MONTE DEI PASCHI DI SIENA

Alptraum aller Aufseher

Eine Milliarde hier, eine Milliarde dort, und recht bald schon redet man über richtig viel Geld", lautet ein dem früheren US-Senator Everett Dirksen in den Mund gelegtes Bonmot. Die Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS), Alptraum aller Aufseher...

Alptraum aller Aufseher

Eine Milliarde hier, eine Milliarde dort, und recht bald schon redet man über richtig viel Geld”, lautet ein dem früheren US-Senator Everett Dirksen in den Mund gelegtes Bonmot. Die Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS), Alptraum aller Aufseher sowie der italienischen Steuerzahler, hat auf diese Weise in den vergangenen Jahren 18 Mrd. Euro an Kapital eingesammelt und großteils verbrannt. Nun sollen nochmals 8,8 Mrd. Euro hinzukommen. Auf diese Summe hat die EZB den neuerlichen Kapitalbedarf der drittgrößten Bank Italiens beziffert. Das sind mal locker knapp 4 Mrd. Euro mehr als das Volumen, das MPS selbst im Zuge einer gerade gescheiterten Kapitalerhöhung aus eigener Kraft einsammeln wollte.Die Differenz entsteht dabei offenbar aus der Diskrepanz zwischen dem Betrag, den eine Bank für gerade noch vermittelbar hält, um Löcher in ihrer Kapitaldecke stopfen zu können, und jener Summe, die Außenstehende für nötig halten, um die Bank auch auf Sicht flüssig zu halten und das Vertrauen ins Institut wiederherzustellen. Nicht zuletzt die Wiederherstellung des Vertrauens muss ein Ziel des Instruments der “vorsorglichen Rekapitalisierung” sein, mit dessen Hilfe Italien im Fall MPS die europäischen Bestimmungen zur Bankenabwicklung ins Leere laufen lässt. Gerade daran aber lässt sich die Sinnlosigkeit der Staatshilfe illustrieren: Auch nicht 9 Mrd. Euro stellen das Vertrauen in eine Bank wieder her, die 40 000 Kleinanlegern nachrangige Schrottanleihen aus eigenem Hause angedreht hat, welche nun wie eine Giftpille ihrer Abwicklung entgegenstehen. Anstatt die Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft zu ziehen, belohnt der Staat die Bank nun mit einer weiteren Kapitalspritze. Überall woanders wäre das Geld besser investiert.Für Aufsicht und Regulierung ist der Bail-out der Zombiebank aus Siena eine Blamage auf ganzer Linie: Acht Jahre nach Eskalation der Finanzkrise werden Banken kraft ihrer Systemrelevanz weiter auf Kosten der Allgemeinheit gerettet. Die EU-Bankenabwicklungsbehörde SRB ist desavouiert. Die European Banking Authority (EBA) hat nochmals bewiesen, dass ihre Stresstests zu vielem, nur nicht zu Warnsignalen für kommende Schieflagen taugen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum kann zwar für sich beanspruchen, die Reißleine gezogen zu haben, als MPS zu sehr auf Zeit zu spielen begann. Auch sie freilich ist zum Zuschauen verdammt, wenn die Politik die Regeln Europas wieder einmal bis aufs Brechen biegt.