Aktionäre attackieren Aufsichtsrat der Deutschen Bank

Nur knapp 78 Prozent stimmen für Entlastung - Stehende Ovationen für Ackermann - Verhaltener Ausblick

Aktionäre attackieren Aufsichtsrat der Deutschen Bank

bn/ssc Frankfurt – Die Aktionäre der Deutschen Bank haben Josef Ackermann als Vorstandsvorsitzenden am Donnerstag mit stehenden Ovationen verabschiedet, den ebenfalls ausscheidenden Aufsichtsratschef Clemens Börsig aber scharf kritisiert. Entsprechend kritisch fiel das Aktionärsvotum aus. Lediglich 77,7 % der Hauptversammlungsteilnehmer votierten für eine Entlastung des Aufsichtsrats, wie ein Sprecher des Instituts am Abend mitteilte. Die Vergütungspakete für den Vorstand 2011 nickten jedoch 94,3 % der Aktionäre ab. Als die Bank 2010 erstmals über Festgehälter und Boni abstimmen ließ, hatte die Zustimmungsquote bei mageren 58 % gelegen.Bei einer Präsenz von rund 33 % des Kapitals und der Rekordzahl von gut 7 000 Teilnehmern machten zahlreiche Anteilseigner ihrem Unmut vor allem über die Regelung des Führungswechsels Luft. “Enttäuscht” von Börsig zeigte sich Ingo Speich, Portfoliomanager der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment, welche etwa 1 % der Deutsche-Bank-Aktien kontrolliert. “Seit 2009 haben Sie es nicht geschafft, die Nachfolge von Herrn Ackermann vernünftig zu regeln”, warf er Börsig vor. Die Suche nach einem neuen Chef, die schließlich zur Doppelspitze aus Anshu Jain und Jürgen Fitschen führte, sei “nicht gerade eine Erfolgsgeschichte gewesen”, bemängelte auch Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz ( DSW). “Bei den vielen Dingen, die im Aufsichtsrat schiefgelaufen sind, ist es der richtige Schritt, externe Hilfe hinzuzuziehen”, begründet Hans-Christoph Hirt, Executive Director der britischen Fondsgesellschaft Hermes, im Interview der Börsen-Zeitung seine Forderung nach Überprüfung des Gremiums mit Hilfe von Beratern.Ackermann räumte ein, dass die Bank ihrem Anspruch an die eigene Reputation vor der Finanzkrise aus heutiger Sicht “nicht immer voll gerecht geworden” sei. Zugleich verteidigte er das Ziel einer Vorsteuerrendite von 25 %. Ohne hohe Profitabilität wäre die Bank “nicht ohne Staatsgeld” durch die Finanzkrise gekommen. In seiner Zeit als Vorstandschef hat die Bank mit einer Ausnahme jährlich Milliardengewinne erwirtschaftet, der Kurs ist indes gefallen (siehe Grafik). Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf müsse man Vorsicht walten lassen, sagte Ackermann. Wie mitgeteilt wurde, hat der Aufsichtsrat den Vertrag von Finanzvorstand Stefan Krause um fünf Jahre bis 2018 verlängert.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 3- Personen Seite 16