Allianz erkennt Milliardenlücke für Investitionen in Infrastruktur
Allianz erkennt Milliardenlücke für Investitionen in Infrastruktur
Allianz erkennt Milliardenlücke
für Investitionen in Infrastruktur
Konzern fordert schnellere Planung und mehr privates Kapital
jh München
Union und SPD haben sich jetzt auf ein sogenanntes Zukunftsgesetz geeinigt, um Infrastrukturvorhaben in Deutschland zu beschleunigen. Aus Sicht des Allianz-Konzerns ist das ein wichtiges und dringend notwendiges Signal, um eine milliardenschwere Lücke anzugehen. „Es ist erkannt worden, dass mehr gemacht werden muss“, sagte Claus Fintzen, Chief Investment Officer Infrastructure Debt von Allianz Global Investors, in einem Pressegespräch. Es sei aber eher „ein großes Zeichen“. Die 500 Mrd. Euro Sondervermögen Infrastruktur ließen sich nicht so schnell für Bauvorhaben einsetzen.
Tempo gefragt
Das Geld vom Staat reiche zudem bei Weitem nicht aus. Privates Kapital müsse mobilisiert werden. Fintzen betonte auch, es komme nicht nur auf die Planungsverfahren, sondern auf die Planungskapazität an. Hier bräuchten zum Beispiel Stadtwerke Hilfe, um zur Energiewende beizutragen. „Geschwindigkeit spielt eine große Rolle“, ergänzte Anna-Katharina Wichmann, Commercial Director des Kreditversicherers Allianz Trade.
Am meisten fehlt für Energie
Nach Schätzung von Allianz Trade müssten hierzulande bis 2035 mindestens 1,7 Bill. Euro in die Infrastruktur investiert werden. Abzüglich der angekündigten Projekte und trotz des Sondervermögens bleibe eine Lücke von 465 Mrd. Euro, berichtete Wichmann. 300 Mrd. Euro davon mache das Thema Energie aus. Das ist aus ihrer Sicht besonders beunruhigend, da die Energiewende eine entscheidende Stellschraube sei, um Klimaneutralität zu erreichen.
Das gilt auch auf für den restlichen Betrag der Lücke: 165 Mrd. Euro für den Gebäudesektor. „Die Dekarbonisierung dieses Sektors ist ein dickes Brett, das wir bohren müssen“, sagte Wichmann.
Insgesamt sei „privates Kapital ein entscheidender Faktor“. Die Industrie in Deutschland müsse mindestens 29 Mrd. Euro investieren, damit eine „grüne Transformation“ gelinge.
Plädoyer für öffentlich-private Partnerschaften
Fintzen hob die Bedeutung von Rahmenbedingungen hervor, um genügend privates Kapital für Investitionen in die Infrastruktur anzuziehen. Notwendig seien außer einfacheren und schnelleren Planungsverfahren eine über viele Jahre stabile Regulierung für den Ausbau von beispielsweise Stromnetzen sowie sinnvolle Finanzierungsformen. Öffentlich-private Partnerschaften seien eine gute Lösung, weil Risiken geteilt würden. Eine europäische Kapitalmarktunion würde aus Fintzens Sicht vieles erleichtern.
Er nannte ein Beispiel für die Erschwernisse: „Das Lieblingskind der deutschen Versicherer und Versorgungskassen ist der Spezialfonds.“ Dieser könne noch immer nicht Darlehen selbst sammeln. Notwendig sei eine Bank, die dafür Gebühren verlange. „Das ändert sich zum Glück im April des nächsten Jahres“, fügte Fintzen hinzu.
Kleine Versorgungskassen im Nachteil
Aber es gebe weiterhin Hindernisse. Für eine kleinere Versorgungskasse etwa sei es schwierig, Fremdkapital in Infrastruktur zu investieren, weil gemischte Fonds der Risikokapitalquote angerechnet würden. Dabei könne eine solche Kasse nicht mit Equity- oder Hedgefonds konkurrieren. Fintzens Fazit: „Es muss hier noch viel gemacht werden.“ Immerhin werde dies erkannt.
