Allianz trotzt Zinstief und Sonderbelastungen

Versicherungskonzern peilt die obere Hälfte der für 2019 prognostizierten Gewinnspanne an - Zinssenkung schlägt durch

Allianz trotzt Zinstief und Sonderbelastungen

Trotz Sonderbelastungen aus dem Industrieversicherungsgeschäft im vierten Quartal peilt die Allianz die obere Hälfte ihrer Gewinnprognosen für 2019 an. Wegen der stark gesunkenen Zinsen will der Versicherer die Kosten drücken.mic München – Allianz-Finanzvorstand Giulio Terzariol zeigte sich bei der Vorlage der Quartalszahlen zufrieden mit dem Geschäftsverlauf: “Es sind sehr gute Ergebnisse mit einem operativen Gewinn von mehr als 9 Mrd. Euro.” Das entspricht einem Anstieg von 4,2 %.Daher formulierte der Versicherer nun auch offiziell seine Prognose optimistischer. Die Allianz wolle die obere Hälfte ihrer Gewinnprognose erreichen, sagte Terzariol. Anfang des Jahres hatten die Münchner ein operatives Ergebnis von 11 bis 12 Mrd. Euro angepeilt, nach 11,5 Mrd. Euro im Vorjahr. Zur Vorlage der Halbjahreszahlen hatte Terzariol dann auf Nachfrage nicht ausgeschlossen, dass die Allianz die obere Hälfte der Bandbreite erreiche.Die Allianz auf das obere Ende der Bandbreite festzulegen, darauf verzichtete der Finanzvorstand jedoch, obwohl schon ein unverändertes Ergebnis von 2,8 Mrd. Euro im vierten Quartal den Gewinn auf 11,9 Mrd. Euro hieven würde. Die Zurückhaltung begründete der Finanzvorstand mit weiteren Belastungen durch den Allianz-Industrieversicherer: “Für AGCS ist das Jahr 2019 definitiv ein schwieriges Jahr.”Allianz Global Corporate & Specialty werde im vierten Quartal Nachreservierungsbedarf im US-Haftpflichtversicherungsbuch haben. Im Gespräch mit Analysten sagte er, es handle sich um einen dreistelligen Millionenbetrag, und an erster Stelle stehe keine Eins.Nach neun Monaten betrug die Combined Ratio von AGCS 101,2 %. Damit ist klar, dass die Combined Ratio von AGCS im fünften Jahr in Folge schlechter als 100 % sein wird. Man betrachte besonders den AGCS-Preistrend, sagte der Finanzvorstand. Dieser weise im dritten Quartal mit 7,8 % einen deutlichen Anstieg auf. Im nächsten Jahr erwarte man Verbesserungen in der Profitabilität.Der Rückgang der Kapitalmarktzinsen schlägt auch auf das Zahlenwerk der Allianz durch. Im dritten Quartal sank die Rendite neu angelegter Mittel in der Sachversicherung (nach ökonomischer Betrachtung) mit 1,2 % auf einen historischen Tiefstand. Eine um 0,5 Prozentpunkte niedrigere Wiederanlagerendite führe auf Jahressicht dazu, dass das Kapitalanlageergebnis um 100 Mill. Euro sinke, rechnete Terzariol vor. In der Sachversicherung solle daher die Schaden-Kosten-Quote um 0,2 Punkte gesenkt werden. Man könne einerseits die Kostenquote verbessern, die in den ersten neun Monaten von 27,9 % auf 27,3 % gesunken ist, und andererseits sowohl in der Gewerbeversicherung als auch beim Industrieversicherer AGCS profitabler werden.In der Lebensversicherung sieht Terzariol vor allem in Frankreich Handlungsbedarf, wo sich die Allianz wie auch die Konkurrenz auf Druck der Aufsichtsbehörden Gedanken über neue Produkte machen müsse. In Deutschland dagegen habe die Allianz ein nachhaltiges Portfolio, man müsse also weniger ändern. In Italien sei die Allianz dank fondsgebundener Lebensversicherungen relativ gut positioniert. In den USA sei die Situation nicht so angespannt, weil die Zinsen relativ hoch seien.Die Neugeschäftsmarge sank zwar von 3,6 % im zweiten Quartal auf 3,1 %, blieb aber trotz Absturzes der Kapitalmarktzinsen hoch. Terzariol erklärte dies damit, dass der Wert mit einem Quartal Verzögerung berechnet werde. Im Gesamtjahr werde die Allianz über dem Ziel von 3 % bleiben: “Das ist ein gutes Ergebnis.”Vor allem die niedrigen Zinsen hätten zudem von Anfang Juli bis Ende September für einen Rückgang der Solvenzquote von 213 % auf 202 % geführt. Sinkende Konditionen führten zu höheren Kapitalanforderungen, erläuterte er. Diese seien um 2,6 Mrd. Euro gestiegen, was die Quote um zwölf Prozentpunkte gedrückt habe. 202 % seien aber ein komfortables Niveau, betonte der Finanzvorstand. Der Kapitalmarkt beobachtet diese Größe genau, weil vor allem die Bereitschaft zu neuen Aktienkäufen – und bei einem niedrigen Niveau auch die Höhe der Dividenden – von der Quote abhängt. Terzariol wies darauf hin, dass zugleich das Eigenkapital um 6,2 Mrd. Euro auf 74,6 Mrd. Euro gestiegen sei. Dabei schossen die unrealisierten Gewinne und Verluste um 4,2 Mrd. Euro auf 20,1 Mrd. Euro in die Höhe, seit Jahresbeginn hat sich diese Größe fast verdreifacht. Die unrealisierten Gewinne und Verluste addierten sich Terzariol zufolge brutto, also vor Beteiligung der Versicherungsnehmer, sogar auf 86 Mrd. Euro. Vermögensverwaltung im PlusInsgesamt bleibt die Allianz auf Wachstumskurs. Im dritten Quartal stieg der Umsatz, bereinigt um Währungs- und Konsolidierungseffekte, um 6,4 % auf 33,4 Mrd. Euro. Erstmals in diesem Jahr gelang auch der Vermögensverwaltung ein bereinigtes Plus von 1,8 %. Das verwaltete Vermögen stieg um 90 Mrd. Euro auf den Rekordwert von 1,7 Bill. Euro. Die Nettomittelzuflüsse betrugen 18 Mrd. Euro. Der operative Gewinn im Konzern stagnierte, weil Steigerungen in der Vermögensverwaltung und der Lebensversicherung durch einen Gewinnrückgang um 10,4 % in der Sachversicherung aufgefressen wurden. Grund war ein Anstieg der kombinierten Schaden- und Kostenquote im 1,2 Prozentpunkte auf 94,3 %, weil das Abwicklungsergebnis um 2,1 Punkte auf 2,5 % einbrach.Der europäische Direktversicherer sei in Deutschland und Holland gestartet, bestätigte Terzariol. Die Wachstumsrate sei im Vergleich zu den zusammengefassten Vorgängerfirmen flach. In neun Monaten wurden 948 Mill. Euro erlöst bei einer Schaden-Kosten-Quote von 104,6 %. Die Kostenquote betrug 19 %. – Wertberichtigt Seite 6