Allianz kann Kapitalbedarf senken

Neues Produkt in der Lebensversicherung stabiler gegen Schocks - Kapitalmarkttag des Versicherers

Allianz kann Kapitalbedarf senken

Die Allianz profitiert von ihrem neuen Lebensversicherungsprodukt “Perspektive”, das den Kunden weniger feste Garantien bietet, durch ein deutlich reduziertes Risikokapital. Im Deutschland-Geschäft strebt der Versicherer niedrige Kosten an.mic München – “Es ist eine Win-Win-Situation”, lobte der Finanzvorstand der Allianz SE, Dieter Wemmer, die neue Produktlinie “Perspektive” beim diesjährigen Kapitalmarkttag des Versicherers. Sie biete der Allianz mehr Flexibilität. Den Kunden ermögliche sie höhere Renditechancen, so Alf Neumann, Vorstand der Allianz Leben. In der traditionellen Rentenversicherung – die bei der Allianz unter “Klassik” läuft – betrage der Garantiezins zwar 1,75 %. Inklusive der Abschluss- und Verwaltungskosten sinke die Verzinsung jedoch auf rund 1 %: “1 % wird nicht von jedem Kunden geschätzt.”Das Produkt “Perspektive” biete eine Garantie für den Erhalt der gezahlten Beiträge bei Fälligkeit des Vertrags, präzisierte Neumann frühere Angaben. Gestrichen werde dagegen der kontinuierliche Anstieg der Mindestrente in der Ansparphase. Während die Kunden laut Neumann diesen Anstieg nicht als zentral wahrnehmen, stellt er die Versicherer vor ein Zinsrisiko.Kern des neuen Produkts, das am 5. Juli der breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden soll, ist damit unverändert, dass die Rentenhöhe erst zu Beginn der Auszahlung fixiert wird. Denn der angesparte Betrag wird zu Bedingungen, die dann für das Neugeschäft gültig sind, in eine Rente umgemünzt. Neumann sieht neben eventuell höheren Zinsen zwei Vorteile für den Kunden im Vergleich zu einem alternativen Sparprozess, der in die Einmalzahlung in eine Rentenversicherung vor dem Ruhestand mündet: Erstens blieben trotz Neuanlage die Steuervorteile erhalten. Zweitens entstünden keine zusätzlichen Abschlusskosten.Die Allianz profitiere von “Perspektive” auch dadurch, dass weniger Risikokapital benötigt werde, erläuterte Neumann. Beispielsweise schlage ein Zinsschock weit weniger stark (80 %) auf den Kapitalbedarf durch. Wemmer strich heraus, dass die geringere Laufzeit der Verbindlichkeit angesichts der zunehmenden Volatilität in allen Teilen des Finanzmarktes positiv sei: “Perspektive ist genau das Produkt, das das Problem teilweise löst: Wie soll man ein 60 Jahre laufendes Investment finden in einem Markt, in dem es fast keine Anlage jenseits einer Laufzeit von 20 Jahren gibt?” Kampf gegen die KostenDas Deutschland-Management beleuchtete während der sechsstündigen Vortrags- und Frage-Antwort-Runden, die ausschließlich dem Heimatmarkt gewidmet waren, darüber hinaus sämtliche Aspekte des Geschäfts vor der Haustür. Chef Markus Rieß räumte ein, dass die Allianz weiterhin Kunden verliert (siehe Grafik). In der Lebens- und Krankenversicherung lege man zu, während die Sachversicherung im Minus sei. In der Kfz-Versicherung und mit dem neuen Produkt Privatschutz steuere man dagegen: “Unser Ziel ist, den Kundenverlust zu stoppen.”Das Online-Geschäft – ein Thema vor allem in der Sachversicherung – sieht Rieß als Opportunität, aber: “Es revolutioniert nicht den Markt.” Viele Kunden recherchierten zwar im Internet, kauften aber dort nicht ihre Police. Sach-Vorstand Severin Moser zufolge ist die Internet-Marke Allsecur auf gutem Weg, die Gewinnzone zu erreichen. Er machte klar, dass neu gewonnene Kunden erst nach einiger Zeit zur Allianz-Profitabilität beitrügen. Aktuell sei die Kohorte des Jahrgangs 2010 in der Gewinnzone. Eine Kannibalisierung zwischen Agentur- und Online-Vertrieb gebe es praktisch nicht, es handle sich um unterschiedliche Kunden, sagte Moser “Wir wollen wettbewerbsfähig sein in beiden Kanälen.”Rieß betonte auch vor diesem Hintergrund, dass niedrige Ausgaben entscheidend seien für den künftigen Erfolg der Allianz Deutschland AG. Man sei auf gutem Weg, die Kostenquote von 26 % in der Sachversicherung zu erreichen. Moser erklärte, hierzu werde die Standardisierung im Geschäft mit kleinen Unternehmen beitragen. Für jene Firmen, die pro Jahr weniger als 2 Mill. Euro umsetzten, werde das Produkt “Firmenschutz” entwickelt. Die Pilotphase sei für Ende 2014 geplant.Keine Details lieferte das Management zu der Andeutung von Allianz-Chef Michael Diekmann im Februar, mit den Agenturen über die Höhe der Provisionen für Lebensversicherungen reden zu wollen. Es sei zu früh für dieses Thema, sagte Neumann auf eine entsprechende Frage. Rieß wies darauf hin, dass Agenturen langfristige Verträge hätten und nur bei Neuabschluss Freiraum existiere. Mittelfristig gelte aber, wenn es eine “neue Normalität” mit niedrigen Zinsen gebe, müsse man sich dieses Thema anschauen.Krankenversicherungschefin Birgit König betonte, die Allianz konzentriere sich in dieser Sparte auf das Premium-Segment. Die Kapitalrendite liegt ihren Angaben zufolge in der Größenordnung von 34 %. Damit rangiert die Allianz erheblich über dem Marktniveau, das gut 10 % betragen dürfte.—– Wertberichtigt Seite 8