Allianz-Aktionäre wünschen mehr Dividende

Überwiegend Lob für Vorstand auf Hauptversammlung - Nichtregierungsorganisationen dominieren

Allianz-Aktionäre wünschen mehr Dividende

mic München – Aus Aktionärssicht dominierten Lob für den Vorstand und vereinzelte Kritik an der Dividendenpolitik die harmonische Hauptversammlung der Allianz. Die Tagesordnungspunkte wurden mit mindestens 98,8% abgesegnet. Das siebenstündige Treffen wurde aber – zeitlich gesehen – von den Nichtregierungsorganisationen (NGO) beherrscht. Organisationen von Oxfam bis hin zu Umweltschützern aus den Appalachen belegten zwei Drittel der Rede- und Antwortzeit. Rund die Hälfte der 30 Redner ergriff das Wort im Namen von Lobby-Zusammenschlüssen oder vertrat Einzelinteressen nach einem Versicherungsschaden.Allianz-Chef Michael Diekmann arbeitete die Fragen sukzessive ab. Er erhielt Lob von NGO-Vertretern für die Auskunftsbereitschaft im Vorjahr. Nach vier Stunden bemerkte er allerdings: “Wir gehen doch stark vom Geschäftsjahr weg.” Die Stellungnahme der Verwaltung sei bis zu diesem Zeitpunkt gefordert worden unter anderem zu Kohleabbau, Wasserkraft-Nutzung durch Staudämme, Klimaveränderung, Hunger, Atomkraft und Waffen. Diekmann fuhr fort: Er könne nicht die Verantwortung übernehmen für Themen, die Politik und Organisationen der Zivilgesellschaft tragen müssten.Nur eine Handvoll Redner formulierte übergreifende Eigentümerinteressen. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) strich Erfolge heraus: “Es war ein wirklich gutes Jahr für die Allianz.” Klaus Schneider von Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) lobte ebenfalls: “Das Geschäftsjahr 2012 ist rundum zufriedenstellend gelaufen.” Schwarzes Loch in den USAKritisch setzte sich die DSW-Vertreterin mit der Ausschüttungspolitik auseinander: “Leider sehen wir diese Verbesserung nicht bei der Dividendenausschüttung.” Während sich der Gewinn im vergangenen Jahr verdoppelte, blieb die Dividende unverändert bei 4,50 Euro. Das Urteil von SdK-Sprecher Schneider: “Die Dividende findet nicht uneingeschränkte Zustimmung.”Diekmann hielt dagegen, er halte die Dividendenrendite von 5,2% für sehr gut. Eine angestrebte höhere Dividende pro Aktie wolle das Management nicht einfach über eine Erhöhung der Ausschüttungsquote erreichen, sondern in erster Linie über mehr Überschuss: “Ich denke, dass es im Interesse aller Aktionäre ist, an einer höheren Wertschaffung teilzuhaben, anstatt einfach nur die Kasse weiter aufzumachen.”Als “schwarzes Loch” bezeichnete Bergdolt die US-Sachversicherungsgesellschaft Fireman’s Fund. Diekmann räumte ein: “Der operative Verlust 2012 in Höhe von 550 Mill. Euro ist auf den ersten Blick natürlich niederschmetternd.” Der Verlust werde aber durch Sondereinflüsse getrieben: den Sturm “Sandy” (230 Mill. Euro), die US-Dürreperiode (160 Mill. Euro) und eine Reservestärkung für Altverträge (350 Mill. Euro). Weil dies Sonderfaktoren seien, unterscheide sich die Prognose wesentlich von der Allianz Bank, die geschlossen wird. Dagegen erwarte die Allianz bei Fireman’s Fund, dass es im laufenden Jahr eine deutliche Ergebnisverbesserung in Richtung Nulllinie gebe und im Jahr 2015 die Kapitalkosten verdient würden.Wie ein Warnschuss wirkte der Hinweis von Diekmann, dass das Kostenmanagement auch in der Lebensversicherung von großer Bedeutung sei. Aufgrund des Niedrigzinsumfelds sänken die zu verteilenden Gewinne, sagte der Allianz-Chef: “Damit kommt der Kostenbelastung eine immer stärker werdende Bedeutung zu.” Die Allianz in Deutschland werde weiter an der Verbesserung der Abläufe arbeiten, um ihre führende Kostenposition zu verteidigen.Diekmann, dessen Vertrag bis Ende 2014 läuft und über dessen berufliche Zukunft der Aufsichtsrat wohl zwischen April und Juni 2014 formal entscheidet, nutzte das Treffen für persönliche Worte. Im laufenden Jahr sei er seit 25 Jahren bei der Allianz und im zehnten Jahr an der Vorstandsspitze. Der Weg sei nicht immer leicht gewesen, sagte er in erstmaliger Anwesenheit seiner Mutter auf einer Hauptversammlung der Allianz. Aber das Ziel sei klar: “Die Allianz soll ihre globale Führungsposition ausbauen, und das mit Anständigkeit und Zukunftsfähigkeit.”