Allianz baut Stellen in Deutschland ab
mic München – Die Allianz plant in Deutschland den Abbau von 700 Vollzeitstellen in der Schadenbearbeitung und in den Betriebsfunktionen. Diese Bereiche würden durch die Digitalisierung stark getroffen, begründete ein Sprecher die Entscheidung. Viele Prozesse werden mittels Software automatisiert. Der Abbau soll bis Ende 2020 abgeschlossen sein, die Kosten bezifferte die Allianz nicht. Bereits bis Ende vergangenen Jahres hätten rund 500 Mitarbeiter Altersteilzeitverträge abgeschlossen, ergänzte der Sprecher. Viel mehr Geld für LöhneDie Allianz beschäftigte im Durchschnitt des vergangenen Jahres rund 29 000 Personen in Deutschland, davon 16 000 in der Allianz Deutschland AG (davon 4 200 in Teilzeit). Deren Sparten Betrieb/Schaden zählen rund 10 000 Mitarbeiter. Der anstehende Abbau stellt einen Strategieschwenk dar, denn die Allianz Deutschland AG hatte ihren Beschäftigtenbestand seit 2012 nur geringfügig gesenkt: Knapp 400 Stellen wurden gestrichen. Zugleich stieg die Kostenlast. Denn die Ausgaben für Löhne und Gehälter legten in der gleichen Zeit von 809 Mill. Euro auf 926 Mill. Euro zu. Einen Zeitplan für die Entscheidungsfindung wollte der Sprecher nicht nennen. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern sollen in Kürze beginnen.Vom Stellenabbau sind alle zwölf Standorte der Allianz in Deutschland betroffen. Schließungen werde es nicht geben, betonte ein Sprecher. Doch werden Zuständigkeiten gebündelt. Beispielsweise soll die Unfallversicherung auf Berlin und München konzentriert werden. Hamburg, Stuttgart und Leipzig entfallen. Dafür wird Leipzig beispielsweise der zentrale Standort für das Kraftfahrt-Privatkundengeschäft.Letztmals hatte die Allianz in Deutschland 2006 ein Abbauprogramm angekündigt. Damals waren 5 000 Stellen ins Visier genommen worden. Dies verursachte nicht nur Unruhe, sondern auch Ineffizienzen, so dass das Geschäft litt. Die Erfahrung spiegelt das heutige Konzept, das unter anderem auf einen längeren Zeitraum angelegt ist. Denn der Ex-Rechnungslegungsvorstand Oliver Bäte, der heute Konzern-Chef ist, hatte 2011 erkannt: “Was wir schmerzhaft lernen mussten, ist: Große Restrukturierungen in kurzer Zeit erzeugen sehr viele Störungen, besonders im Vertrieb und bei der Schadenbearbeitung.” So musste die Allianz die Schadenbearbeitung damals beim Stand von 2 500 wieder um 150 Stellen erhöhen, um Bearbeitungszeiten zu verkürzen. Dies sollte die hohe Schadenquote senken, die liegengebliebene Fälle verursachten. Sachsparte schrumpft weiterAuf der Bilanzpressekonferenz 2017 hatte das Allianz-Deutschland-Management keine Andeutungen über den Stellenabbau gemacht. Die zunehmende Effizienz solle zu Wachstum führen, machte damals Personalvorstand Wolfgang Brezina klar. Vorstandschef Manfred Knof ergänzte: “Ein Wachstumskurs unterstützt natürlich die Beschäftigung.”Während der Allianz-Lebensversicherer in Deutschland brilliert und der Krankenversicherer sehr gutes Neugeschäft zeichnete, verlor der Sachversicherer auch im Jahr 2016 an Boden. Dem nun vorliegenden Geschäftsbericht zufolge sank die Zahl der Verträge im vergangenen Jahr um 1 % auf 32,6 Millionen Stück. Sie ist damit in jedem Jahr des laufenden Jahrhunderts rückläufig. Letztmals ein Plus meldete die Allianz 1999. Damals standen 45,2 Millionen Stück in den Büchern.