Amazon strebt in den Finanzsektor

Technologiekonzern erwägt das Angebot von Bankdienstleistungen

Amazon strebt in den Finanzsektor

hen New York – Amazon will offenbar Finanzdienstleistungen anbieten. Wie das “Wall Street Journal” und andere amerikanische Medien berichten, plant das Technologieunternehmen eine Zusammenarbeit mit J.P. Morgan Chase oder auch mit Capital One. Wie die Dienstleistung aussehen soll, ist noch unklar; auch befindet sich das Projekt erst in der Planungsphase und kann jederzeit wieder eingestellt werden. Offenbar wird generell darüber nachgedacht, den Amazon-Kunden anzubieten, dass sie Geld auf eine Art Konto bei Amazon transferieren und aus diesem Fundus dann Käufe bei Amazon oder möglicherweise auch bei anderen Unternehmen bezahlen können. Das käme vor allem jenen der Millionen von Amazon-Kunden gelegen, die kein Konto besitzen und heute schon auf alternative Zahlungssysteme zurückgreifen. Besonders Millennials, also jener Teil der Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 35 Jahren, haben oft keinerlei Geschäftsbeziehung zu einer Bank, dafür aber eine hohe Affinität zu neuen Technologien und großes Vertrauen in Marken wie Amazon oder Google. Gebühren sparenAmazon könnte mit einem solchen Projekt Effizienz-, aber auch Strategieziele erreichen. So müssen Einzelhändler in den USA pro Kreditkartentransaktion rund 3 % an die Kreditkartengesellschaft bzw. die Bank abführen. Diese Gebühr könnte sich Amazon sparen, nutzten die Kunden ein von Amazon angebotenes Zahlungssystem. Das Online-Geschäft von Amazon operiert nämlich mit hauchdünnen Margen, die auch die sich sehr geduldig zeigenden Amazon-Aktionäre nicht dauerhaft hinnehmen werden. Es ist aber auch denkbar, dass der Konzern aus Seattle ein neues Geschäftsfeld im Bereich Finanzdienstleistungen aufbauen will. Wie der Bezahldienst Paypal könnte Amazon ihre Finanzdienstleistung auch anderen Kunden und Unternehmen anbieten. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung, die ursprünglich nur für den Konzern selbst gedacht war, später als Produkt für externe Kunden angeboten wird. Aufgrund der hohen Regulierungsdichte im Finanzsektor wäre Amazon bei ihrem jüngsten Projekt – anders als beim Cloud Computing – allerdings auf die Zusammenarbeit mit einer Bank angewiesen.