„Das Vorsorgedepot geht am Kundenbedarf vorbei“
„Das Vorsorgedepot geht am Kundenbedarf vorbei“
„Das Vorsorgedepot geht am Kundenbedarf vorbei“
GDV-Präsident lehnt Fondslösung ab – DIA-Chef für markttaugliches Kostenmodell
wf/tl
Den Reformvorschlag eines Vorsorgedepots zur privaten Altersvorsorge aus dem Bundesfinanzministerium lehnt der Präsident des Versicherungsverbands GDV, Norbert Rollinger, ab. „Ich halte nichts davon“, sagte Rollinger der Börsen-Zeitung im Interview. „Das ist eine reine Fondslösung und geht am Kundenbedarf vorbei.“ Das Vorsorgedepot sei nur etwas „für Besserverdienende“. Versicherungen sollten mit einbezogen werden, empfahl Rollinger. Sie müssten aber nicht so bleiben, wie sie sind. „Versicherungen müssen viel transparenter werden.“
Die Frühstartrente, eine staatliche Kapitalmarktförderung für Kinder von 6 bis 18 Jahren, begrüßt die Branche indessen. Es sei gut, junge Menschen frühzeitig an Vermögensbildung und Altersvorsorge herzuführen, machte Rollinger deutlich. Kritisch sieht er, dass die Bundesregierung im Haushalt 2026 nur 50 Mill. Euro für dieses Projekt bereitgestellt habe. Dieser Betrag finanziert nur die Frühstartrente für den ersten Jahrgang.
DIA-Chef Schwark fordert Änderungen
Das Bundesfinanzministerium hatte am Freitag den Referentenentwurf einer reformierten privaten Altersvorsorge an Länder und Verbände verschickt. Die Stellungnahmefrist läuft am 10. Dezember aus. Am selben Abend tagt der Koalitionsausschuss dazu. Am 17. Dezember will das Bundeskabinett den Regierungsentwurf zur privaten Altersvorsorge auf den Weg der Gesetzgebung bringen. Zur Frühstartrente sollen Eckpunkte im Kabinett beschlossen werden.

Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) begrüßt den Entwurf, weist aber auf nötige Änderungen hin. Mehr Flexibilität in der Auszahlungsphase empfiehlt DAI-Chef Peter Schwark mit Blick auf die gestiegene Lebenserwartung. Der Entwurf zur Reform der privaten Altersvorsorge sieht vor, dass der Auszahlungsplan mit 85 Jahren endet. „Nicht jeder wird mit 85 noch auf dem Zettel haben, dass das Geld nicht mehr kommt“, sagte Schwark der Börsen -Zeitung im Interview. „Hier braucht es neben guter Beratung verschieden lange Laufzeiten für Auszahlpläne.“
Kritik an der Einrechnung einmaliger Abschlusskosten
Die Euphorie der Finanzbranche über die Reform dürfte durch den Effektivkostendeckel von 1,5% gedämpft werden. Kritischer Punkt aus DIA-Sicht für das Gelingen des Reformprojekts ist die Pflicht, die Vertriebskosten über die Vertragslaufzeit zu verteilen. „Wichtiger als Kostenhöhen sind aber Kostenstrukturen“, sagte Schwark. Das Verbot der Einrechnung einmaliger Abschlusskosten treffe die Basis vom Vertrieb. „Den Fehler, die Vertriebskosten über viele Jahre zu verteilen, gab es auch zu Beginn der Riester-Rente, die dann nicht ans Laufen kam.“
Im Interview Seiten 6 und 7
