Am kostenlosen Girokonto rührt Zielke nicht

Die Commerzbank stellt Details ihrer neuen Strategie vor - Gewerkschaft kündigt Widerstand gegen Anpassung im Filialnetz an

Am kostenlosen Girokonto rührt Zielke nicht

Der vagen Ankündigung, dass sich die Kunden auf höhere Gebühren einstellen müssen, hat die Commerzbank am Freitag keine Konkretisierung folgen lassen. Stattdessen stellte Vorstandschef Martin Zielke höhere Erträge pro Kunde durch die Nutzung der mit der Banking-App generierten Verhaltensdaten in Aussicht.lee Frankfurt – Nachdem in den Vortagen die wesentlichen Eckpunkte bereits bekannt gegeben wurden, hat die Commerzbank am Freitag weitere Details ihrer neuen Strategie vorgestellt. Durch den Verkauf der Beteiligung an der polnischen MBank, den Abbau von netto 2 300 Vollzeitstellen im verbleibenden Konzern und die Integration des Online-Brokers Comdirect hofft das Institut, die Kostenbasis im Konzern bis 2023 um 600 Mill. Euro zu senken. Dadurch hofft der noch amtierende Finanzvorstand Stephan Engels, die Kosten-Ertrags-Relation bis 2023 um 8 Prozentpunkte senken zu können.Präzisieren wollte Engels diese Aussage auf Nachfrage jedoch nicht, er verwies hier lediglich darauf, dass sich die Kennziffer nicht nur aus den Kosten, sondern auch aus dem Ertrag zusammensetze. Nachdem das Institut in den vergangenen Jahren seine Ertragsziele mehrfach verfehlt hat, wollte er sich hier offenbar nicht festlegen lassen.Auch beim Thema Stellenabbau blieben die Angaben des Vorstands relativ vage. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Institut mitgeteilt, dass es 4 300 Vollzeitstellen streichen, zugleich aber an anderen Stellen im Konzern 2 000 neue Stellen schaffen werde. Die neuen Stellen sollen im Vertrieb und im Front und Middel Office entstehen sowie durch “Nearshoring”. Auf Nachfrage erläuterte Zielke, dass damit neue Stellen in den osteuropäischen Märkten gemeint seien, in denen die Commerzbank aktiv sei.Wie viele der Stellen wo entstehen sollen, wollte der Vorstandschef mit Rücksicht auf die noch ausstehenden Gespräche mit den Betriebsräten nicht sagen. Für den Stellenabbau im Konzern hat die Commerzbank 700 Mill. Euro zurückgestellt. Weitere 150 Mill. Euro seien für “Anpassungen im Filialnetz” vorgesehen. Gegen diese kündigte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Freitag Widerstand an. “Gegen einen Personalabbau im Filialbereich sprechen wir uns ganz entschieden aus”, zitierte die Nachrichtenagentur dpa-afx den Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann. Es gebe “keinerlei Einsparpotenzial” in den Zweigstellen.Auch die Suche nach Möglichkeiten, den Ertrag pro Kunde zu steigern, dürfte sich nicht gerade einfach gestalten. Nachdem die Commerzbank zuvor hatte anklingen lassen, dass sich ihre Kunden auf steigende Erträge werden einstellen müssen, stellte Zielke am Freitag klar, dass damit nicht der Abschied vom kostenlosen Girokonto gemeint sei.Eine rechnerische Ertragssteigerung pro Kunde dürfte sich aus der angekündigten Bereinigung des Kundenbestands ergeben. Wie die Commerzbank bereits am Vorabend bekannt gegeben hatte, wird sie rund eine Million nicht mehr aktive Kundenbeziehungen beenden. Zielke unterstrich, dass es sich dabei ausschließlich um Altkunden, zum Teil noch der vor mehr als zehn Jahren übernommenen Dresdner Bank, handele. Diese Karteileichen herausgerechnet, zähle das Institut rund 11,1 Millionen aktive Kundenbeziehungen im Privatkundengeschäft.Diesen Verwahrentgelte oder negative Zinsen für ihre Einlagen zu berechnen ist Zielke zufolge derzeit kein Thema. “Derartige Vereinbarungen haben wir bislang nur im Firmenkundengeschäft und bei sehr großen privaten Vermögen, die professionell verwaltet werden, getroffen”, so der Vorstandschef. Wenn die Zinssituation so bleibe, könne er für die Zukunft jedoch nicht ausschließen, dass das Instrument bei einem breiteren Kundenkreis eingesetzt werde. Verhaltensdaten im VisierZunächst will die Commerzbank jedoch versuchen, Daten und Algorithmen zu nutzen, um von ihren privaten Kunden mehr Ertrag abzuschöpfen. Dafür will die Commerzbank offenbar die durch das mobile Banking generierten Informationen über das Verhalten und den Aufenthaltsort ihrer Kunden nutzen. “Mit dem passenden Impuls, etwa einer Push-Nachricht zur rechten Zeit, decken wir Kundenbedürfnisse besser ab”, gab sich Zielke selbstbewusst.Auch das konkrete Beispiel lieferte er: “Sie machen Urlaub im Ausland, und am ersten Tag bekommen sie von der Banking-App die Info, dass Sie für die Dauer Ihres Aufenthalts kostengünstig überall Geld abheben können.” Wie sich die gebührenfreie Abhebung im Ausland in zusätzliche Erträge ummünzen lässt, blieb jedoch offen. – Leitartikel Seite 6 Notiert in Frankfurt Seite 6