehmend Gefallen an dem neuen Finanzpol aus Monte dei Paschi, Mediobanca und Generali. Gleich reihenweise haben Analysten etwa von Intermonte, Jefferies, BNP Paribas oder Autonomous zuletzt die Kursziele für die Monte dei Paschi di Siena angehoben.