HAUPTVERSAMMLUNG DER DEUTSCHEN BANK

Aktionäre fordern Strategie ein

Hermes: Deutsche Bank bleibt in absehbarer Zukunft ein Restrukturierungsfall

Aktionäre fordern Strategie ein

bn Frankfurt – Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank haben wichtige Aktionärsvertreter vom Management Antworten auf strategische Fragen eingefordert. Die neue “Strategie 2020” überzeuge “nur bedingt”, erklärte Ingo Speich, Senior Portfoliomanager bei Union Investment. “Kosten und Risiken reduzieren, Eigenkapital und Profitabilität stärken wäre eigentlich der richtige Weg, doch gerade im Investment Banking stehen wegen der gestiegenen Fixgehälter Kostenstruktur und Ertragsaussichten in keinem Verhältnis”, beklagte er. Zweistellige Eigenkapitalrenditen seien nötig, um überhaupt die Kapitalkosten zu verdienen. Co-CEO Cryan sei der richtige Mann zur richtigen Zeit, konzedierte er. Nach einer Dekade des Missmanagements sei die Deutsche Bank heute ein Sanierungsfall. Eine Sanierung alleine aber helfe dem Aktienkurs nicht weiter. “Wenn irgendwann wieder Licht am Ende des Tunnels erkennbar wird, erwarten wir von Ihnen auch eigene strategische Impulse zur Weiterentwicklung der Bank”, erklärte Speich.So lange will die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) nicht warten. Vor dem Hintergrund all der negativen Nachrichten aus der Deutschen Bank brauche man sich über “den lausigen Aktienkurs nicht wundern”, sagte DSW-Vizepräsident Klaus Nieding – Speich hatte zuvor vorgerechnet, dass die Summe der drei Kapitalerhöhungen seit der Finanzkrise mit 21,7 Mrd. Euro höher sei als der aktuelle Börsenwert der Bank von 20 Mrd. Euro. “Wie sind Ihre Visionen?”, fragte Nieding Cryan. “Wo sind die lohnenden Geschäftsfelder unserer Bank, mit denen wir in Zukunft wieder klotzig Geld verdienen werden? Warum nur in aller Welt soll ich mir unsere Aktie zu einem Ramschpreis von unter 15 Euro kaufen, vom Zweck der Eintrittskarte für die heutige unterhaltsame Veranstaltung zu kleinem Geld mal abgesehen?”Cryan betonte in seiner Rede zwar, er fühle sich “etwas falsch verstanden”, wenn er ausschließlich als Sanierer bezeichnet werde. Auf konkrete Ansätze zur strategischen Fortentwicklung der Bank warteten die Aktionäre am Donnerstag indes vergebens, abgesehen von Ankündigungen des Kosten-, Risiko- und Komplexitätsabbaus sowie des Eigenkapitalaufbaus. So antwortete John Cryan, der mit Ablauf der Hauptversammlung vom Co-CEO zum CEO der Bank wurde, auf die Frage Niedings nach Visionen: “Es ist unsere Vision, eine Deutsche Bank zu sein, der man vertraut und die erfolgreich ist.” Im deutschen Heimatmarkt wolle sie über alle Kundensegmente hinweg der “am meisten angesehene Finanzdienstleister sein”.Hans-Christoph Hirt, Co-Head von Hermes Equity Ownership Services (EOS), bescheinigte dem Management um Cryan, der neue Vorstand habe die Probleme der Bank klar benannt und über wesentliche Arbeitsschwerpunkte informiert. Jetzt aber “sollten mehr Details zu den konkreten Plänen, Zeitangaben und Ziele sowie aussagekräftige Zwischenergebnisse präsentiert werden”. Nur dadurch könnten Investoren nachvollziehen, wie die Bank bei wesentlichen Vorhaben vorankomme.Für Hermes steht nach dem Rekordverlust 2015 und angesichts eines volatilen und tendenziell fallenden Aktienkurses fest: “Die Lage der Deutschen Bank ist weiterhin sehr schwierig. In absehbarer Zukunft wird sie ein Restrukturierungsfall bleiben.”