DIE DEUTSCHE BANK ZIEHT NEUNMONATSBILANZ

Altlasten fressen den Quartalsgewinn nahezu komplett auf

Knapp in Gewinnzone gehalten - Anleihehandel büßt Hälfte der Erträge ein - Asset Management legt zu - Personalaufwand sinkt

Altlasten fressen den Quartalsgewinn nahezu komplett auf

bg Frankfurt – Ein weiteres Hochfahren der Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten sowie ein herber Abschwung im Anleihehandel haben den Quartalsgewinn der Deutschen Bank pulverisiert. Im dritten Abschnitt verdiente der Konzern vor Steuern nur noch 18 Mill. Euro nach 1,1 Mrd. Euro im Vorjahresabschnitt. Unterm Strich blieben dank eines Steuerertrages 51 Mill. Euro. Da die zusätzlichen Rückstellungen für Rechtsrisiken mit 1,2 Mrd. Euro um rund 700 Mill. Euro höher ausfielen, als Analysten vorab kalkulierten, verfehlte die Bank die Konsenserwartung eines Überschusses von 376 Mill. Euro.Angesichts des unerwartet tiefen Gewinneinbruchs wurde die Aktie im frühen Handel um bis zu 3,5 % niedriger gehandelt und befand sich damit in festem Umfeld am Dax-Ende. Aus dem Handel ging das Papier mit Rückenwind vom Markt mit einem Plus von 0,9 % bei 36,21 Euro. 4 Mrd. Euro VorsorgeDie Rücklagen für Rechtsstreitigkeiten summieren sich damit per Ende September auf 4,1 Mrd. Euro. Das Gros der jüngsten Vorsorge entfällt dabei auf die Forderungen der US-Hypothekenaufsicht FHFA, die jüngst Vergleiche mit J. P. Morgan und UBS erzielt hatte, eine Einigung mit Bank of America steht bevor. Anhand dieser Richtwerte kann dann auch die Deutsche Bank konkretere Summen in die Vorsorge einstellen. Analysten schätzen den Aufwand der Deutschen Bank allein für die US-Hypothekenklagen auf 1,3 Mrd. bis 1,7 Mrd. Dollar, was der Konzern mit den aktuellen Zuführungen abgedeckt haben sollte.Im operativen Geschäft zeigte sich der erwartet heftige Abschwung im Investment Banking. Bei um 26 % niedrigeren Erträgen von 2,936 Mrd. Euro klappte der Vorsteuergewinn im Segment auf 0,345 (i. V. 1,088) Mrd. Euro zusammen. Co-Vorstandschef Anshu Jain hatte die Investoren schon vor Wochen (vgl. BZ vom 24. September) darauf vorbereitet, dass die Erträge insbesondere im Handel mit Anleihen und anderen festverzinslichen Produkten schmelzen würden. Tatsächlich fiel der Abschwung mit 48 % bei den Einnahmen in diesem Bereich auf 1,3 Mrd. Euro äußerst prononciert aus – die US-Konkurrenz hatte Einbußen in einer Spanne von 20 bis 40 % berichtet.Finanzvorstand Stefan Krause zufolge hat die Deutsche Bank aber keine Marktanteile im Anleihehandel eingebüßt. Solange am Kapitalmarkt weiter Unsicherheit über ein Anziehen der Zinsschraube seitens der US-Notenbank herrsche, würden sich Investoren bei festverzinslichen Papieren zurückhalten – niemand wolle sich derzeit auf einen niedrigen Zins festnageln lassen. Das ganze sei ein zyklisches Thema, das sich nicht kurzfristig auflösen werde, gab er quasi als Indikation für das laufende vierte Quartal mit auf den Weg. Der Vorsteuergewinn im Investment Banking betrug im dritten Quartal mit 345 Mill. Euro nicht einmal die Hälfte des Wertes von 783 Mill. Euro im Vorquartal.Dabei zeigte sich von Juli bis September auch im Equity-Bereich ein gemischtes Bild: Während das Geschäft mit Aktienderivaten erheblich anzog, ergaben sich im Aktienhandel geringere Erträge. Auch das Emissions- und Beratungsgeschäft musste einen leichten Rückgang hinnehmen. Die Erträge im Kreditgeschäft zogen hingegen an.Auf Konzernebene verringerten sich die operativen Erträge um 10 % auf 7,7 Mrd. Euro. Die Kreditrisikovorsorge sank um 8 % auf 512 Mill. Euro, da in der Non-Core Operations Unit (NCOU) gemäß IAS 39 Vermögenswerte umgewidmet wurden. Der Personalaufwand wurde um 12 % auf 2,9 Mrd. Euro zurückgeführt, wozu insbesondere niedrigere Vergütungen im Investment Banking beitrugen. Für die Umsetzung des Optimierungsprogramms “Operational Excellence” wurden im Gegenzug 221 Mill. Euro aufgewendet. Retailgeschäft schwächeltLeicht niedrigere Erträge verzeichnete die Deutsche Bank in den Sparten Global Transaction Banking (GTB), dem Privatkundengeschäft (PCB) sowie der NCOU – einzig Asset & Wealth Management (AWM) konnte ein leichtes Plus bei den operativen Erträgen verzeichnen. Im Retailgeschäft von PCB machten sich ein geringerer Beitrag der Postbank, die insgesamt negativen Auswirkungen des Niedrigzinsumfelds sowie eine gedämpfte Kundenaktivität im Wertpapiergeschäft bemerkbar, was zu 5 % niedrigeren Einnahmen führte. Vor Steuern verdiente PCB 347 (507) Mill. Euro. Dank einer um gut ein Viertel geringeren Risikovorsorge sowie des straffen Kostenmanagements konnte GTB ihr Vorsteuerergebnis auf 379 (323) Mill. Euro verbessern. In der NCOU wurde der Fehlbetrag auf 1,183 Mrd. Euro ausgebaut, da hier die Lasten aus den Rechtsstreiten verbucht werden.Ein wenig abkoppeln von dem sonst negativen Trend konnte sich die Vermögensverwaltung, die von Fortschritten auf der Kostenseite profitiert. Vor Steuern wurde mit 283 (113) Mill. Euro deutlich mehr verdient, während die Einnahmen um 2 % auf knapp 1,3 Mrd. Euro zunahmen.