Allianz Leben senkt Beitragsgarantien

Marktführerin reduziert von 100 auf 90 Prozent - Pensionskasse schließt 2022 für Neugeschäft

Allianz Leben senkt Beitragsgarantien

ak Köln – Die Allianz Lebensversicherung verabschiedet sich in ihren wichtigsten Altersvorsorgeprodukten für Privatkunden von der vollen Beitragsgarantie. Vom kommenden Jahr an erhalten neue Kunden maximal 90 % ihrer Beiträge am Ende der Ansparphase garantiert, bisher waren es 100 %. Die Reduzierung des Garantieniveaus gilt für die seit 2013 eingeführte Produktpalette, mit der die Allianz auf das anhaltende Zinstief reagiert hatte.”Wir gehen diesen Schritt sehr bewusst, nicht weil wir müssen, sondern im Interesse unserer Kunden”, sagte Volker Priebe, Privatkundenvorstand des größten deutschen Lebensversicherers, der Börsen-Zeitung. “Das eröffnet Freiräume in der Kapitalanlage.” Die Allianz Leben will künftig noch stärker in Private Equity oder Infrastruktur investieren. “Unser Ziel lautet, dass mittelfristig jeder dritte Euro in alternative Anlagen fließt”, sagte Priebe. Heute sei es rund ein Viertel der Kapitalanlage in den jüngeren Produktgruppen. Befragungen hätten ergeben, dass die große Mehrheit der Kunden verstanden habe, dass eine chancen-orientiertere Vorsorge mehr Rendite verspreche. “Vor fünf Jahren haben bei unserem Produkt Investflex drei Viertel der Kunden eine Beitragsgarantie von 100 % gewählt. In diesem Jahr ist es nur noch ein Viertel”, führte Priebe aus.Lediglich in den Produkten wie Riester-Renten und in Teilen der betrieblichen Altersvorsorge, in denen eine volle Beitragsgarantie gesetzlich vorgeschrieben ist, bleibt es bei einer Zusage von 100 % der Beiträge.Die Allianz ist mit der Abkehr von der 100-prozentigen Beitragsgarantie nicht die erste Anbieterin auf dem deutschen Markt. Doch die strategischen Schritte der Marktführerin werden in der Branche mit hoher Aufmerksamkeit verfolgt – insbesondere, da die Allianz Leben in den vergangenen beiden Jahren den Rang 1 am deutschen Markt noch erheblich ausgebaut hat. Marktanteil steigt kräftigDie Anteile des Versicherers am Neugeschäft in der gesamten Lebensversicherung lagen 2018 und 2019 bei 40 % und mehr. Dadurch hat sich der Marktanteil der Allianz nach Beitragseinnahmen seit 2016 sprunghaft um fast neun Prozentpunkte auf rund 30 % erhöht. Nach Angaben des Unternehmens machen Produkte mit neuen Garantien, wie sie seit 2013 am Markt sind, sowie Risikoprodukte einen Anteil von 93 % am Neugeschäft aus.Kurz nach der Ankündigung der Allianz Leben meldete sich zum Thema Beitragsgarantien am Dienstag auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zu Wort. Der GDV untermauerte seine Forderung an die Politik, das Garantieniveau auch bei der Riester-Rente zu senken. “In einer Welt ohne positiven Nominalzins muss die Altersvorsorge neu gedacht werden – das gilt auch für Riester und die betriebliche Altersversorgung. Um Chancen am Kapitalmarkt nutzen zu können, braucht es flexiblere gesetzliche Garantieanforderungen”, ließ sich der neue Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen zitieren. “Einfachere Förderregeln und weniger Bürokratie senken zusätzlich die Kosten und tragen so zu einer attraktiven Rendite bei. Unsere Vorschläge für einen Neustart von Riester liegen auf dem Tisch.” Die Politik sei am Zug, die angekündigte Reform der privaten Altersvorsorge anzugehen.Auch für ihre betriebliche Altersvorsorge gab die Allianz Leben eine Änderung bekannt: Die Pensionskasse schließt 2022 ihr Neugeschäft. Grund sei die geringe Nachfrage. Die Allianz werde sich auf die Angebote in der Direktversicherung und im Pensionsfonds konzentrieren. Die Allianz Pensionskasse zählt nach Angaben von Priebe nicht zu den Anbietern unter intensivierter Aufsicht der BaFin. Sie zählte Ende vergangenen Jahres knapp 850 000 Verträge, Tendenz fallend. Die Allianz Pensionskasse verwaltet Kapitalanlagen von 13,3 Mrd. Euro. Sie ist unter den nicht firmen- oder branchengebundenen Pensionskassen in Deutschland die größte mit einem Marktanteil von 26 %.