mic München – Die Allianz kritisiert den Maßstab für ihre Einstufung als systemrelevante Versicherung. “Es ist nun eine seltsame Mischung aus Sozialfürsorge und Eindrücken aus der Finanzkrise geworden”, sagte Finanzvorstand Dieter Wemmer im Interview der Börsen-Zeitung. Mit der neuen Definition der Systemrelevanz ziele man auf die Frage, ob es sozialpolitisch große Effekte habe, wenn Millionen Kunden eine Kürzung ihrer privaten Rente hinnehmen müssten.Die Öffentlichkeit dagegen meine, die Versicherer stünden auf der Liste, weil sie genauso groß wie die Banken seien: “Dieses Spiel mit der Wahrnehmung war politisch gewünscht, weil es gut in das aktuelle Bild passt, dass die Finanzindustrie besonders kontrolliert werden muss.”Der Vorstand beklagte, dass es keine verbindliche Definition des geforderten Kapitals für Versicherer gebe: “Ich finde es furchtbar, dass ich nicht wie ein Bank-Finanzvorstand die Eigenkapitalanforderungen zumindest ansatzweise benennen kann.” Er rechnet mit einer Verabschiedung des Eigenkapitalregimes Solvency II durch das EU-Parlament im nächsten Februar. Die aktuelle Ungewissheit erschwere jede Zielsetzung für die Kapitalrendite. Die Allianz habe aber Potenzial für mehr als die 10,5 % aus dem Jahr 2012.Die Debatte über geringere Provisionen für Vermittlung von Lebensversicherungen zeigt nach Ansicht von Wemmer, dass der Gesamtkuchen kleiner geworden ist: “Das Gleichgewicht in dem System Kunde-Vermittler-Kapitalgeber muss wiedergefunden werden.” Den Aufbau globaler Geschäftsmodelle wie in der Einheit Worldwide Partners kommentierte er mit den Worten: “Ich will sehr wohl in die digitale Welt einsteigen, ohne ewig über einen Konflikt der Vertriebskanäle zu diskutieren.”Die Bancassurance wird Wemmer zufolge international intensiviert. In Deutschland gelte aber, dass die Bankkunden derzeit sehr kurzfristig investiert seien. Das Ziel eines Listings in China hat die Allianz derweil auf die lange Bank geschoben.—– Interview Seite 3