DEUTSCHE BÖRSE

Ambitionierter Plan

Die Deutsche Börse geht in die Offensive: Nach dem schweren Rückschlag des Scheiterns der Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) und der noch nicht ausgestandenen Affäre um den Verdacht auf Insiderhandel zeigt Börsenchef Carsten Kengeter...

Ambitionierter Plan

Die Deutsche Börse geht in die Offensive: Nach dem schweren Rückschlag des Scheiterns der Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) und der noch nicht ausgestandenen Affäre um den Verdacht auf Insiderhandel zeigt Börsenchef Carsten Kengeter Anstrengungen, die Initiative zurückzugewinnen. Das ist zweifellos im Sinne der Aktionäre der Börse und damit grundsätzlich zu begrüßen.Dabei geht es ausgerechnet gegen den Ex-Fusionspartner aus London, und zwar in Gestalt des mehrheitlich zur LSE gehörenden Clearinghauses LCH.Clearnet. Der jetzt präsentierte Plan, das eigene Geschäft mit dem Clearing von Zinsswaps durch ein Partnerschaftsprogramm stark auszubauen, erscheint ambitioniert: Was sollte Banken dazu bewegen, das Clearing vom Platzhirsch, der Plattform Swapclear von LCH.Clearnet, zur Deutschen Börse zu verlegen? Das Versprechen einer Umsatzbeteiligung der zehn größten Akteure im aufzubauenden Zinsswap-Geschäft der Börsentochter Eurex Clearing entfaltet nur begrenzte Attraktivität, denn die großen Clearingteilnehmer halten Anteile an LCH.Clearnet. Und das Argument der Deutschen Börse einer Belebung des Wettbewerbs zieht an den Finanzmärkten nicht immer. Wichtiger ist meist die Zusammenballung von Liquidität, die ihre eigene Schwerkraft entwickelt. Und das Zinsswap-Clearing liegt nun mal größtenteils bei Swapclear.Allerdings sitzen mit Staaten wie Deutschland die größten Schuldner und auch viele Anleger mit Exposure im Euro in der Eurozone – nur das Clearing der Zinsswaps findet außerhalb statt. Dies sowie der regulatorische Druck von EU und Europäischer Zentralbank (EZB), die das Geschäft mit Zinsswaps im Euro gerne unter ihre Aufsicht bekommen würden, könnten der Deutschen Börse eine Chance geben. Platzhirsch LCH.Clearnet blieben im Fall starken regulatorischen Drucks der EU wenig Reaktionsmöglichkeiten. Es lässt sich wegen der komplexen regulatorischen Prozesse nicht mal eben ein neue Clearinghaustochter mit Sitz in der EU aufbauen.Die größten Chancen hätte die Deutsche Börse wohl in dem Fall, dass die Brexit-Verhandlungen zwischen London und Brüssel im Desaster enden und komplett scheitern. Aber auch dann gäbe es wohl nur einen begrenzten Durchgriff der EU auf amerikanische und britische Institute, die den Markt dominieren und einen Großteil ihres Geschäfts in London halten würden. Der Deutschen Börse würde selbst in diesem Fall wohl nur ein Teil des Marktes zufallen.